Sicherheitsindex sinkt: DsiN sieht IT-Sicherheitsgefälle in der Bevölkerung

Der Deutschland sicher im Netz e.V hat seinen Sicherheitsindex für das Jahr 2022 vorgelegt. Er ist auf einen neuen Tiefstand gesunken.

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Aufmacher DsiN Sicherheitsindex 2022

Vorstellung des DsiN-Sicherheitsindex 2022 (v.l.n.r. Marco Junk (Atos), Dr. Bettina Hoffmann (BMUV), Dr. Michael Littger (DsiN), Tobias Weber (Kantar))

(Bild: Deutschland sicher im Netz e.V. - Anne Barth)

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Die Initiative Deutschland sicher im Netz e.V. (DsiN) untersucht die Sicherheitslage im Land und fasst die Erkenntnisse aus den vergangenen zwölf Monaten im Sicherheitsindex 2022 zusammen. Den hat DsiN am Mittwoch dieser Woche der Öffentlichkeit vorgestellt. Wichtigste Erkenntnis: Der Indexwert fällt dieses Jahr auf einen Tiefstand.

Der Sicherheitsindex bildet einen Wert, der die Bedrohungslage und das Schutzniveau berücksichtigt. Der Index für die Bedrohungslage (zusammengesetzt aus Sicherheitsvorfällen und Verunsicherungsgefühl) wird vom Mittelwert 50 abgezogen, das Schutzniveau (bestehend aus Sicherheitswissen und Sicherheitsverhalten) hingegen aufaddiert.

Da die Bedrohungslage sich stetig wandelt, werden über die Jahre nicht dieselben Sicherheitsvorfälle abgefragt. Selbiges trifft für das Schutzniveau zu: Während etwa vor mehreren Jahren eine vom Nutzer aktivierte Firewall zum Sicherheitsverhalten zählen konnte, ist diese nun automatisch im Betriebssystem aktiv. Der Punkt wird daher nicht mehr abgefragt. Die Ergebnisse würden jedoch gewichtet und blieben vergleichbar, versicherten die Vortragenden bei der Vorstellung des Sicherheitsindex.

Während die Bedrohungen im vergangenen Jahr zunahmen, stagnierte das Schutzniveau: Der DsiN-Sicherheitsindex 2022 fiel gegenüber 2021 um 2,9 Punkte auf den bislang tiefsten Wert von 59,8 Punkten. Maßgeblich für diesen Trend war die starke Zunahme an Sicherheitsvorfällen, die um 8,3 Punkte anstiegen.

Bei den unterschiedlichen Internet-Nutzertypen zeigt sich eine weitere Spreizung des Indexwerts. Während die "bedachtsamen Nutzer" noch 71,6 Punkte erreichten – ein ebenfalls gegenüber dem Vorjahr gesunkener Wert –, kommt die am wenigsten netzaffine und mit geringem IT-Wissen versehene Gruppe der "fatalistischen Nutzer" nur auf 45,6 Zähler, ein Verlust von 7,3 Punkten. Während die erste Gruppe Wissen um IT-Sicherheitsvorfälle pflegt und Maßnahmen umsetzen kann, folgt die letzte Gruppe der DsiN-Initiative zufolge der Prämisse: "Überall lauern Gefahren – aber Schutzvorkehrungen bringen doch eh nichts!" Daraus resultiert das beobachtete IT-Sicherheitsgefälle.

Die Ergebnisse zeigten den enormen Aufholbedarf bei digitaler Verbraucheraufklärung, folgert DsiN. Angesichts einer steigenden Bedrohungslage müsse nach Ansicht des Vereins die Aufklärungsarbeit deutlich verstärkt werden.

Bei der Vorstellung des Sicherheitsindexes sagte Dr. Bettina Hoffman, parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV): "Wir wollen gemeinsam mit unseren Partnern die Arbeit dazu beitragen, dass Menschen im Alltag ein Angebot für digitale Kompetenzvermittlung erhalten, das ihre digitale Teilhabe konkret fördert. Wir fördern einen aufsuchenden Ansatz der Aufklärungsarbeit: verständlich, persönlich und ausgerichtet an die individuellen Lebenswelten der Nutzer:innen und daran geknüpfte Bedarfe."

Thomas Tschersich, Vorstandsvorsitzender von DsiN ergänzte, dass insbesondere der Aufbau von Medienkompetenz sehr wichtig sei. Hierzu wolle man Projekte weiter ausbauen und niedrigschwellig anbieten, die Hilfe zur Selbsthilfe böten. Hierbei sollen Nutzer schnell und einfach zu Erfolgserlebnissen kommen. Weiteres Ziel sei es, die Wissenstransfer-Infrastrukturen auszubauen. Hierzu wolle DsiN weiter mit regionalen und örtlichen Vereinen und Institutionen zusammenarbeiten.

Bei der Vorstellung des Sicherheitsindexes 2022 hat DsiN zudem drei Initiativen angekündigt: Zum einen soll es einen Digitalkompass zusammen mit dem Verbraucherschutzministerium geben. Die Ausrichtung soll auf vulnerable Zielgruppen erfolgen, also etwa Menschen mit Seh- oder Hör-Einschränkungen. In der European Media Literacy Week wolle man die Digital- und Medienkompetenz fördern. Zu guter Letzt will DsiN den digitalen Führerschein (DiFü) weiterentwickeln und dazu mit neuen Fokusmodulen die Wissensvermittlung und -prüfung nachschärfen. Damit wende man sich auch an jene, die den Führerschein bereits bestanden hätten.

DsiN vereint engagierte Unternehmen und zivilgesellschaftliche Initiativen und erreicht dadurch eigenen Angaben zufolge monatlich rund 100.000 Menschen. Dabei geht es um den Dialog und konkrete Hilfsangebote. Der vollständige DsiN-Sicherheitsindex steht als PDF-Datei auf der Webseite der Initiative zum Herunterladen bereit.

(dmk)