Schusswaffen aus 3D-Druckern: US-Regierung geht gegen "Geisterwaffen" vor

Die US-Regierung will die Verbreitung von Schusswaffen ohne Seriennummern eindämmen. Die Waffenlobby hatte die neuen Regeln hinausgezögert.

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(Bild: ghostgunner.net)

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Die US-Regierung will schärfer gegen nicht nachzuverfolgende Schusswaffen aus dem 3D-Drucker vorgehen und hat deswegen die Definition von Schusswaffen angepasst, damit auch Einzelteile beziehungsweise Bausätze unter die Vorgaben fallen. Damit soll die Verbreitung sogenannter "Geisterwaffen" ("ghost guns") eingedämmt werden, teilte das US-Justizministerium mit. Das bezieht sich auf Schusswaffen, die ohne viel Arbeit ganz oder größtenteils aus vorgefertigten Bausätzen gefertigt werden, keine Seriennummern enthalten und ohne eine Prüfung des Käufers oder der Käuferin verkauft werden. Dadurch seien sie nur schwer nachzuverfolgen und für Kriminelle leicht zu erwerben.

Sobald die neuen Regeln in Kraft getreten sind, müssen auch vor dem Verkauf solcher Bausätze Hintergrundprüfungen durchgeführt werden, heißt es vom US-Justizministerium. Außerdem werde die Definition von Schusswaffengehäuse modernisiert, um sicherzustellen, dass auch Teile aus solchen Bausätzen eine Seriennummer tragen. Waffenhändler und Waffenschmiede müssen künftig auch selbst sicherstellen, dass Seriennummern auf Schusswaffen aus 3D-Druckern angebracht sind. Daten dazu müssen künftig auch so lange aufbewahrt werden, wie ihre Lizenzen gültig sind, um zu verhindern, dass weiterhin so viele Verbrechen mit Waffen durchgeführt werden, zu denen keine Daten mehr existieren.

Schusswaffen aus 3D-Druckern sind in den USA seit Jahren ein Thema, schon 2013 hatte ein Waffenaktivist die weltweit ersten Dateien für den 3D-Druck einer kompletten Waffe online gestellt. Damit ist es möglich, eine scharfe Pistole mit einem handelsüblichen 3D-Drucker nahezu komplett aus Kunststoff herzustellen. Die Waffe ist daher auch kaum durch Metalldetektoren aufzuspüren. Deren Benutzung war aber durchaus gefährlich. Problematischer sind Schusswaffen aus Metall, die mit Bauplänen aus dem Internet ganz oder größtenteils hergestellt werden und deren Verbreitung überhaupt nicht nachzuvollziehen ist, weil sie über keine Seriennummern verfügen. Dem will die US-Regierung entgegenwirken. Das bedeutet auch eine Abkehr von der Linie des vorigen US-Präsidenten, Donald Trump hatte den Widerstand gegen die Verbreitung solcher Waffen aufgegeben.

Die jetzt beschlossene Neuregelung war bereits im vergangenen Jahr angekündigt worden, unter anderem die mächtige Waffenlobby hat ihre Umsetzung aber hinausgezögert, schreibt die dpa. In 120 Tagen soll sie in Kraft treten, dann dürfte es aber Klagen dagegen geben. US-Ermittlungsbehörden zufolge sind zwischen 2016 und 2021 mehr als 45.000 mutmaßlich privat zusammengebaute Schusswaffen aus Bausätzen sichergestellt worden. Die Tendenz ist stark steigend. Die Waffen stehen demnach mit fast 700 versuchten oder abgeschlossenen Tötungsdelikten in Zusammenhang. US-Präsident Joe Biden würde die Waffengesetze der USA gerne verschärfen, aber im US-Parlament gibt es dafür keine Mehrheit. Die Gesundheitsbehörde CDC verzeichnete 2019 insgesamt 39.707 Schusswaffentote – also fast 110 Tote pro Tag.

(mho)