Fast in ursprünglichem Zustand: Versteckter Ozean von Mimas überraschend jung

Ein Forschungsteam hat bestätigt, dass der Saturnmond einen Ozean beherbergt. Der ist so jung, dass er in kosmischen Maßstäben gerade erst entstanden ist.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 23 Kommentare lesen
Der kraterübersäte Mond Mimas

(Bild: NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute)

Lesezeit: 3 Min.

Auch unter der Oberfläche von Mimas, einem der kleineren Monde des Saturn, gibt es einen versteckten Ozean aus flüssigem Wasser. Die überraschende Annahme hat jetzt eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Valéry Lainey vom Pariser Observatorium bestätigt und damit eine alternative Theorie zum Aufbau des Himmelskörpers ausgeschlossen. Der Analyse zufolge ist der Ozean im Inneren des Mondes zudem lediglich fünf bis 15 Millionen Jahre alt, in astronomischen Zeiträumen also gewissermaßen gerade erst entstanden. Für die Erforschung, wie sich das Leben in unserem Sonnensystem entwickelt hat, ist er damit ein unbezahlbares Forschungsobjekt, auch wenn der Ozean selbst schwer zu erreichen ist. Ihn trennt eine 20 bis 30 km dicke Eisschicht von der Oberfläche.

"Überzeugende Hinweise" darauf, dass mit Mimas auch der innerste und der kleinste der weitgehend kugelförmigen Monde des Saturn einen Ozean unter der Oberfläche hat, waren bereits vor zwei Jahren gefunden worden. Die "merkwürdigen" Bewegungsmuster, die zu dem Schluss führten, hätten aber unter Umständen auch noch durch einen festen und lang gezogenen Gesteinskern unter der Eisschicht erklärt werden können. Erst durch eine genaue Vermessung der sogenannten Präzession des Mondes, also einer regelmäßigen Richtungsänderung seiner Rotationsachse durch gravitative Einflüsse vor allem des Saturn, habe man diese Theorie nun ausschließen können, erklärt das Forschungsteam.

Entstanden ist der Ozean demnach durch ein komplexes Zusammenspiel zwischen den Orbits von Mimas mit den Umlaufbahnen der benachbarten Monde Enceladus und Tethys. Die haben ihn demnach auf eine Bahn gedrückt, die ihn deutlich näher an den Saturn gebracht und für starke Gezeitenkräfte gesorgt hat. Dadurch sei das Innere des Mondes aufgeschmolzen worden. Das alles hat sich demnach erst vor wenigen Millionen Jahren zugetragen, das Gewässer wäre also in fast ursprünglichem Zustand. Damit könnte der Ozean einen Einblick in das frühe Stadium der Ozeanentstehung und das dortige Potenzial für die Entstehung von Leben geben, meint das Team.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Aber auch ohne eine Analyse des Ozeans vor Ort habe der Fund bereits erhebliche Auswirkungen auf unser Verständnis davon, wo es außerirdisches Leben geben könnte. Selbst in kleinen, scheinbar inaktiven Monden wie Mimas können Bedingungen herrschen, die die Entstehung von Leben ermöglichen. Außerdem können solche Bedingungen offenbar zu jeder Zeit in der Geschichte eines Planeten und seiner Monde auftauchen. Die jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichte Studie eröffne jedenfalls aufregende neue Möglichkeiten, für künftige Missionen und bringe uns einer Antwort auf die Frage, ob wir im Universum allein sind, möglicherweise wieder ein Stück näher.

Mit dem Fund reiht sich Mimas nun in die stetig wachsende Liste von Himmelskörpern im Sonnensystem ein, unter deren Oberflächen Ozeane vermutet werden. Beim Saturn und dem Jupiter gilt das für mehrere Monde bereits als sicher, unter den Oberflächen der Zwergplaneten Ceres und Pluto wurden solche Gewässer bereits vermutet. Sogar vier Monde des Uranus könnten unter ihrer Oberfläche Ozeane beherbergen, hat eine Auswertung von Daten verschiedener Sonden ergeben. Ob unter dem Eis des Mars tatsächlich flüssiges Wasser in Form eines Sees existiert, bleibt derweil umstritten.

(mho)