Umbau bei Siemens: Konzern kauft Softwarehersteller Altair fĂĽr Milliardenbetrag
Siemens kauft Altair Engineering, um sein Softwaregeschäft zu stärken – die bisher größte oder zweitgrößte Übernahme des Konzerns, je nach Sichtweise.​

(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)
- Niklas Jan Engelking
- mit Material der dpa
Mit einer milliardenschweren Übernahme will Siemens sein Softwaregeschäft stärken. Der Münchner Konzern will dazu die US-amerikanische Altair Engineering Inc. für rund 10 Milliarden US-Dollar (rund 9,2 Milliarden Euro) übernehmen, wie Siemens mitteilte. Einer von Siemens unterzeichneten Vereinbarung zufolge sollen die Altair-Aktionäre 113 Dollar pro Anteil erhalten.
Altair bietet Industrie-Software fĂĽr Unternehmen etwa in der Luftfahrt-, Automobil- und Energiebranche sowie im Bereich Finanzdienstleistungen an. Die Nachfrage hiernach dĂĽrfte den Erwartungen zufolge mit der zunehmenden Verbreitung von KĂĽnstlicher Intelligenz (KI) im Alltag steigen.
Umsatzsteigerungen erwartet
Siemens-Chef Roland Busch sprach in einer Pressemitteilung von einem "bedeutenden Meilenstein" fĂĽr den Konzern. "Durch die Kompetenzen von Altair in den Bereichen Simulation, Hochleistungsrechnen, Datenwissenschaft und kĂĽnstliche Intelligenz zusammen mit Siemens Xcelerator entsteht das weltweit umfassendste KI-gestĂĽtzte Design- und Simulationsportfolio."
Laut Siemens wird der Altair-Kauf den Umsatz im digitalen Geschäft um acht Prozent steigern und den im Geschäftsjahr 2023 berichteten Umsatz im digitalen Geschäft um ungefähr 600 Millionen Euro erhöhen. Mit einem Umsatzeffekt von mittelfristig mehr als 500 Millionen US-Dollar pro Jahr, der langfristig auf über eine Milliarde US-Dollar pro Jahr anwachsen soll, erwartet Siemens demnach signifikante Umsatzsynergien, "insbesondere durch Cross-Selling des in hohem Maße komplementären Portfolios und durch den vollen Zugang von Altair zur globalen Präsenz und zum globalen Industrie- und Kundenstamm von Siemens", heißt es in der Pressemitteilung.
Größte Übernahme – je nach Betrachtung
Eine Übernahme in ähnlicher Größenordnung hatte Siemens selbst zuletzt 2015 mit Dresser-Rand gestemmt. Damals für 7,6 Milliarden Dollar inklusive Schulden. Übertroffen wird sie allerdings von der Übernahme des Krebsspezialisten Varian durch Siemens Healthineers für 16,4 Milliarden Dollar, das damals allerdings nach dem Börsengang nur noch eine Mehrheitsbeteiligung von Siemens war.
Siemens konzentriert sich – nach dem Börsengang von Healthineers und der Abspaltung des Energietechnikkonzerns Siemens Energy – zunehmend auf seine Digitalisierungsgeschäfte und trennt sich von Randbereichen. Erst vor wenigen Wochen hatten die Münchner den Verkauf von Innomotics abgeschlossen. Für das Geschäft mit Elektromotoren und großen Antrieben bei rund 15.000 Beschäftigten hatte Siemens rund 3,5 Milliarden Euro bekommen. Der Vollzug des Kaufs wird für die zweite Hälfte des kommenden Jahres erwartet. Altair Engineering hat rund 3.500 Mitarbeiter.
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Auch von der Tochter Siemens Logistics, die auf Flughafengepäck-Sortieranlagen spezialisiert ist, trennt sich der Konzern. Wie Siemens am Donnerstag mitteilte, wird die Tochter für 300 Millionen Euro an das Unternehmen Vanderlande, welches zum japanischen Toyota-Konzern gehört, verkauft.
(nen)