Schule digital: Mehrheit der Eltern ist mit Homeschooling unzufrieden

Nach anderthalb Jahren eingeschränktem und meist digitalem Unterricht während Corona ist die Klage über mangelnde Technik und Kompetenzen nach wie vor hoch.

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(Bild: Kate Kultsevych/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Die Schule geht in diesen Tagen auch in den südlichen Bundesländern wieder los. Doch auch nach anderthalb Jahren eingeschränktem und vielfach digitalem Unterricht aufgrund der Corona-Pandemie berichten 85 Prozent der Eltern und Schüler in Deutschland nach wie vor über Hürden beim Homeschooling. Dies zählt zu den Kernergebnissen einer Online-Umfrage unter 7851 Bundesbürgern, die das Marktforschungsinstitut Kantar für die Initiative D21 und die TU München durchgeführt hat.

An erster Stelle führen die Teilnehmer demnach Probleme mit dem Internet an. Insgesamt 53 Prozent der Haushalte, in denen schulpflichtige Kinder wohnen, berichten davon. Am häufigsten von Ausfällen und Zugangsproblemen sind mit 59 Prozent Familien in ländlichen Regionen betroffen, aber auch in Städten haben noch 48 Prozent damit zu kämpfen.

Als zweitgrößte Schwierigkeit machen die Befragten mit 37 Prozent mangelnde digitale Kompetenzen bei den Lehrkräften aus. Das ist ein Plus von sieben Prozentpunkten gegenüber 2020. 34 Prozent nennen mangelnde Unterstützung durch die Schule als Hindernis.

Nur insgesamt 48 Prozent der Eltern mit schulpflichtigen Kindern zeigten sich zufrieden mit dem Schulunterricht ihrer Kinder während Corona. Die meiste Zustimmung ernteten die Ausrichter des Heimunterrichts bei Müttern und Vätern mit formal hoher Bildung. Generell gaben allein fünf Prozent der Eltern an, "äußerst zufrieden" zu sein, acht Prozent dagegen "äußerst unzufrieden".

Im Bundesdurchschnitt erhielten 87 Prozent der Schüler in den vergangenen Monaten digitalen Unterricht. Allerdings wurde ihnen dabei aus Sicht der Eltern lediglich 55 Prozent der Unterrichtsmenge eines normalen Schuljahres vermittelt. Am Gymnasium wurde jeder Dritte zu Hause mit Lehrinhalten versorgt (67 Prozent), an den Grundschulen waren es mit 59 Prozent etwas weniger.

Der Austausch von Lerninhalten zwischen Lehrkräften und Schülern erfolgt nach wie vor auf verschiedenen Online-Wegen, hat sich aber im Vergleich zum Vorjahr gewandelt: Die Nutzung von Videokonferenzen legte um 19 Prozentpunkte auf 63 Prozent zu. Parallel ging in ähnlichem Maß die Nutzung von E-Mail zurück. Mit 64 Prozent bleibt sie aber an erster Stelle. Schulserver und digitale Plattformen wie Moodle gewannen etwa für Downloads an Bedeutung mit einer Nutzungsquote von 35 beziehungsweise 39 Prozent. WhatsApp nutzten dagegen nur noch 25 Prozent, was einem Minus von sieben Prozentpunkten entspricht. Ebenso viele holten Unterlagen in der Schule ab bei einem Plus von neun Prozentpunkten.

"Dass wir nach anderthalb Jahren digitalem Unterricht durch Corona nach wie vor einen Flickenteppich an Interaktion zwischen Lehrkräften und Schüler:innen sehen und teilweise Arbeitsmaterial weiterhin per Post verschickt wird, ist ungenügend", urteilt Helmut Krcmar von der TU München. "Es braucht schleunigst und flächendeckend eine robuste digitale Infrastruktur", die es ermögliche, "sich über Lernplattformen digital auszutauschen und miteinander zu arbeiten".

Die Geräteausstattung der Schüler ist abhängig vom Haushaltseinkommen. Je höher dieses ist, desto mehr Geräte stehen zur Verfügung. In Haushalten mit einem Monatsnettoeinkommen unter 3000 Euro stand durchschnittlich ein entsprechendes Werkzeug für den digitalen Unterricht zu Verfügung, bei über 5000 Euro waren es durchschnittlich drei.

War im Vorjahr noch das Smartphone das am häufigsten verwendete Instrument für Homeschooling, landete nun der Laptop mit 56 Prozent auf dem ersten Platz. Das vernetzte Mobiltelefon landet mit 52 Prozent auf Rang 2 gefolgt vom Tablet (48 Prozent) und dem Desktop-PC (40 Prozent).

Eltern beklagen die Hürden beim Homeschooling und bemängeln vor allem die mangelhafte digitale Infrastruktur und die Digitalkompetenz des Lehrpersonals.

(Bild: Initiative D21)

Für den D21-Präsidenten Hannes Schwaderer zeige sich angesichts der Studie, "dass wir die Weichen für den Digitalstandort Deutschland in der Vergangenheit nicht richtig und nicht früh genug gestellt haben". Es sei ein Armutszeugnis, dass nach wie vor "unzureichende Internetverbindungen die größte Hürde für den digitalen Unterricht sind". Die neue Bundesregierung müsse diese Misere "schnell und nachhaltig" beenden.

Die Befragung von Personen ab 16 Jahren in Haushalten, die das Internet privat nutzen, erfolgte zwischen dem 1. und dem 21. Juni. Bei den Resultaten handelt es sich um einen vorab von der öffentlich-privaten Partnerschaft D21 publizierten Teil des umfangreicheren E-Government Monitors 2021, der am 19. Oktober erscheinen soll.

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