Sideloading und alternative App Stores: Apple macht es spannend

Die Zeit läuft für Apple: In den neuen Softwareversionen für iPhone und iPad ist bislang noch nichts von Sideloading und alternativen App Stores zu sehen.

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App-Entwickler bei der Arbeit

(Bild: Konstantin Savusia / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
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Beim Thema Öffnung der App Stores bleibt Apple – zumindest für den Moment – zugeknöpft: Mit Spannung war im Vorfeld der Entwicklerkonferenz WWDC erwartet worden, ob der iPhone-Hersteller schon in iOS 17 und iPadOS 17 Veränderungen einführen wird, die alternative App Stores oder das so genannte Sideloading ermöglichen. Doch Apple will sich mit Blick auf neue Gesetze in Europa offenbar nicht in vorauseilendem Gehorsam üben. Software-Chef Craig Federighi ließ in einem Interview immerhin grob erkennen, wo bei Apple die Reise hingeht.

Der im März 2024 in Kraft tretende Digital Markets Act (DMA) soll Plattformgerechtigkeit herstellen und wird Apple gleich in mehreren Bereichen Zugeständnisse abringen, in denen das US-Unternehmen bislang verschlossen blieb. Die Möglichkeit, dass Besitzer von iPhones Apps, die nicht über Apples App Store und damit dessen Prüfung gegangen sind, direkt auf das Gerät laden, lehnte Apple aus Sicherheitsgründen bislang ab. Auch App Stores, die andere Anbieter betreiben, gibt es nicht. Doch das muss sich mit dem DMA ändern.

"Wir arbeiten mit der Europäischen Union zusammen", sagte jetzt Software-Chef Craig Federighi auf Nachfrage des Podcasters John Gruber. Neben einigen Späßchen über Android ließ sich Federighi aber nicht zu weiterreichenden Aussagen motivieren, etwa über den Zeitplan und wie genau sich die Situation für Apps auf den Apple-Geräten verändern wird. Apple lasse sich davon leiten, was für die Kunden am besten sei, sagt er – auch hier ohne klares Umreißen davon, was das sein kann.

Im Vorfeld war erwartet worden, dass iOS 17 bereits frühzeitig die Grundlagen für die EU-Vorgaben schafft. Die Spekulationen lauteten, dass Sideloading tatsächlich nur im Bereich der EU-Staaten möglich sein wird. Folglich war auch nicht wahrscheinlich, dass Apple diese Funktion groß herauskehrt, erst recht nicht in der Keynote. Zumindest in der Entwicklerdokumentation oder bei den neuen Programmierwerkzeugen hofften einige Hinweise oder gar erste Funktionen finden zu können – vergeblich.

Wenn es Apple nicht gelingen sollte, den DMA irgendwie zu stoppen, wird das Unternehmen allerdings nicht darum herumkommen, Sideloading in der üblichen einjährigen Laufzeit von iOS 17 zu integrieren. Aktuell befinden sich die neuen Betriebssysteme in der Beta-Testphase. Im Herbst werden sie für alle erscheinen. Entweder könnte Apple bis dahin noch klammheimlich die Features integrieren. Oder aber sie folgen in einer Unterversion, etwa iOS 17.5. Denkbar wäre in dem Zusammenhang, dass Apple ein neues Sicherheitskonzept schnürt, das auf diese Weise geladene Apps in einer hermetisch besonders abgedichteten Sandbox speichert.

Neben dem Sideloading und alternativen App Stores hat Apple allerdings im Zuge des DMA noch andere Veränderungen vorzunehmen: So dürften künftig auch andere Browser-Engines als Apple WebKit zugelassen werden – möglicherweise auch als SDK für Apps. Die NFC-Schnittstelle wird Apple wohl ebenfalls weiter öffnen müssen, als das bislang über die APIs erlaubt ist. Und auch beim iMessage-Messenger darf mit Spannung erwartet werden, inwieweit Vorgaben zu Interoperabilität Niederschlag finden.

Unabhängig davon muss Apple sein iPhone auch vom Lightning-Anschluss auf USB-C umstellen. Hier hat das US-Unternehmen ebenfalls erklärt, sich dem europäischen Recht zu beugen. Bei vielen Apple-Produkten wurde die Umstellung bereits vollzogen.

(mki)