Siemens drohen hohe Schadenersatzforderungen aus Griechenland

Der Konzern soll über Jahre hinweg Mitarbeiter der griechischen Telefongesellschaft OTE bestochen haben, um bei einem Milliarden-Auftrag für den Ausbau und die Modernisierung des Telefonnetzes in Griechenland stark überhöhte Preise abrechnen zu können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 25 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Siemens-Konzern muss nach Informationen der Süddeutschen Zeitung mit hohen Schadenersatzforderungen der griechischen Telefongesellschaft OTE rechnen. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaften in München und Athen soll Siemens über viele Jahre hinweg zahlreiche Manager und Mitarbeiter von OTE bestochen haben, um bei einem Auftrag in Milliardenhöhe für den Ausbau und die Modernisierung des Telefonnetzes in Griechenland stark überhöhte Preise abrechnen zu können. Laut dem Bericht hat OTE Anwaltskanzleien in Griechenland und Deutschland eingeschaltet, um alle notwendigen Schritte prüfen und vorbereiten zu lassen.

Der derzeit in München im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre bei Siemens vor Gericht stehende frühere Konzernmanager Reinhard S. hatte Anfang der Woche ausgesagt, für das Abkommen mit OTE und dessen Abwicklung seien hohe Schmiergeldzahlungen geleistet worden. Seinen Angaben zufolge sollen nach und nach rund 40 Millionen Euro Schmiergeld geflossen sein, vor allem über schwarze Kassen in Österreich.

Unterdessen hat sich der Siemens-Aufsichtsrat dazu entschlossen, selbst mehrere frühere Vorstände und Aufsichtsräte auf Schadenersatz zu verklagen. Darunter sei wahrscheinlich der ehemalige Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise. Ein Sprecher von Siemens wollte den Bericht auf Anfrage nicht näher kommentieren, verwies aber auf frühere Aussagen, wonach der Compliance-Ausschuss des Aufsichtsrates mit der Prüfung möglicher Schadenersatzansprüche beauftragt worden sei.

Auch Pierers Nachfolger Klaus Kleinfeld muss dem Bericht zufolge mit Ansprüchen rechnen. Kleinfeld ist seit kurzem Vorstandsvorsitzender des amerikanischen Aluminiumkonzerns Alcoa. Eine Entscheidung, gegen wen geklagt werde, sei in der nächsten Aufsichtsratssitzung von Siemens Ende Juli zu erwarten. Schadenersatzansprüche gegen Pierer und andere würden wegen der Verletzung der Aufsichtspflicht im Zusammenhang mit dem Korruptionssystem im Konzern gestellt.

Die Staatsanwaltschaft München hat aus demselben Grund unter anderem gegen Pierer und Kleinfeld ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Ein Ergebnis dieses Verfahrens will der Aufsichtsrat nach dem Pressebericht für seine Entscheidung aber nicht abwarten. In dem Schmiergeld-Skandal geht es um insgesamt 1,3 Milliarden Euro, die vermutlich im Ausland zur Erlangung von Aufträgen gezahlt wurden. (pmz)