Saturnmond Titan: Nach Einschlägen "fast optimale" Bedingungen für Leben

Schon länger gilt der Titan als einer der erdähnlichsten Orte im Sonnensystem. Nun meinen Forscher, Asteroiden könnten dort Leben ermöglicht haben.

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Der Titan

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Einschläge von großen Meteoriten oder Asteroiden könnten auf dem Saturnmond Titan "geradezu optimale" habitable Ökosysteme geschaffen haben oder künftig wieder schaffen. Zu diesem Schluss kommt eine Gruppe von Forscherinnen und Forschern um Alvaro Penteado Crósta von der Landesuniversität von Campinas in Brasilien in einer Analyse, die sie nun vorgestellt haben. Demnach könnten solche Einschläge dafür gesorgt haben, dass organische Verbindungen an der Oberfläche und flüssiges Wasser aus dem Untergrund in einer lokal begrenzten habitable Zone vermischt worden wären. Diese könnte lange genug bestanden haben, um die Entstehung von Leben zu ermöglichen.

Der Titan ist der größte Mond des Ringplaneten Saturn und gehört zu den größten Monden im Sonnensystem. Zwar herrschen auf der Oberfläche Temperaturen von Minus 180 Grad Celsius, aber dank der dichten Atmosphäre findet sich dort trotzdem eine der erdähnlichsten Umgebungen im Sonnensystem. So ist der Titan neben der Erde der einzige bekannte Himmelskörper, auf dessen Oberfläche Flüssigkeiten vorkommen. Die entdeckten Seen bestehen aber nicht aus Wasser, sondern aus flüssigen Kohlenwasserstoffen wie Methan und Ethan. Sie bilden einen ähnlichen Kreislauf, wie das Wasser bei uns auf der Erde.

Cassini-Aufnahme von Menrva

(Bild: NASA/JPL-Caltech/ASI)

Darüber hinaus hat die Raumsonde Cassini Hinweise auf einen Ozean aus flüssigem Wasser unter der Oberfläche des Titan entdeckt. Auf dem eisigen Mond könnte also sowohl Leben existieren, das dem irdischen ähnelt – in dem Ozean unter der Oberfläche – als auch komplett anderes – in den Flüssigkeiten an der Oberfläche – erklärt die NASA. Besonders vielversprechend wäre aber eine Vermischung der beiden Umgebungen, erläutern Penteado Crósta und seine Kollegen nun dem US-Fachmagazin Science. So könnte der Einschlag, der vor etwa einer Milliarde den Titankrater Menrva geschaffen hat, einen Wassersee geschaffen haben, der eine Million Jahre alt geworden sein könnte. Trotz der vergleichsweise kurzen Zeit könnten dort Mikroben entstanden sein, haben sie ermittelt.

Cassini (18 Bilder)

Blick auf den Saturn und im Detail auf die Erde aus 1,45 Milliarden Kilometern Entfernung
(Bild: NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute)

Sogar kleinere Einschläge vor deutlich weniger Jahren könnten für solch einen Prozess ausgereicht haben, ergänzen sie noch. Dann könnten Forschungssonden möglicherweise sogar noch Spuren davon finden, spekuliert Penteado Crósta. Gegenwärtig wird die NASA-Drohne Dragonfly vorbereitet, die 2027 zu dem Saturnmond geschickt werden soll. Dort soll sie 2036 ankommen und einen Krater namens Selk erkunden, der wohl lediglich einige Hundert Millionen Jahre alt ist. Die Forschungsleiterin der NASA-Mission gibt sich gegenüber Science jedoch skeptisch, dass der Einschlag damals ausgereicht hat, um ein Loch zu dem Wasserozean zu schlagen.

(mho)