Schlafüberwachung von Kindern: Verbraucherschützer warnen vor "Pokémon Sleep"

Gegenüber netzpolitik.org warnen Verbraucherschützer vor "Pokémon Sleep". Die App überwache Schlaf, fördere Spielsucht und soll Daten für Werbung nutzen.

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(Bild: The Pokemon Company)

Lesezeit: 3 Min.

Verbraucherschützer attackieren die App "Pokémon Sleep": Die App könne Sucht fördern und zeige Schwachstellen beim Datenschutz, sagten mehrere Institutionen dem Medium netzpolitik.org

Der Bericht von netzpolitik.org kritisiert das grundlegende Spielprinzip der App: "Pokémon Sleep" sammelt auf die Matratze gelegt über den Bewegungssensor und das Handy-Mikrofon Schlafdaten von Usern. Mit Pokémon-Belohnungen soll sie zu einem geregelten Schlafrhythmus beitragen. Je besser man schläft, desto mehr Taschenmonster darf man als Belohnung sammeln. Im Kern funktioniert "Pokémon Sleep" genau wie andere Schlaftracker, die man für Android und iOS herunterladen kann. Verbraucherschützer stören sich aber offenbar daran, dass sich die App an Minderjährige richtet.

"Eine App, die das Schlafverhalten von Kindern und Jugendlichen aufzeichnet, ist uns bisher nicht begegnet", sagte ein Sprecher des Landesdatenschutzbeauftragten Baden-Württemberg gegenüber netzpolitik.org. Informationen zum Schlafverhalten seien sensible Gesundheitsdaten, die nach DSGVO besonders geschützt sind. Minderjährige unter 16 Jahren können demnach ohne Erziehungsberechtigte nicht in die Verarbeitung einwilligen.

"Pokémon Sleep" ist im Google Play Store für Android-Geräte ohne Alterseinschränkung, im App Store von Apple ab 4 Jahren freigegeben. Beim Start der App zeigt "Pokémon Sleep" einen Hinweis, nach dem sich Kinder die Nutzungsbedingungen mit einem Erziehungsberechtigten durchlesen sollen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) bewertet das als "eine Farce":

Für ihren Umgang mit diesen sensiblen Daten steht "Pokémon Sleep" ebenfalls in der Kritik: Eine Untersuchung des Datenschutz-Projekts mobilsicher hat ergeben, dass die App Daten an Werbenetzwerke schickt. Die zu Nintendo gehörende Pokémon Company beteuert gegenüber netzpolitik.org dagegen, dass die App keine Daten von Minderjährigen an Werbenetzwerke schicke. Die Audioaufzeichnung lasse sich zudem ausschalten.

In einer FAQ schreiben die Entwickler, dass Audioaufnahmen ausschließlich lokal gespeichert werden. Sehr wohl auf den Servern landen dagegen Daten über das Schlafverhalten von Usern, mit denen ein Schlaftagebuch angelegt wird. Auch das geht aus den FAQ hervor.

Schließlich führt das Medium auch Suchtbedenken an: "Pokémon Sleep" nutze den Spieltrieb von Kindern aus und könne Sucht fördern, zitiert netzpolitik.org den Verbraucherzentrale Bundesverband. "Der erste und letzte Gedanke gilt zwangsläufig der App." Auch viele andere Mobilspiele sind darauf ausgerichtet, zum regelmäßigen Spielen anzuregen. "Pokémon Sleep" sei aber besonders gefährdend, weil es auf die Zeit direkt vor und nach dem Schlafengehen abzielt. Gamification-Elemente wie Ingame-Währungen seien dabei "perfide".

"Pokémon Sleep ist nur für Unterhaltungszwecke gedacht", zitiert netzpolitik.org den Sprecher der Pokémon Company. "Wir ermutigen auch immer Eltern, sich an den Spielerfahrungen ihrer Kinder zu beteiligen."

"Pokémon Sleep" wurde bereits 2019 angekündigt und kam im Juli nach längerer Entwicklungszeit auch in Deutschland in die App-Stores. Die Anwendung kann kostenlos heruntergeladen werden, in der App werden Premium-Pässe mit Zusatzgegenständen zum Kauf gegen Echtgeld angeboten. Im Android Play Store wurde die Anwendung bereits mehr als 1 Million Mal heruntergeladen. Ihre Nutzerbewertung liegt bei 2.4 von 5 Sternen.

(dahe)