Schweizer Parlamentswahlen: Ergebnis wegen Softwarefehler nicht korrekt

Die Schweizer Statistikbehörde hat nach der nationalen Wahl am Sonntagabend falsche Zahlen veröffentlicht. Schuld war ein Softwarefehler.

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Digitale Darstellung der Schweizer Flagge

(Bild: muhammadtoqeer/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Tom Sperlich
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Ein Programmierfehler in einem Software-Skript sorgte dafür, dass das Ergebnis der Schweizer Parlamentswahlen vom 22. Oktober teilweise korrigiert werden musste. Am Wahlsonntag seien die Stimmanteile mehrerer Parteien falsch berechnet und veröffentlicht worden, teilte das für die Daten verantwortliche Bundesamt für Statistik (BfS) am Mittwoch mit.

Demnach hat das BfS selbst den Fehler bei einer Qualitätskontrolle der Wahlstatistik am Dienstagnachmittag entdeckt. Die Zahlen der Parteistärken seien nun mehrfach nachberechnet und kontrolliert worden. Die kantonalen und kommunalen Wahlergebnisse sowie die Sitzverteilung seien von dem Fehler nicht betroffen.

Das Bfs bedauerte den Fehler "außerordentlich". "Künftig werden die Prozesse in diesem sensiblen Statistikbereich angepasst", versicherte die Behörde. Dazu gehörten eine umfassendere automatisierte Plausibilitätsprüfung der Berechnungen, der Einsatz von mehr Kontrollpersonal am Wahltag sowie auch die integrale Überprüfung der Abläufe und der Kontrollmodalitäten insgesamt.

Der Ausgangspunkt für die falsch berechneten Parteistärken war eine fehlerhafte Programmierung in einem Datenimportprogramm für die drei Kantone Glarus, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden. Diese Kantone mit nur einem Nationalratssitz liefern ihre Daten in einem anderen Format als die übrigen Kantone, erläutert das BfS.

Wie Datenjournalisten der Zürcher Verlagsgruppe Tamedia (u.a. Tagesanzeiger, Basler Zeitung) recherchierten, nutzen alle 26 Kantone die sogenannte Sedex-Plattform des Bundes (Sedex = secure data exchange). 23 Kantone haben demnach die Datenübertragung an Sedex über eine Schnittstelle automatisiert und vereinheitlicht. Die drei anderen Kantone übermittelten ihre Resultate in Excel-Dateien an die Plattform.

Aus Sedex werden die Daten in die Wahldatenbank des Bundes importiert und stehen dann für das BfS zur Auswertung zur Verfügung. Beim Importieren der Excel-Daten mithilfe eines Skripts passierte laut den Recherchen der Tamedia der blamable Fehler. Die Ergebnisse der drei Kantone wurden drei-, vier- und fünfmal gezählt. Offenbar sei "beim Programmieren des Skripts ein Multiplikator in einer Schleife versehentlich hochgezählt" worden.

Noch bei der vorangegangenen Wahl hatte das BfS die Ergebnisse der drei kleinen Kantone teilweise von Hand eingegeben. Das habe man beschleunigen wollen, sagte eine BfS-Projektleiterin zu Tamedia. Deshalb wurde dafür ein neues Skript programmiert. Das sei "zu wenig" getestet worden, räumte sie gegenüber Tamedia ein. Aufgrund des fehlerhaften Skripts und der dadurch verursachten Mehrfachzählung fiel der zunächst gemeldete Wählerstimmenanteil für die SVP, die Mitte und die FDP zu hoch aus.

Nach der Korrektur hat der Wahlsieger SVP 0,62 Prozentpunkte weniger als am Sonntag gemeldet. Die Partei "Die Mitte" (ehemals CVP), die zunächst erstmals in ihrer Geschichte vor der FDP lag, rutscht mit 0,52 Prozentpunkten weniger nun doch wieder hinter die FDP, deren Ergebnis 0,13 Prozentpunkte nach unten korrigiert wurde. Die Stimmanteile von SP wurden deshalb leicht nach oben korrigiert, ebenso wie die Anteile von Grünen und Grünliberalen, die beide am Sonntag erhebliche Einbußen verzeichneten.

Unabhängig von den Softwareproblemen beim BfS gab es in der Wahlnacht auch in einem weiteren Kanton digitales Ungemach. Im Kanton Solothurn (SO) fiel am Sonntag die offizielle Wahlplattform sostimmt.so.ch aus. Das eigens entwickelte, allseits zugängliche Dashboard für eine im Fünfminutentakt aktualisierte Darstellung der Wahl- und Abstimmungsergebnisse streikte. Erst gegen Ende des Wahltags sei alles wieder ordnungsgemäß gelaufen, so eine Wahloffizielle des Kantons. Eine Überlastung von Servern sei Grund für den Ausfall gewesen.

(mho)