Selbstvergessenes Dahinfließen im Web

Psychologen haben eine neue Spezies im Internet geortet: Menschen, die pausenlos, selbstvergessen und ohne Ziel durchs Web surfen.

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Von
  • Egbert Meyer

Das Internet hat eine neue Form von Süchtigen hervor gebracht: Menschen, die stundenlang selbstvergessen und ohne festes Ziel und Pause durch das weltweite Netz surfen. "Wenn sie nach Stunden den Computer ausschalten, sind sie oft total überrascht, wie viel Zeit vergangen ist", sagte der Psychologe Kai Sassenberg von der Universität Jena heute anlässlich der 4. German Online Research Tagung in Göttingen.

Wer Internet-süchtig ist, sitze fast immer alleine vor dem Bildschirm. In Gruppen, zum Beispiel unter Studenten in den Universitäten, sei die Ablenkung viel zu hoch, um den so genannten "Flow" zu empfinden, das "selbstvergessene Dahinfließen" im Web. Wie es dazu kommen kann, dass Menschen stundenlang ins Internet eintauchen und ziellos dahinsurfen, ist eines der Themen, mit dem sich rund 400 Wissenschaftler aus Europa und den USA noch bis zum Freitag in Göttingen befassen. Die online-Süchtigen, sagt Sassenberg, nutzen das Internet mehr als 30 Stunden in der Woche. "Dies ist ungefähr ein Drittel der gesamten Wachzeit".

Wie hoch die Zahl der Internet-Abhängigen ist, sei nicht leicht abzuschätzen, meint der Psychologe. Bislang gebe es keine verlässlichen Zahlen. Dies liege auch daran, dass es sehr schwer sei, an die betroffenen Personen heran zu kommen. Die Tendenz sei aber steigend. (em)