Schweden meldet russischen Störfunk gegen Astra-Satelliten​

Die russischen Störsignale, die nach dem NATO-Eintritt Schwedens begannen, sollen in der kommenden Woche Thema bei einem Treffen der ITU sein.

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 Ein Satellit umkreist die Erde

(Bild: Andrey Armyagov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel

Die staatliche schwedische Aufsichtsbehörde für das Post- und Telekommunikationswesen (Post- och telestyrelsen) hat sich bei der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) in Genf offiziell über Störungen der nordeuropäischen Satellitenkommunikation beschwert. Das berichtet die US-Nachrichtenwebseite Bloomberg und beruft sich dabei auf einen nicht öffentlichen Brief der Schweden an die ITU. Demnach meldete sich die schwedische Behörde am 4. Juni bei der ITU, nachdem man bereits am 21. März die russische Regierung mit den Vorwürfen konfrontiert hatte. Laut den Schweden begannen die Störungen ein paar Tage, nachdem das Land am 7. März dem NATO-Verteidigungsbündnis beigetreten war. Als UN-Organ überwacht die ITU weltweit die Zuteilung von Funkfrequenzen; sowohl der terrestrischen als auch solcher für Satellitenfunk.

Die Funkstörungen betreffen das Netzwerk von Fernsehsatelliten der luxemburgischen Firma SES, die im skandinavischen Raum durch ihre Tochterfirma SES Sirius vertreten ist. Konkret geht es anscheinend um die beiden Satelliten Astra 4A und SES-5, die auch oft als Sirius 4 und 5 bezeichnet werden und auf der Position 5° Ost ganz Zentraleuropa mit Satellitenfernsehen versorgen. Die genaue Art und der Ursprung der Störungen sind zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt, anscheinend ist aber nur der nordeuropäische Raum betroffen. Laut Bloomberg haben die Schweden darum gebeten, die Störungen auf die Tagesordnung eines ITU-Treffens zu setzen, welches am kommenden Montag beginnt. Dabei dürfte es sich um ein anstehendes Treffen des Radio Regulations Board der ITU in Genf handeln, das für Berichte über Störungen des Funkverkehrs zuständig ist. Offenbar haben Frankreich, die Niederlande und Luxemburg ebenfalls Beschwerde eingelegt; ein Kreml-Sprecher habe Bloomberg derweil mitgeteilt, nichts von den Problemen zu wissen.

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Frühjahr 2022 tobt im osteuropäischen Raum geradezu ein Funkerkrieg. Dabei werden nicht nur militärische Frequenzen auf ukrainischem Boden gestört, auch Amateurfunker stören diverse Frequenzen inner- und außerhalb des Konfliktgebietes, wie zum Beispiel die Frequenz der bekannten russischen Militärfunkanlage UVB-76 (auch bekannt als "Der Buzzer"). Dabei werden dann oft, vor allem auf Kurzwelle, Propaganda-Nachrichten verbreitet. Auch kommt es immer wieder zu Beleidigungen und Wortgefechten zwischen Russen und Ukrainern. Besonders auf dem 40-Meter-Band passiert dies seit Russlanda Annexion der Krim regelmäßig. Die amerikanische Vereinigung der Amateurfunker (ARRL) berichtete darüber bereits 2020.

Neuerdings ist anscheinend immer öfter auch die Satellitenkommunikation betroffen. Störungen von Navigationssatelliten – vor allem beim US-System GPS und dem russischen GLONASS-Satelliten, aber auch beim europäischen Galileo- und dem chinesischen Beidou-Satellitenfunk – häufen sich seit Beginn des Jahres. Amateurfunker bezeichnen dieses Phänomen als "Baltic Jammer". Erst kürzlich musste die finnische Fluggesellschaft Finnair deswegen wochenlang Flüge zwischen dem finnischen Helsinki und Tartu in Estland einstellen. Der deutsche Amateurfunkverband (DARC) berichtet außerdem von GPS-Störungen im Ostseeraum. Im Gegenzug beobachten Amateurfunker immer wieder, wie auch die Frequenzen der Meridian-Kommunikationssatelliten des russischen Militärs gestört werden.

(mki)