Schriftrollen vom Toten Meer: Mit einer KI auf der Spur der Autoren

Ein Algorithmus hat Forschern nun eine Vermutung zu einem 2000 Jahre alten Schriftstück bestätigt. Das wurde womöglich von Vater und Sohn verfasst.

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Die 2200 Jahre alte "Große Jesajarolle"

(Bild: The Israel Museum, Jerusalem)

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Eine Künstliche Intelligenz hat erstmals bewiesen, dass eine der sogenannten Schriftrollen vom Toten Meer nicht von einem Schreiber, sondern von zwei verschiedenen Personen verfasst wurde. Das sei zwar bereits teilweise vermutet worden, erst jetzt habe man das dank moderner Technik aber bestätigen können. Die Analyse stammt von drei Forscher der niederländischen Reichsuniversität Groningen und wurde nun vorgestellt. Bei der untersuchten Schriftrolle handelt es sich um die sogenannte Große Jesajarolle die 1947 in Qumran am Toten Meer entdeckt wurde. Sie wird gemeinhin auf das zweite Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung datiert.

Als Schriftrollen vom Toten Meer werden eine Reihe von antiken jüdischen Texten zusammengefasst, die Mitte des 20. Jahrhunderts entdeckt wurden und für die Erforschung des Tanach und des Alten Testaments von großer Bedeutung sind. Ein wichtiger Punkt bei deren Erforschung sei die Frage der Autoren, die bis auf wenige Ausnahmen unbekannt sind. Über die Analyse der Handschriften versuchen Wissenschaftler, unter anderem zu ermitteln, ob es jeweils ein einzelner oder mehrere Schreiber an der Erstellung beteiligt war. Bislang habe man sich bei dieser Analyse mehr oder weniger auf Eindrücke verlassen müssen, schreiben die Forscher, nun habe man jedoch statistisch signifikante Erkenntnisse.

Wie die drei Forscher aus den Niederlanden erklären, haben sie für ihre Analyse ein neuronales Netzwerk zuerst darauf trainiert, die Schriftzeichen zu erkennen. In einem weiteren Schritt habe die Technik diese verglichen und die Vermutung bestätigt, dass sich in der konkreten Schriftrolle trotz der großen Gleichförmigkeit der Schriftzeichen zwei unterschiedliche Formen unterscheiden lassen. Sogar an welcher Stelle die Schreiber gewechselt haben, konnten sie ermitteln. Ihre Analyse legt demnach nahe, dass die Verfasser wohl die gleiche Ausbildung in einem vergleichsweise engen Umfeld erfahren hätten. Vorstellbar sei etwa ein Vater, der seinen Sohn das Schreiben gelehrt habe.

Die Technik habe nun neue Beweise dafür geliefert, dass die Verfasser der Schriftrollen nicht immer allein, sondern auch gemeinsam an Schriftrollen gearbeitet hätten. Dabei hätten sie versucht, so gleichförmig wie möglich an Texten zu schreiben, die einmal als biblisch gelten würden. Dass sie ihre Handschrift gegenseitig so gut kopieren konnten, dass moderne Paläografen sie nicht unterscheiden können, weise auf eine hohe Professionalisierung an.

(mho)