Schulmassaker in Uvalde: Hinterbliebene klagen auch gegen Meta und Activision

Im Zusammenspiel mit einem Waffenhersteller sollen Instagram und "Call of Duty" einen Anteil daran haben, dass ein 18-Jähriger 21 Menschen erschossen hat.

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Bewaffnete Videospielfiguren

Werbung für Call of Duty Warzone

(Bild: Activision)

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Zwei Jahre nach einem Massaker an einer Grundschule im texanischen Uvalde haben mehrere Opferfamilien nicht nur den Hersteller der verwendeten Waffe, sondern auch die IT-Konzerne Meta und Activision verklagt. Das berichtet The Texas Tribune und erklärt, die drei Firmen hätten gemeinsam dafür gesorgt, dass der 18-jährige Todesschütze Feuerwaffen als ein Werkzeug zur Problemlösung betrachtet habe. Der Hersteller des benutzten Selbstladegewehrs habe sich gezielt an Heranwachsende gewandt, um für seine Waffen zu werben und dafür Plattformen wie Instagram und Spiele wie die Reihe "Call of Duty" benutzt. Eingereicht wurde die Klage gegen Meta und Activision demnach vor einem Gericht in Los Angeles.

Das den Klagen zugrunde liegende Massaker ereignete sich am 24. Mai 2022 in der Robb Elementary School in Uvalde. Dort eröffnete ein 18-Jähriger das Feuer und tötete 19 Kinder sowie zwei Lehrer. Für zusätzlichen Schrecken sorgte die Reaktion der Polizei, die erst nach 77 Minuten zu dem Schützen vorgedrungen ist und ihn erschoss. Nach einer Untersuchung hat das US-Justizministerium im Januar in einem über 600-seitigen Abschlussbericht das umfassende Versagen der zuständigen Strafverfolgungsbehörden dargelegt. Demnach waren einige Beamte überhaupt nicht geschult gewesen, um auf einen aktiven Schützen zu reagieren. Um einen Prozess zu verhindern, zahlt die Stadt 19 Opferfamilien zusammen zwei Millionen US-Dollar.

Mit der Klage werfen die Hinterbliebenen Activision nun vor, junge Menschen mit Spielen wie jenen der "Call of Duty"-Reihe gegenüber Gewaltakten zu desensibilisieren und sie dazu zu bringen, nach Waffen zu greifen, die sie darin kennenlernen, schreibt die Zeitung. In einem Statement hat der Konzern widersprochen: Es handle sich um eine unbegründete Anschuldigung, die von den eigentlichen Problemen ablenken würde. Außerdem sei der Anteil der videospielenden Menschen in vielen anderen Ländern ähnlich hoch wie in den USA, ohne dass es dort vergleichbare Raten von Waffengewalt gebe. Millionen Menschen würden Computerspiele spielen, ohne solche blutigen Angriffe vorzunehmen.

Gegen die Meta-Plattform Instagram erheben die Klagenden demnach den Vorwurf, Richtlinien gegen die Werbung für Waffen nicht so stringent durchzusetzen wie andere Vorgaben. So habe der Waffenhersteller Daniel Defense auf Instagram die Veröffentlichung eines Teils von "Call of Duty" beworben, und zwar mit dem Foto einer Waffe, wie sie später in Uvalde eingesetzt wurde. Auch sonst habe die Firma gezielt junge Menschen angesprochen. Der Anwalt der Klagenden weist demnach noch darauf hin, dass sich der Täter an seinem 18. Geburtstag nur 23 Minuten nach Mitternacht die später eingesetzte Waffe gekauft hat – bei einer Firma mit einem Marktanteil von weniger als einem Prozent. Dafür hätten auch Meta und Activision die Grundlage gelegt.

(mho)