Schach Mensch vs. Maschine: letzte Match-Partie remis

Die vierte und letzte Partie zwischen dem Weltranglistenersten Garri Kasparow und dem Computerprogramm DeepFritz endete unentschieden.

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Von
  • Lars Bremer

Die vierte und letzte Partie zwischen dem Weltranglistenersten Garri Kasparow und dem Computerprogramm DeepFritz endete unentschieden. Der Endstand des Matches um die "erste Weltmeisterschaft in der virtuellen Realität" ist nach je einem Sieg und zwei Remisen 2 zu 2, was dem Ex-Weltmeister 175.000 US-Dollar und eine Art Oskar, Fritz hingegen Publicity einbringt.

In einer eher langweiligen Eröffnung folgten die Kontrahenten bis zum 13. Zug einer Fünf-Minuten-Blitzpartie der beiden stärksten Menschen, Weltmeister Wladimir Kramnik und Kasparow selbst. Doch dann verzichtete Kasparow nach längerem Nachdenken auf das spektakuläre Damenopfer, das ihm in der Vorgängerpartie den Sieg eingetragen hatte. Damit war jede Spannung aus dem Spiel und die Figuren purzelten wie eine Reihe Dominosteine vom virtuellen 3D-Brett. Fritz hat zwar Zugriff auf eine Datenbank aller Stellungen mit bis zu fünf Steinen (die Verwendung von Endspiel-Datenbanken mit sechs Steinen war verboten), aber nach nicht einmal zwei Stunden Gesamtspielzeit war ein so totes Endspiel entstanden, dass auch die allwissende Datenbank nicht helfen konnte. Das Fritz-Team nahm daraufhin Kasparows Remis-Angebot an.

Kasparow, der das gesamte Match nicht an einem Hardware-Schachbrett, sondern mit 3D-Brille am Monitor spielte, war in der ersten Partie lange am Drücker, verlor die zweite in ausbaufähiger Stellung durch ein Versehen und ließ den Rechner in der dritten aussehen wie einen Anfänger. Die 3D-Brille hat ihn offensichtlich nicht behindert -- starke Schachspieler sind ohne weiteres in der Lage, mehrere Partien ganz ohne Ansicht des Brettes zu spielen; der Weltrekord liegt bei 52 gleichzeitig blind gespielten Partien. Der moralische Sieger mag also Garri Kasparow heißen, das Resultat ist wie bei allen Matches der letzten zwei Jahre zwischen Rechnern und Weltklassespielern ausgeglichen. Gewöhnliche Großmeister-Turniere gewinnen die Programme mittlerweile selbst auf durchschnittlicher Hardware, nur eine Hand voll Spieler kann sich dem Ansturm der Schachmaschinen noch erwehren. Aber solange Siege wie in der dritten Partie möglich sind, die sich zu einem Desaster für das Schachprogramm auswuchs, bleibt der Kampf zwischen Mensch und Maschine spannend. (Lars Bremer) / (jk)