Satellitendaten: ESA-Portal zeigt Folgen der Corona- und Klimakrise aus dem All

Über Satelliten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus und Big-Data-Analysen lassen sich etwa Auswirkungen des Lockdowns sehr detailliert beobachten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 34 Kommentare lesen
Satellitendaten: ESA-Portal zeigt Folgen der Corona- und Klimakrise aus dem All

Der Umweltsatellit Sentinal-3A

(Bild: ESA)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die EU-Kommission hat in Kooperation mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA ein spezielles Erdbeobachtungsinstrument entwickelt, das vor allem die Nachwehen der Coronavirus-Pandemie, des damit verknüpften Lockdowns und der inzwischen laufenden Phase des erneuten Hochfahrens der Wirtschaft bis in kleinste Regionen hinein transparent machen soll. Das am Freitag präsentierte Werkzeug verbindet dafür Satellitendaten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus mit Analysen von Umweltparametern und Messwerten menschlicher Aktivitäten.

Mit der "Rapid Action Coronavirus Earth observation tool" (Race) getauften Plattform lassen sich aus dem Weltraum etwa Veränderungen der Luft- und Wasserqualität sowie wirtschaftliche und menschliche Tätigkeiten einschließlich Industrie, Schifffahrt, Bauwesen, Verkehr und landwirtschaftlicher Produktivität überwachen.

Eine Funktion erlaubt die Messung der weltweiten Umweltverschmutzung: Eine der über das Portal verfügbaren Karten zeigt die durchschnittliche Stickstoffdioxid-Konzentration über Regionen wie der Lombardei oder Großstädten wie Berlin und Paris an. Dabei wird auch deutlich, dass die Luftverschmutzung direkt nach dem Ende großflächiger Lockdown-Maßnahmen wieder angestiegen ist und etwa am Entdeckungsort von Sars-Cov-2 im zentralchinesischen Wuhan inzwischen sogar der Vor-Corona-Level überschritten ist.

Race soll auch veranschaulichen, wie sich durch die Kombination von Satellitendaten mit Methoden Künstlicher Intelligenz (KI) Wirtschaftsindikatoren überwachen lassen. Der ESA-Direktor für Erdbeobachtung, Josef Aschbacher, präsentierte diese Fähigkeiten anhand erkennbarer Produktionsänderungen bei einem Automobilhersteller in Deutschland sowie des Erlahmens des Flugzeugverkehrs auf dem Flughafen Barcelona während der Corona-Krise. Generell ließen sich über die Instrumententafel "sowohl sozioökonomische als auch ökologische Veränderungen" veranschaulichen.

Nutzer können über das "Dashboard" etwa die Effekte der Spargelerntezeit in Brandenburg verfolgen und Daten aus diesem Corona-Frühjahr mit der "normalen" Saison 2019 vergleichen. Beobachten lässt sich zudem beispielsweise auch das Aufkommen von Schiffen im Hamburger Hafen, das Hinweise auf den Transport von Rohstoffen gibt.

In den kommenden Monaten werde Race erweitert, um zusätzliche Standorte in ganz Europa zu kontrollieren, kündigte Aschbacher an. Die Plattform solle zudem mit weiteren Daten angereichert werden, die von den Copernicus-Sentinel-5P-Satelliten und Missionen Dritter zur Verfügung gestellt werden. Messwerte tragen aktuell etwa Firmen und Institutionen wie Aerospacelab, Airbus, EarthPulse, Mundi Web Services, Planetek Hellas, die Universität Bremen und Vodafone bei.

Die ESA hatte im April Forscher um Ideen gebeten, wie sich Daten aus laufenden Satellitenmissionen fürs Ausleuchten der Corona-Krise erschließen lassen könnten, und einen Programmierwettbewerb gestartet. Die daraus unter anderem erwachsene Race-Plattform bezeichnete EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton als "echten Beweis für die Widerstandsfähigkeit Europas". Das Werkzeug solle auch dabei helfen, die "grünen Ziele" der EU zu erreichen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(tiw)