Siemens testet in Tschechien die Ortung von Handys

Ein Problem für die öffentlichen Rettungsdienste ist oft die Lokalisierung von Notrufen. Ein neues Verfahren soll die Positionsbestimmung von Handys verbessern.

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Von
  • Peter Röbke-Doerr

Ein häufiges Problem für die öffentlichen Rettungsdienste ist die Lokalisierung von Notrufen. Wer beispielsweise in die typische Stress-Situation eines Unfalls verwickelt ist, kann oft den Ort des Geschehens nicht oder nur fehlerhaft angeben. Solche Notrufe werden in der Regel vom Handy aus abgewickelt. Daher sind weltweit Bestrebungen im Gange, die geografische Position eines Handybenutzers schnell und genau orten zu können. Die bisherigen Verfahren sind jedoch entweder ungenau (über die Position des Senders, bei dem der Nutzer eingebucht ist) oder energiefressend und zeitaufwendig (wenn ins Handy ein GPS-Empfänger eingebaut ist).

Ein schon in Hinsicht auf die neuen UMTS-Netze entwickelter Ansatz, diese Dienste in die vorhandenen GSM-Netze zu integrieren, ist mit erheblichem Mehraufwand an Soft- und Hardware verbunden (3GPP: Third Generation Partnership Project). Von Siemens kommt unter dem Namen SMLC (Service Mobile Location Center) jetzt ein Vorschlag, wie solch ein Dienst mit wesentlich weniger Aufwand realisiert werden könnte.

Der Vorteil für Anwender und Rettungsdienste liegt darin, dass der neuartige GPS-Empfänger im Handy (das ganze Verfahren läuft unter dem Namen A-GPS: Assisted GPS) nur kurzfristig eingeschaltet sein muss und nur wenige Informationsbruchstücke direkt von den GPS-Satelliten benötigt. Die Informationsteile, die Zeit und damit Energie aus dem Handyakku benötigen -- die Bahndaten der Satelliten und die hochgenaue Uhrzeit -- liefert das SMLC. Damit kann das Handy in Bruchteilen von einer Sekunde und auch bei stark gestörten Satellitensignalen eine gültige Position ausrechnen und übermitteln.

Die Technik und das Verfahren wird derzeit von Siemens in Tschechien vom Mobilfunkbetreiber T-Mobile Czech Republic mit modifizierten Siemens Handys vom Typ SX1 getestet. Man hofft, bis zum dritten Quartal 2005 genug Daten für eine Standardisierung durch die Open Mobile Alliance (OMA) zu besitzen.

Die Akzeptanz einer solchen Ortungsmöglichkeit wird beim Handybesitzer natürlich davon abhängen, ob einerseits der schnelle Zugriff auf die Positionsdaten im Notfall möglich ist und andererseits der Geruch des "Großen Bruders" mit der durchgreifenden Kontrolle jedes einzelnen Handybesitzers vermieden werden kann. Dies wäre beispielsweise durch die Kopplung der Positionsermittlung an die Notrufnummern oder an den vom Anwender dezidiert einzuschaltenden GPS-Empfänger denkbar, wenn der Routenplaner auf dem Handy eingeschaltet wird. (roe)