Schlimmer geht's in der Asse immer

Im "Versuchsendlager" Asse hat sich Menge verstrahlter Salzlösung verdoppelt

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Die schlimmsten Befürchtungen über den Supergau in der Endlagerfrage, für den das sogenannte "Versuchsendlager" Asse steht, werden erneut übertroffen. Die unglaublichen Zustände in dem absaufenden und einstürzenden Salzstock sind zwar mittlerweile einigermaßen bekannt. Was es aber bedeutet, dass dort viel mehr und stärker radioaktiver Müll versenkt wurde, ist allerdings noch unklar. Sicher ist nur, dass es für den Steuerzahler noch sehr teuer kommen wird, da die Atomindustrie die Kosten für die Altlasten erfolgreich beim Steuerzahler abgeladen hat.

Als neueste Hiobsbotschaft musste nun das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) gestern mitteilen, dass offenbar die Wasserzuflüsse im Salzstock größer werden. In einer Erklärung heißt es: "Die Menge der radioaktiv belasteten Salzlösung, die vor der Einlagerungskammer 8 auf der 750 Meter Ebene in der Schachtanlage Asse aufgefangen wird, hat sich nach jüngsten Messungen gegenüber dem Stand des letzten Halbjahres von vier auf acht Liter pro Tag verdoppelt." Das klingt ja gar nicht so schlimm, nachdem vor gut einem Jahr der BfS-Präsident erklärt hatte, das täglich 12 Kubikmeter Grundwasser in das Bergwerk eindringen. Schon damals konnte Wolfram König aber nicht sagen, "wie lange die Standsicherheit für dieses Bergwerk noch gegeben ist." Er warnte, man müsse auf "Überraschungen" vorbereitet sein.

Eine der erwarteten Überraschungen der neuen Messungen ist, dass auch die "Aktivitätskonzentration an Cäsium-137 im selben Zeitraum von 2,4 auf etwa 4,3 Kilobecquerel pro Liter angestiegen ist", so erklärt BfS-Mitteilung. Vermutet wird, dass die Lösung aus dem Deckgebirge zutritt und auf dem "Weg durch die Kammer 8 Radionuklide" aufnehme, also radioaktiv verseucht wird. In der Kammer seien 11.278 Fässer mit Atommüll eingelagert.

Damit drängt sich das auf, was Atomkraftgegner stets vermutet haben, dass inzwischen die Kammern mit Atommüll vom Wassereintritt betroffen sind, die Fässer in der Lauge erwartungsgemäß korrodieren und sie die Radioaktivität freigeben. Da kürzlich bekannt wurde, dass in der Region um den Salzstock eine Häufung von Krebserkrankungen festzustellen ist, beeilte sich das BfS aber zu betonen, es sei bisher unklar, ob ein Zusammenhang zu dem Atommülllager bestehe. Das Bundesumweltministerium wiegelt noch stärker ab und will überhaupt keine Zusammenhänge sehen. Festgestellt wurde, dass Männer ein mehr als doppelt so hohes Risiko haben, in der Region an Leukämie zu erkranken. Bei Frauen wurde vor allem ein Dreifach erhöhtes Risiko festgestellt, Schilddrüsenkrebs zu bekommen.