Sechsbeiniger Roboterblindenhund soll Blinde in China entlasten

In China kommt ein einzelner ausgebildeter Blindenhund auf 42.500 blinde Menschen. Ein Roboterblindenhund könnte aushelfen.

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Der sechsbeinige Roboterblindenhund soll blinde Chinesen unterstützen

Der sechsbeinige Roboterblindenhund kann auch über eine teleskopartige Lenkstange gesteuert werden.

(Bild: Shanghai Jiao Tong University)

Lesezeit: 2 Min.

Ein Forschungsteam der Shanghai Jiao Tong University hat einen sechsbeinigen Roboterhund des Typs Daystar Bot GS von Lenovo so angepasst, dass er als Blindenhund eingesetzt werden kann. Der Roboterhund soll die geringe Anzahl an verfügbaren Blindenhunden in China kompensieren.

In China soll es nach Angaben des chinesischen Blindenverbandes etwa 17 Millionen blinde Menschen geben. Demgegenüber stehen lediglich 400 aktive Blindenhunde. Damit kommen auf einen ausgebildeten Blindenhund etwa 42.500 blinde Menschen. Um diese Lücke zu schließen, hat ein Forschungsteam rund um Feng Gao, Professor für Maschinenbau an der Shanghai Jio Tong University, den sechsbeinigen Roboterhund Daystar Bot GS von Lenovo fit für das Führen von blinden Menschen gemacht.

Dass das Team nicht auf einen herkömmlichen vierbeinigen Roboterhund zurückgreift, kommt dabei nicht von ungefähr: Der Daystar Bot soll deutlich stabiler laufen können und über eine hohe Manövrierfähigkeit verfügen. Gute Voraussetzungen also, um ihn täglich für Geleitaufgaben einsetzen zu können. Damit der Roboterhund seine Umgebung zuverlässig erkennen und sich darin bewegen kann, hat das Forschungsteam ihm mehrere Sensoren auf den Rücken geschnallt. Darunter befinden sich etwa eine Tiefenkamera und Radar.

Der manipulierte Daystar Bot kann so 3D-Umgebungskarten erstellen und sich selbst darin virtuell positionieren. Die Karten nutzt der Roboter dazu, um autonom durch belebte Straßen und auf Wegen navigieren zu können, Routen zu planen und Hindernissen dynamisch auszuweichen. Zusätzlich kann er Signale an Ampelanlagen erkennen.

Anweisungen an den Roboterhund gibt der blinde Mensch über Sprachbefehle und über eine taktile, teleskopartige Force-Feedback-Lenkstange. Über die Lenkstange, die den Griff bei realen Blindenhunden ersetzt, kann der Roboter durch Ein- und Ausfahren angewiesen werden, sich langsamer oder schneller fortzubewegen, wie in einem Video des staatlichen chinesischen Fernsehsenders CGTN zu sehen ist. Maximal sind Geschwindigkeiten von bis zu 3 m/s möglich. Im Betrieb liegt die Geschwindigkeit jedoch gemeinhin zwischen 0,6 m/s und 0,8 m/s, geben die Wissenschaftler an. Der Roboterblindenhund besitzt auch eine Internetverbindung, um etwa in Notfällen einen Notruf absetzen zu können.

Den Blindenhundersatz testen die Forscher derzeit im Feld. Zugleich erfolgt über die Firma Suochen Robot Co. die Vermarktung. Bisher steht aber noch nicht fest, wann der Roboterblindenhund in die Produktion gehen wird. Auch der Preis ist noch unklar.

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(olb)