IFA

So geht sparsam: Reflektive LCDs im Monitor

Hannsprees neue Monitore benötigen dank reflektiven LCDs besonders wenig Energie. Was taugt die Technik für den Alltag und was unterscheidet sie vom E-Paper?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen
Reflektives LCD
Lesezeit: 4 Min.

Der größte Energiefresser im Monitor, Fernseher oder Notebook ist stets das Display. Wer energieeffiziente Geräte bauen möchte, sollte also am ehesten an dieser Komponente feilen. So ähnlich dachte wohl auch der taiwanische Displayhersteller Hannspree. Das Tochterunternehmen des Panelproduzenten Hannstar Display Corporation stellt auf der IFA Tablets und Public-Displays mit reflektiven LCDs vor und sogar einen Monitor.

Die Technik nutzt herkömmliche Flüssigkristalle, die im elektrischen Feld ausgerichtet werden. Allerdings modulieren die Kristalle nicht wie üblich das Licht einer Hintergrundbeleuchtung, steuern also, an welchen Stellen wie viel Licht von dieser an die Oberfläche tritt. Statt eines Backlights verwendet Hannspree das Umgebungslicht, das an der Displayoberfläche auf den Schirm fällt.

Dieses trifft durch die LC-Schicht auf einen Reflektor im Displayrücken und tritt von dort wieder vorn aus dem Display – aber eben nur an den Stellen, an denen die Flüssigkristalle es durchlassen. So entsteht wie im normalen LCD ein Bild.

Mit dem Backlight entfällt der größte Energieverbraucher im Display, die reflektiven Displays haben deshalb einen sehr geringen Leistungsbedarf – wie hoch er genau in den Monitoren und Tablets ist, hat Hannspree nicht verraten. Damit der Monitor auch im Dunklen einsatzfähig bleibt, hat ihm Hannspree ein zuschaltbares Backlight spendiert, das für maximal 50 cd/m2 Leuchtdichte sorgt – das reicht für dunkle Räume aus.

Ein Monitor mit reflektiver LCD-Technik ohne Hintergrundbeleuchtung braucht nur ein wenig Strom für seine Elektronik.

(Bild: heise online, uk)

Die Farben an dem auf der IFA gezeigten Monitor waren recht flau, sattes Rot oder Grün lässt sich auf diese Weise nicht erzeugen. Der Grund: Die Farbfilter vor der Flüssigkristallschicht dürfen nicht zu schmalbandig sein, sonst lassen sie zu wenig Licht hindurch, was die Leuchtdichte des Displays zu stark limitieren würde. An den Filtern geht bis zu zwei Drittel des Lichts verloren. Mit breitbandigen Filtern lassen sich aber keine satten Displayfarben erzeugen

.

Das haben die reflektiven LCDs mit den elektronischen Tinten in E-Paper-Displays von E-Ink gemein. Auch sie haben eine geringe Farbsättigung, weil sie ausschließlich das Umgebungslicht reflektieren. Da die meisten E-Ink-Displays keine Farbfilter nutzen (nur in einigen Serien findet man Filter), brauchen sie noch weniger Energie als die reflektiven LCDs.

Gegenüber E-Ink-Displays haben die reflektiven LCDs jedoch einen großen Vorteil: Sie sind videofähig. Ihre Schaltzeiten hängen nur vom verwendeten Flüssigkristall ab, der aber in jedem Fall 60 Hertz schaffen sollte. Je nach verwendeter LCD-Technik sind die Displays zudem blickwinkelabhängig – welche Technik Hannspree verwenden wird, ist noch unklar. Das auf der Messe gezeigte Monitormodell war mit IPS-Panels ausgestattet, die Blickwinkelabhängigkeit entsprechend gering.

Sein rein reflektives Signage-Display stattet Hannspree mit einem Akku im Fuß aus; der kann das Display viele Stunden am Laufen halten.

(Bild: heise online, uk)

Da Hannspree auf der IFA die Interessenlage an den reflektiven Displays prüft, war noch kein Preis zu erfahren. Allerdings ist die Technik der reflektiven LCDs nicht neu, der Produktionsaufwand angesichts der etablierten LCD-Prozesse überschaubar und mit Hannstar hat Hannspree die Fertigung quasi im eigenen Haus. Insofern sollte man mit geringen Preisen rechnen. Die Monitore sollen erst im kommenden Jahr in den Handel kommen.

Hannspree bietet die Ecovision genannte Technik zunächst in Mobilgeräten an und möchte auch sogenannte Public Displays damit ausstatten. Wenn diese auch abends ein Bild geben sollen, könnte man einfach eine LED-Lampe darüberhängen, erklärte der Produktmanager. Das gezeigte Display mit Akku im Fuß und rein reflektiver Anzeige bot im Sonnenlicht helle Bilder, die Farben waren aber auch hier nur mäßig satt. Für Einsätze etwa für die Speisekarte vorm Restaurant reicht die Darstellung aber allemal.

(uk)