Samsung Galaxy Note 7: Transportvorschriften durchkreuzen Samsungs UmtauschplÀne

Beim Umtausch der brandgefĂ€hrlichen Galaxy Note 7 von Samsung kann es zu Verzögerungen kommen, hat DHL nun bestĂ€tigt. Grund seien "gesetzliche Transportvorschriften", gemÀà denen die defekten GerĂ€te nicht ohne weiteres transportiert werden dĂŒrfen.
Wegen "gesetzlicher Transportvorschriften" kann es bei der Austauschaktion des Samsung Galaxy Note 7 zu Verzögerungen kommen. Das bestĂ€tigte das Logistikunternehmen DHL gegenĂŒber heise online und erklĂ€rte, man versuche im GesprĂ€ch mit Samsung "schnellstmöglich fĂŒr die Samsung-Kunden eine generelle Lösung fĂŒr die RĂŒcksendung der betroffenen GerĂ€te zu finden". Grund seien "defekte Akkus". Einer internen Mitteilung zufolge dĂŒrfen die Mitarbeiter alle Sendungen aus der RĂŒckrufaktion weder entgegennehmen noch transportieren.

Auch Samsung hat die Probleme gegenĂŒber heise online bestĂ€tigt, gestand aber lediglich ein, dass es "vereinzelt zu Verzögerungen kommen" könne. Die Sicherheit stehe an oberster Stelle und man sei "bemĂŒht, den Prozess im Interesse unserer Kunden zu optimieren". Offenbar dĂŒrfen die auszutauschenden GerĂ€te nicht normal auf dem Postweg befördert werden, weil ihre Akkus als defekt gewertet werden.
Dauer bis zur Lösung unklar
Damit haben sowohl DHL als auch Samsung im Grundsatz jene Berichte bestĂ€tigt, wonach teilweise Galaxy Note 7 [1], die auf dem vorgegebenen Weg fĂŒr den Umtausch [2] versendet werden sollten, nicht zugestellt werden. FĂŒr die betroffenen Kunden heiĂt das, dass auch ihr AustauschgerĂ€t nicht versendet wird, sie also gegebenenfalls auf unabsehbare Zeit ohne Smartphone auskommen mĂŒssen.
Das ganze Ausmaà der Probleme geht aus den Statements jedoch nicht hervor. Auch lassen beide Unternehmen damit unklar, wann die Kunden mit einer Lösung rechnen können.
Die RĂŒckrufaktion war eingeleitet worden, nachdem sich bei Dutzenden Galaxy Note 7 der Akku nicht nur beim Laden sondern auch bei normaler Benutzung zu stark erhitzte [3].
[Update 22.09.2016 â 12:30]:
GemÀà internationaler Transportvorschriften dĂŒrfen Lithium-Ionen-Akkus, die aus SicherheitsgrĂŒnden als defekt klassifiziert wurden â was beim Akku des Galaxy Note 7 der Fall ist â, nur noch dann von Dienstleistern wie DHL transportiert werden, wenn sie gemÀà SV376 und P908 verpackt werden. Dazu gehört unter anderem eine UN-geprĂŒfte Verpackung (mindestens Verpackungsklasse II), Aufsaugmaterial fĂŒr den Elektrolyten und ein Polstern und AuffĂŒllen der Verpackung mit einem nicht leitfĂ€higen und nicht brennbaren WĂ€rmedĂ€mmstoff. Ăblicherweise handelt es sich bei den vorgeschriebenen Verpackungen um gefahrgutzertifizierte Alukisten mit FĂŒllkissen aus Vermiculit.

(Bild: c't / BMZ GmbH / BatteryUniversity.eu)
Die von Samsung an Kunden verschickten Umverpackungen erfĂŒllen diese Vorgaben nicht: Die Fanseite AllAboutSamsung hat Bilder zum RĂŒckruf veröffentlicht [4], gemÀà denen Samsung betroffenen Kunden einen schlichten Pappkarton ohne weiteres FĂŒllmaterial zukommen lĂ€sst. Auch die Gefahrgut-Kennzeichnung auf der mitgeschickten Versandtasche erfĂŒllt nicht die Vorschriften: Sie gilt nur fĂŒr Sendungen mit nicht-defekten Akkus. Korrekterweise mĂŒsste das UN-Gefahrensymbol fĂŒr Gefahrgut der Klasse 9 aufgebracht werden.
Unter diesen UmstĂ€nden hat DHL zweifellos das Recht, den Transport zurĂŒckgerufener Galaxy Note 7 zu verweigern: Das Unternehmen muss sich an die gesetzlichen Transportvorschriften halten, um seine Mitarbeiter nicht zu gefĂ€hrden und um sich nicht strafbar zu machen.
Unserer EinschĂ€tzung nach gibt es nur eine praktikable Möglichkeit, das Galaxy Note 7 gesetzeskonform zurĂŒckzuschicken: Samsung mĂŒsste bei jedem Kunden eine Abholung veranlassen und den beauftragten Fahrern gefahrgutzertifizierte Kisten mitgeben â was sehr aufwĂ€ndig und teuer ist. Bei allen frĂŒheren uns bekannten Akku-RĂŒckrufen haben die betroffenen Firmen deshalb keine RĂŒcksendung verlangt, sondern die Kunden aufgefordert, die Akkus (oder die GerĂ€te samt Akku, falls dieser fest eingebaut war) dem örtlichen Entsorgungsunternehmen zum Recycling zu ĂŒbergeben.
[Update 22.09.2016 â 13:20 Uhr]
Bereits am 15. September wurden Mitarbeiter der Deutschen Post intern informiert: "Alle Sendungen aus der RĂŒckrufaktion der Firma Samsung bezĂŒglich defekter Smartphones der Marke "Galaxy Note 7" dĂŒrfen in den Filialen nicht angenommen, ĂŒbergeben und befördert werden. Die Beförderung durch die DP AG ist im Rahmen dieser RĂŒckrufaktion nicht zulĂ€ssig." Das geht aus einer Mitteilung hervor, die heise online von einem Leser zugeschickt wurde. Ein Foto der Mitteilung wurde im Artikel verlinkt.
Lesen Sie dazu auch bei c't:
- Transportvorschriften fĂŒr Lithium-Ionen-Akkus
(mho [5])
URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3329428
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Samsung-Galaxy-Note-7-Offenbar-massive-Probleme-beim-Umtausch-3329016.html
[2] https://www.heise.de/news/Brandgefaehrliche-Samsung-Note-7-weitere-70-Faelle-Samsung-beschraenkt-Akkuladung-3319148.html
[3] https://www.heise.de/news/Rueckruf-des-Galaxy-Note-7-Brandgefahr-nicht-nur-beim-Laden-3317803.html
[4] https://allaboutsamsung.de/2016/09/note-7-samsung-startet-austauschprogramm-in-deutschland-und-liefert-weitere-informationen/
[5] mailto:mho@heise.de
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