Siemens-Zukunft: Stellenabbau, Renditesteigerung, Sünder-Amnestie

Siemens-Chef Peter Löscher will die Umsatzrendite deutlich erhöhen und offenbar tausende Stellen im Konzern streichen. Mitarbeiter, die Siemens bis Januar freiwillig über Korruption im öffentlichen Sektor informieren, erwarten keine gravierenden Strafen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 89 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der neue Siemens-Chef Peter Löscher will nach Informationen der Financial Times (FT) tausende Stellen im Konzern streichen. Betroffen soll insbesondere das mittlere Management sein. Hintergrund seien ambitionierte Pläne zur Renditesteigerung, berichtet die Wirtschaftszeitung. Löscher, der vor vier Monaten das Siemens-Ruder übernommen hatte, kritisiere vor allem, dass der Konzern in keinem operativen Geschäftsfeld führend beim Gewinn sei.

Während etwa General Electric (GE) im Industrie-Sektor in den ersten neun Monaten eine Umsatzrendite von 14,7 Prozent erzielt habe, komme Siemens auf lediglich 8,5 Prozent. "Wir sind beim Profit nicht ehrgeizig genug", habe Löscher erklärt. Den Bereichsleitern sollen deshalb künftig strenge Gewinnvorgaben gemacht werden, die sich an den Zahlen von Wettbewerbern wie GE oder der schweizerisch-schwedischen ABB-Gruppe orientieren. Einzelheiten wolle Löscher in der kommenden Woche bekannt geben.

Auch in der Affäre um schwarze Kassen für mögliche Schmiergeldzahlungen setzt Löscher auf Offensive. Die Mitarbeiter erhielten laut Süddeutscher Zeitung jetzt ein Schreiben, in dem die Spitze des Elektronikkonzerns reuigen Mitarbeitern ein Amnestie-Angebot unterbreitet: Wer die Firma "freiwillig und wahrheitsgemäß" bis zum 31. Januar 2008 über Korruption im öffentlichen Sektor informiere, müsse keine gravierenden Strafen wie Kündigungen oder Schadensersatzforderungen durch das Unternehmen fürchten.

Wer hingegen den Stichtag verstreichen lasse, dem drohten die "strengsten anwendbaren Disziplinarmaßnahmen", heißt es. Ausgenommen von der Offerte seien etwa 600 Top-Manager wie Zentral- und Bereichsvorstände, Geschäftsgebietsleiter und Spitzenkräfte von Landesgesellschaften. Vor strafrechtlicher Verfolgung seien reuige Sünder allerdings nicht geschützt. Der Konzern wolle aber auf ihre Bereitschaft zur Mitarbeit hinweisen und darauf hinwirken, dass dies gewürdigt werde. (pmz)