Smart ePants: US-Geheimdienstbehörde will spionierende Kleidung entwickeln​

Mit einem millionenschweren Programm fördert die US-Regierung smarte Textilien mit Sensoren, Ortungsfunktion und Videoaufnahmen, um Spionage zu vereinfachen.​

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Smartes Armband, das aussieht wie ein Fitness-Tracker. Daneben liegt ein Handy neben einem Wasserglas. Dahinter befindet sich eine Brille.

(Bild: JIPEN/Shutterstock.com)

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Funktionen von Wearables wie Smartwatches, Fitness-Trackern und Datenbrillen sollen künftig direkt in die Kleidung integriert werden und Spionen so ihre Arbeit erleichtern. Die Intelligence Advanced Research Projects Activity (IARPA), das Pendant der US-Geheimdienste zur bekannteren Pentagon-Forschungsagentur DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency), hat dazu jüngst das Programm Smart Electrically Powered and Networked Textile Systems (Smart ePants) gestattet. Ziel ist es laut dem Büro der Geheimdienstbeauftragten Avril Haines, aktive intelligente Textilien zu entwickeln, "die sich anfühlen, bewegen und funktionieren wie jedes andere Kleidungsstück".

Die daraus resultierenden Innovationen sollen der US-Geheimdienst-Community, dem Verteidigungsministerium, dem Department of Homeland Security und anderen Behörden laut dem Büro "langlebige, gebrauchsfertige Kleidung zur Verfügung stellen", die unter anderem Audio-, Video- und Standortdaten aufzeichnen kann. Solche Textilien könnten "Personal und Ersthelfer auch in gefährlichen Umgebungen mit hoher Belastung unterstützen, beispielsweise an Tatorten und bei Rüstungskontrollinspektionen". Damit werde ihre Fähigkeit nicht beeinträchtigt, "schnell und sicher zu operieren". Programm-Manager Dawson Cagle betonte, es gehe darum, "die erste integrierte Elektronik zu entwickeln, die wie normale Kleidung dehnbar, biegsam, bequem und waschbar ist".

Gegenüber dem Fachmagazin Homeland Security Today hob Cagle hervor, die IARPA plane nicht weniger als die nächste Generation des Internets der Dinge (IoT): "Wir haben Computer in unsere Smartphones integriert. Dies ist die Chance, Rechner in unsere Kleidung zu bringen." Als ehemaliger Waffeninspektor wisse er, wie stark tragbare Elektronik das Situationsbewusstsein im Einsatz beeinträchtigen könne: "In unbekannten Umgebungen habe ich lieber die Hände frei, um Leitern und Handläufe fester zu greifen und mir nicht den Kopf zu stoßen, als irgendein Gerät zu halten."

Die Hauptverträge für die auf 42 Monate ausgerichtete Initiative hat die IARPA mit fünf Organisationen aus Wissenschaft und Wirtschaft abgeschlossen. Allein 11,6 beziehungsweise 10,6 Millionen US-Dollar gehen an die Rüstungskonzerne Nautilus Defense und Leidos, wie aus Ausschreibungsunterlagen des Pentagons hervorgeht. Den Umfang der Verträge mit den anderen drei Beteiligten, dem Massachusetts Institute of Technology (MIT), SRI International und Areté, hat das Verteidigungsministerium bislang nicht bekannt gegeben. Zu den Kleidungsstücken, die produziert werden sollen, gehören Hemden, Hosen, Socken und Unterwäsche. Das Vorhaben sorgt so für Bedenken, dass sein Hauptziel im heimlichen Sammeln persönlicher Daten und verstärkter biometrischer Überwachung besteht.

Mit smarten Textilien könnten Agenten Bürger einfacher ausspionieren und kontrollieren, warnt Annie Jacobsen, Autorin des DARPA-Buchs "The Pentagon’s Brain", gegenüber The Intercept. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde, die Transportation Security Administration (TSA), könne aktuell etwa die Hände Reisender auf Sprengstoff untersuchen. Mit den Spy-ePants dürfte es etwa möglich werden, schon "eine Chemikalie auf Ihrer Haut" zu erkennen. Gängige Wearables seien in der Lage, den Herzschlag ihrer Träger zu überwachen. Technologische Durchbrüche in dieser Richtung dürften zu noch invasiveren biometrischen Analyseverfahren führen: "Sie wollen mehr über dich wissen als du selbst." Eine IARPA-Sprecherin hielt dagegen, für alle Programme gelte die Auflage, Protokolle zum Schutz von Bürgerrechten strikt zu befolgen.

(mack)