Sicherheitslücken schaden Microsofts Firmengeschäft

Eigentlich legte Microsoft ja aufs Neue eine gute Bilanz vor -- der Teufel steckt aber wie so oft im Detail.

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Von
  • Jürgen Kuri

Eigentlich legte Microsoft ja aufs Neue eine gute Bilanz vor -- der Teufel steckt aber wie so oft im Detail. Negative Reaktionen von Analysten auf die Geschäftszahlen lagen aber in diesem Quartal nicht etwa daran, dass es immer noch Abteilungen wie die Xbox-Sparte oder MSN gibt, die Verluste schreiben. Vielmehr musste Microsoft einen Rückgang in einem Bereich bekannt geben, der zum Kerngeschäft gehört: den Verkäufen an Unternehmen.

Der so genannte deferred revenue (bei Microsoft unearned revenue genannt) -- sinngemäß "hinausgeschobene" oder "verzögerte Umsätze ", also noch nicht realisierte Einnahmen -- ging im ersten Quartal um 768 Millionen US-Dollar auf 8,24 Milliarden US-Dollar zurück. Mit diesen Einnahmen bezeichnet man Umsätze vor allem mit Firmenkunden, die auf Grund von Service-Verträgen, die über mehrere Jahre gelten, oder beispielsweise länger laufende Lizenz-Abschlüsse zwar schon gemacht wurden, auf Grund der langen Laufzeit der Verträge aber erst über die eigentliche Zeitspanne der Vereinbarungen hinweg realisiert und verbucht werden.

Als Ursache gab Microsoft auf der Telefonkonferenz zu den Bilanzzahlen zum ersten Mal zu, dass die Sicherheitslücken sowie Viren- und Wurm-Angriffe bei Windows-Software sich direkt auf die Bilanzen auswirkten. Unternehmen seien im abgelaufenen Quartal sehr zögerlich gewesen, langfristige Software-Verträge einzugehen. Als Begründung seien oft der MSBlaster-Wurm und andere Sicherheitslücken angegeben worden. Microsofts Finanzchef John Connors meinte, gerade MSBlaster habe dazu geführt, dass Microsoft Umsätze nicht realisieren konnte, da die Vertriebsmitarbeiter damit beschäftigt waren, auf "Sicherheits-Angelegenheiten zu antworten". In weiser Voraussicht über solche Bilanzdetails hatte wohl Microsoft-Chef Steve Ballmer erst diese Woche eingeräumt, dass sein Unternehmen sich erst mit Verspätung um eine bessere Produktsicherheit gekümmert habe. Neben den Sicherheitsproblemen führte Connors als Ursache für den Rückgang beim deferred revenue an, dass man länger als erwartet gebraucht habe, um die Verkaufsorganisation für kleine und mittlere Unternehmen nach der Übernahme von Navision aufzubauen.

Der Rückgang beim deferred revenue fiel zudem höher aus als Microsoft selbst erwartet hatte: Mit einem Minus von 200 bis 300 Millionen US-Dollar in diesem Bereich rechnete der Redmonder Software-Konzern. Für das laufenden Quartal seien die Verkäufer aber optimistisch, auch was das Geschäft mit Firmenkunden angehe, meinte Connors. Für die Analysten warf dieser Bilanzteil jedenfalls einen Schatten über die gesamten, grundsätzlich erfreulichen Geschäftszahlen, die besser als die Erwartungen waren. Dazu kam, dass die Börsianer im Ausblick auf noch etwas mehr Optimismus für die gesamtwirtschaftliche Lage gerechnet hatten. Das Resultat: Im nachbörslichen Handel fiel der Kurs der Microsoft-Aktie um 4,7 Prozent. (jk)