"Schwärzester Tag": Microsoft-Präsident kritisiert britische Entscheidung scharf

Mit dem Brexit sei etwas anderes versprochen worden, meint Brad Smith von Microsoft zur Ablehnung des Activision-Deals. Der Ärmelkanal habe nie breiter gewirkt.

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Handy mit Logo von Activision Blizzard vor Microsoft-Logo

(Bild: Sergei Elagin/Shutterstock.com)

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Microsoft-Präsident Brad Smith hat die britische Ablehnung der geplanten Übernahme von Activision Blizzard mit scharfen Worten kritisiert und gleichzeitig die EU-Behörden gelobt. Der Ärmelkanal zwischen Großbritannien und Europa habe nie breiter gewirkt, sagt er in einem Interview mit BBC 4. Die Entscheidung der Kartellbehörde Competitions and Market Authority (CMA) sende die klare Botschaft, "die Europäische Union ist attraktiver für die Gründung eines Unternehmens, wenn du es eines Tages verkaufen willst". Alle, die wie er die Hoffnung gehabt hätten, dass der britische EU-Austritt das Vereinigte Königreich flexibler und anziehender für Investitionen machen würde, müssten nun erkennen, dass offenbar genau das Gegenteil der Fall ist.

Natürlich sei man bei Microsoft sehr enttäuscht, gestand Smith ein. Die Entscheidung sei aber insgesamt schlecht für ganz Großbritannien, versicherte er. Mit dem Widerspruch gegen die Übernahme würde die Kartellbehörde Innovationen verhindern und von Investments abschrecken. Das Vertrauen in das Vereinigte Königreich sei erschüttert. Microsoft sei seit 40 Jahren in Großbritannien aktiv, aber er müsse sagen, die Entscheidung stelle vermutlich den schwärzesten Tag in dieser gesamten Epoche dar. Smith hatte unmittelbar nach Bekanntwerden der Entscheidung angekündigt, dass Microsoft dagegen Einspruch einlegen will. Die Hürde dafür, dass die CMA aber noch überstimmt wird, gilt als vergleichsweise hoch.

Sarah Cardell, die Chefin der CMA, hat die Kritik dem Guardian zufolge umgehend zurückgewiesen. Die Entscheidung zeige, wie wichtig die Unterstützung von Wettbewerb im Vereinigten Königreich ist und dass das Land "Geschäften absolut offensteht". Man wolle eine Landschaft schaffen, in der unterschiedliche Unternehmen effektiv miteinander in Wettbewerb treten, wachsen und innovativ sein können. Das sei das Beste für die Konsumenten und die Firmen im Königreich.

Smith legt in dem Interview noch mehrfach nahe, dass die Entscheidung der CMA anders ausgefallen ist, als es von den zuständigen Behörden in den USA und Europa zu erwarten sei. Dabei hat die FTC in den USA sogar Klage gegen den Übernahmeplan eingereicht und gegenüber dem Guardian bestätigte ein Vertreter, dass man ebenfalls Sorgen habe. Die EU-Kommission hat ihre Entscheidung jüngst vertagt und will im Mai entscheiden. Anders als mit CMA könne man mit den Wettbewerbshütern der EU jederzeit kommunizieren und bekomme auch Antworten, erklärt Smith noch. Im Kern der Bedenken steht jeweils der Bereich Cloud Gaming, den Microsoft bereits mehrheitlich kontrolliert. Smith meint, die Sparte sei viel zu klein, um daran solch weitreichende Entscheidungen zu knüpfen.

(mho)