Siemens-Schmiergeldaffäre: Chef der Medizinsparte muss gehen

Der Siemens-Konzern hat am heutigen Mittwoch den Rücktritt des Chefs der Medizinsparte, Erich Reinhardt, zum Monatsende bekannt gegeben. Reinhardt ziehe damit die Konsequenz aus "Compliance-Vorfällen" in seinem Verantwortungsbereich.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Siemens-Konzern hat am heutigen Mittwoch den Rücktritt des Chefs der Medizinsparte, Erich Reinhardt, zum Monatsende bekannt gegeben. Der 61-Jährige übernahm 1994 die Leitung des Medizintechnik-Bereichs und rückte im Jahr 2001 in den Vorstand der Siemens AG auf. Seit Januar 2008 ist er CEO (Chief Executive Officer) des neu geschaffenen Healthcare-Sektors. Reinhardt soll durch den bisherigen Leiter des Segments Diagnostics in der Medizintechniksparte, Jim Reid-Anderson, ersetzt werden.

Reinhardt ziehe damit die Konsequenz aus neuen Erkenntnissen der US-Kanzlei Debevoise & Plimpton "zu Compliance-Vorfällen im ehemaligen Siemens-Bereich Medizintechnik", teilte der Konzern in München mit. An den Vorfällen sei Reinhardt nach heutigen Erkenntnissen aber nicht persönlich beteiligt gewesen. Debevoise & Plimpton war mit der internen Aufklärung des Schmiergeldskandals bei Siemens betraut worden.

"Es gibt keinerlei Zweifel an der persönlichen Integrität Professor Reinhardts", erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende des Siemens-Konzerns, Gerhard Cromme. "Nach allem, was wir wissen, ist er persönlich unbeteiligt an fragwürdigen Aktivitäten. Wir mussten aber feststellen, dass es in dem ehemaligen Bereich Medizintechnik Fehlverhalten gegeben hat, das nicht akzeptabel ist."

In dem Skandal bei Siemens geht es um bislang 1,3 Milliarden Euro an dubiosen Zahlungen, die vermutlich größtenteils als Schmiergeld im Ausland eingesetzt wurden. Die Staatsanwaltschaft soll inzwischen gegen 270 Beschuldigte ermitteln, die meisten davon aktive oder ehemalige Angestellte des Konzerns. Nach der Siemens-Telekommunikationssparte Com und der Sparte Energieübertragung wurden die Ermittlungen auch auf die Verkehrstechnik und den Kraftwerksbau ausgeweitet – und jetzt ist offenbar auch die Medizinsparte betroffen. (pmz)