Siemens: Joe Kaesers letzte Jahresbilanz mit solidem Milliardengewinn

Ein starkes viertes Quartal rettet die Jahresbilanz von Siemens. Der scheidende Siemens-Chef Joe Kaeser sieht den Konzern gut aufgestellt.

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(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

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Das vierte Geschäftsquartal von Siemens endet mit einem Jahresgewinn nach Steuern von 4,2 Milliarden Euro und fällt damit um ein Viertel geringer aus als noch im Vorjahr. Damals hatte Siemens noch einen Gewinn von 5,6 Milliarden Euro verbuchen können. Der Gesamtumsatz lag mit 57,1 Milliarden und 2 Prozent weniger in etwa auf Vorjahresniveau. Für den im Februar scheidenden Siemens-Chef Joe Kaeser, der am Donnerstag die letzte von ihm verantwortete Jahresbilanz vorlegte, ist das trotzdem ein Erfolg, denn er hat den Konzern weitgehend sicher durch die anhaltende Corona-Krise geführt.

Dabei schloss das vierte Geschäftsquartal von Juli bis September besonders stark ab. Zwar sank der Umsatz im Jahresvergleich um 3 Prozent auf 15,3 Milliarden Euro, allerdings stieg der Gewinn nach Steuern um 28 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Möglich machte das die Abspaltung von Siemens Energy. Daraus konnte der Siemens-Konzern allein 900 Millionen Euro vor Steuern aus nicht fortgeführten Aktivitäten für das gesamte Jahr verbuchen.

Maßgeblich zu dem Ergebnis trug das starke Software-Geschäft im Bereich "Digital Industries" bei, in dem ein zweistelliges Auftragswachstum erzielt wurde. Das EBITA, der Gewinn ohne Berücksichtigung von Steuern, Zinsen und Abschreibungen, stieg um 10 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Die Automatisierungsgeschäfte gingen jedoch aufgrund einer schwachen Nachfrage maßgeblich der Automobilbranche und dem Maschinenbau zurück, bilanziert Siemens. Insgesamt führte dies zu einem Umsatzrückgang. Kostensenkungen, pandemiebedingte Einsparungen konnten dies weitgehend ausgleichen. Dazu kamen Gewinne aus einer Beteiligung an Bentley Systems, das im September an die Börse ging und dabei eine hohe Neubewertung erfahren hatte.

Auch die Sparte "Smart Infrastructure" musste einen Umsatzrückgang wegen geringerer Nachfrage hinnehmen. Das angepasste EBITDA fiel jedoch mit 586 Millionen Euro um 7 Prozent höher als noch im Vorjahresquartal aus. Zwar hatte Siemens höhere Aufwendungen für das Programm zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, allerdings konnten diese und die umsatzbedingten Rückgänge durch verminderte Kosten wegen der Covid-19-Restriktionen ausgeglichen werden.

Im Bereich "Mobility" blieben die Umsätze bei vergleichbarer Basis auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Das Bahninfrastrukturgeschäft und das Servicegeschäft waren aufgrund der Pandemie rückläufig, heißt es von Siemens. Zuwächse ergaben sich dagegen aus dem Zuggeschäft. Bei einem angepassten EBITA von 241 Millionen Euro, im Vorjahr 299 Millionen Euro, war der Bereich stark profitabel.

"Das Siemens-Team hat ein bemerkenswertes Geschäftsjahr mit einem starken vierten Quartal abgeschlossen. Neben dem Abschluss der strukturellen Neuausrichtung von Siemens konnten wir im Vergleich zum Vorjahresquartal das Ergebnis weiter steigern", sagte Kaeser. Er sieht den Siemens-Konzern für die Zukunft sehr gut aufgestellt.

In der Prognose für 2021 rechnet Siemens mit einem "moderaten" Wachstum beim Gewinn. Dabei geht der Konzern davon aus, dass die Coronavirus-Pandemie die Weltwirtschaft nicht dauerhaft belastet. Der designierte Nachfolger Kaesers, der jetzige Siemens-Vize Roland Busch, gibt sich optimistisch: "Die neue Siemens AG hat ein klares Ziel: Wir ermöglichen unseren Kunden in der Industrie, Infrastruktur und Mobilität, ihre Branchen erfolgreich zu transformieren." Busch soll im Februar Kaeser an der Konzernspitze ablösen.

An der Börse sank der Aktienkurs von Siemens am Donnerstagmorgen um knapp 4,6 Prozent auf 112,50 Euro. (olb)