Schadensbegrenzung bei Alcatel und Lucent

Während Alcatel eine strategische Neuausrichtung sowie Maßnahmen zur Stärkung der Bilanz bekannt gibt, bezeichnet Lucent den geplatzten Deal als "Zeichen der Stärke".

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Von
  • Dorothee Wiegand

Während in den Medien nach den gescheiterten Fusionsgesprächen zwischen Alcatel und Lucent über mögliche Ursachen spekuliert wird, versuchen die beiden Telekommunikationsanbieter Imageverluste zu begrenzen. Die Aktien beider Unternehmen fielen im Kurs; in den USA erreichte die Alcatel-Aktie den tiefsten Stand der vergangenen zwölf Monate.

Alcatel gab gleichzeitig mit der Meldung über die Einstellung der Verhandlungen Pläne für eine strategische Neuausrichtung sowie Maßnahmen zur Stärkung der Bilanz bekannt: Die Erwartungen für das laufende zweite Quartal wurden auf ein Minus von drei Milliarden Euro nach unten korrigiert. Das Unternehmen betonte jedoch, dies sei vor allem auf Abschreibungen zurückzuführen, sowie darauf, dass kurzfristig eine Rückstellung von drei Milliarden Euro gebildet werden soll. Bis Ende 2001 hofft man durch Verkäufe einzelner Unternehmenszweige auf Einnahmen in Höhe von zwei Milliarden Euro. Unter anderem soll die Sparte Enterprise Business mit der Herstellung von Telefonanlagen für Unternehmenskunden verkauft werden, die auf dem US-Markt und zunehmend auch in Europa für Verluste sorgte. Auch die Fertigung von Mobiltelefonen wird weiter zurückgefahren.

In Zukunft will sich Alcatel stärker auf Telekommunikationsnetze konzentrieren. Bereits jetzt machten die Geschäftsfelder Transportnetzwerke und optische sowie Satelliten-Netzwerke rund 80 Prozent des Geschäftsvolumens im Telekommunikationsbereich aus. Auch nach dem geplatzten Deal mit Lucent besteht dabei großes Interesse am amerikanischen Markt. Alcatel-Chef Serge Tchuruk bezeichnete es als "absolut notwendig" für sein Unternehmen, auf dem US-Markt stärkeren Einfluss zu gewinnen.

Aus dem Lucent-Umfeld war nach US-Medienberichten zu hören, auch aufgrund der ungünstigen Geschäftsentwicklung bei Alcatel habe man sich nur eine gleichberechtigte Fusion mit dem französischen Konkurrenten vorstellen können. Lucent-Chef Henry Schacht bezeichnete den Rückzug von dem geplanten Deal mit Alcatel als "Zeichen der Stärke und nicht der Schwäche". Dem Wall Street Journal zufolge zeichnen sich jedoch bereits weitere Schwierigkeiten für das angeschlagene Unternehmen ab: der geplante Verkauf der Glasfaser-Sparte könnte am Widerspruch des Partners Corning Inc. scheitern. Dieses Unternehmen teilt mit Lucent den Besitz an Patenten für die Herstellung von Glasfaserkomponenten und sei mit den Verkaufsplänen nicht einverstanden.

Ausgerechnet Alcatel hatte zusammen mit einem italienischen Unternehmen Interesse an der Glasfaser-Firma gezeigt. Die Patentstreitigkeiten drohen den Verkauf nun hinauszuzögern und senken den möglichen Erlös. Derzeit gäbe es Angebote über vier bis viereinhalb Milliarden US-Dollar, nachdem ursprünglich von acht Milliarden US-Dollar die Rede war. "Es gibt keinen Plan B", sagten Insider dem Wall Street Journal mit Bezug auf die aktuelle Situation. Tatsächlich könne es Jahre dauern, bis Lucent wieder in die Gewinnzone zurückkehrt. (dwi)