"Science": Rosetta-Mission wissenschaftlicher Durchbruch 2014

Manche Experten vergleichen die Rosetta-Mission der ESA bereits mit der Mondlandung 1969. Dass Philaes Landung auf einem Kometen als wissenschaftliche Errungenschaft des Jahres eingestuft wird, mag da kaum verwundern.

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"Science": Rosetta-Mission wissenschaftlicher Durchbruch 2014

Philae auf dem Weg zu seiner historischen Landung – aus der dann drei wurden.

(Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)

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Von
  • dpa

Eine Premiere im Weltall wird zum wissenschaftlichen Durchbruch des Jahres: Die Mission der Raumsonde Rosetta mit der ersten Landung eines Mini-Labors auf einem Kometen ist aus Sicht des Fachmagazins Science der Durchbruch des Jahres 2014. Die Daten werfen ein neues Licht auf die Entstehung und Entwicklung solcher Kometen, begründen die Herausgeber ihre Entscheidung in einer Mitteilung. Zudem mache die Mission, die aus Darmstadt und Köln gesteuert wird, weitere Forschung überhaupt erst möglich.

Zehn Jahre war Rosetta zu dem kosmischen Brocken 67P/Tschurjumow-Gerassimenko gereist, bevor sie dort am 12. November das Mini-Labor Philae absetzte. In Kometen stecken weitgehend unveränderte Reste aus der Zeit, in der sich das Sonnensystem vor 4,6 Milliarden Jahren bildete. Wissenschaftler hoffen, mit den Daten auch herauszufinden, wie das Leben auf der Erde entstand. Rosetta und Philae haben insgesamt etwa 20 Instrumente an Bord.

Aufnahmen von 67P/Tschurjumow-Gerassimenko (38 Bilder)

67P/Tschurjumow-Gerassimenko aus 12 Kilometern Entfernung, aufgenommen am 19. März 2016
(Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM, CC BY-SA 3.0 IGO)

Außer der Rosetta-Mission wurden auch andere Durchbrüche gewürdigt, anders als die ESA-Mission aber ohne spezielle Reihenfolge:

  • Älteste Höhlenmalereien der Welt auch aus Indonesien: Ein Forscherteam datierte Zeichnungen aus einer Kalksteinhöhle auf der Insel Sulawesi auf ein Alter von etwa 40.000 Jahren. Sie waren damit vier Mal so alt wie bislang angenommen. Europa galt bisher als Heimat der ältesten symbolischen Kunst.

  • Alphabet des Lebens erweitert: Forscher arbeiteten der DNA eines Bakteriums zu den üblichen vier Basen-Buchstaben zwei weitere ein. Zuvor war so etwas noch nie bei einem Lebewesen gelungen. Die Forscher schufen damit einen halbsynthetischen Organismus. Forscher könnten nun herausfinden, ob die erweiterte DNA des Bakteriums auch neue Fähigkeiten mit sich bringt, hieß es.
  • Dinosaurier-Vogel-Wandlung: Gleich mehrere Forscher verglichen Fossilien mit heute lebenden Vögeln: Sie fanden heraus, dass bestimmte Dinosaurier kleine, leichte Körper entwickelten und sich so zu verschiedenen Vögeln entwickelten – wahrscheinlich, weil sie so leichter Unterschlupf und Futter fanden.
  • Hoffnung auf Diabetes-Therapie: Zwei Forschergruppen haben Methoden entwickelt, um Insulin-produzierende Beta-Zellen nachzubilden. Diabetes Typ 1 beruht auf der Zerstörung der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Die Patienten müssen deshalb zeitlebens Insulin injizieren, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren.
  • Jungfernbrunnen für Mäuse: Blut junger Mäuse kann ältere Artgenossen verjüngen. Ein Forscher-Team verabreichte älteren Mäusen das Protein GDF11 aus dem Blut junger Tiere und beobachtete die Regeneration von Muskeln und Gehirn. Ein anderes Team berichtete, dass Blut oder Plasma junger Mäuse das Gedächtnis älterer stärkt. Jetzt läuft ein Versuch, bei dem Alzheimer-Patienten Plasma junger Spender bekommen.
  • Manipuliertes Gedächtnis: Forscher haben mit einem Laser-Lichtstrahl das Gedächtnis von Mäusen umprogrammiert. Optogenetik nennt sich die Technik, die etwa reale Erinnerungen von Mäusen durch falsche oder schlechte Erinnerungen durch gute zu ersetzen ermöglichte.
  • Neuromorphe Chips: Sie ahmen das menschliche Gehirn nach – und das wohl mit Erfolg. Computerexperten, etwa von IBM, haben sogenannte neuromorphe Chips entwickelt, die Informationen ähnlich wie das menschliche Gehirn verarbeiten.
  • Roboter-Zusammenarbeit: Roboter können ohne menschliche Kontrolle zusammenarbeiten. Das haben verschiedene Forschergruppen in mehreren Projekten gezeigt. In einem bauen programmierte Roboter gemeinsam ohne weitere Anleitung von Menschen einfache Strukturen.
  • Würfel-Satelliten: Die zehn mal zehn Zentimeter messenden Mini-Satelliten werden schon seit rund zehn Jahren ins All geschossen, aber 2014 sind 75 von ihnen gestartet – Rekord. Die sogenannten CubeSats seien eigentlich für Studenten konzipiert, hätten aber in diesem Jahr wertvolle Forschung betrieben.

(mho)