"Sofortiges Handeln nötig": EU-Kommission unterstützt Windkraftindustrie

Unsichere Nachfrage, komplexe Genehmigungen, mangelnde Rohstoffe, hohe Rohstoffpreise und mehr plagen die Windkraftindustrie. Das will die EU-Kommission ändern.

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Windrad in der Hemelinger Marsch.

(Bild: heise online / anw)

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Die Windkraft ist in den Augen der EU-Kommission eine Erfolgsgeschichte, momentan stehe sie aber vor "einzigartigen Herausforderungen". Mit einem nun vorgelegten Aktionspaket will sie ihnen begegnen. Es sieht unter anderem vor, dass die EU-Mitgliedsstaaten möglichst schnell dafür sorgen, dass die Genehmigungen für Windkraftanlagen schneller erteilt würden, der Ausbau damit berechenbarer werde.

Dabei verweist die Kommission auf bestehende Vorschriften und Strategien. Genehmigungsverfahren sollen möglichst digitalisiert werden, dabei würden die EU-Mitgliedsstaaten technisch unterstützt. Prozesse wie Auktionen, Zusagen und Planungen sollen transparenter werden. Zudem will die Kommission im Laufe dieses Jahres noch einen Netzaktionsplan vorlegen.

Diesen Aktionsplan begrüßt der Bundesverband Windenergie (BEW). Die angedeutete Erleichterung von Investitionen zur Sicherstellung des Netzausbaus sei ein sinnvoller und unterstützenswerter Schritt. Allerdings komme es hier wie auch in anderen Punkten des Maßnahmenpakets auf die konkrete Gestaltung an.

Als herausfordernd für die Windkraftindustrie sieht die Kommission laut Mitteilung insbesondere unzureichende und unsichere Nachfrage, langsame und komplexe Genehmigungsverfahren, mangelnder Zugang zu Rohstoffen, hohe Inflation und hohe Rohstoffpreise, unrentable nationale Ausschreibungen, zunehmender Druck im internationalen Wettbewerb und mangelnde qualifizierte Arbeitskräfte. "Diese Situation erfordert sofortiges Handeln", meint die EU-Kommission.

Die Kommission erläutert, in der EU seien im vergangenen Jahr Windkraftanlagen mit zusammen 16 GW Leistung errichtet und damit ein Rekord erzielt worden. Die Zahl liege allerdings deutlich unter den 37 GW pro Jahr, um die für die EU-Zielvorgabe für erneuerbare Energie für 2030 zu erreichen, schreibt die Kommission.

Sie will die EU-Mitgliedsstaaten dabei unterstützen, die Auktionen für die Windkraftprojekte zu verbessern, und zwar mit Hilfe "gut konzipierter und objektiver Kriterien". Das angestrebte harmonisierte Auktionsdesign begrüßt der BEW. Diskussionswürdig seien die von der Kommission empfohlenen "Non-Price"-Kriterien wie Resilienz, Nachhaltigkeit und Innovation.

Die Kommission will auch den Zugang zu EU-Finanzmitteln erleichtern, zudem beobachtet die Kommission nach eigenen Angaben "aufmerksam etwaige unlautere Handelspraktiken, die Herstellern von Windkraftanlagen von außerhalb der EU zugutekommen".

In "europäischen Kompetenzakademien", deren Einrichtung die Kommission erleichtern will, sollen innerhalb von drei Jahren nach ihrer Gründung 100.000 Menschen ausgebildet werden, speziell auch für den Windkraftsektor. Zusammen mit den Mitgliedsstaaten und der Windkraftindustrie plant die EU-Kommission eine "EU-Windkraftcharta", durch die die Grundlagen verbessert werden sollen, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Windkraftindustrie zu verbessern. Der BEW, der das Paket insgesamt "deutlich begrüßt", erklärt sich dazu bereit, mit der EU und anderen Beteiligten in den Dialog zu treten.

Die Internationale Energieagentur geht in ihrem neuesten Ausblick davon aus, dass Erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 einen starken Auftrieb erleben werden. Allerdings seien die Voraussetzungen für die Windkraft momentan problematisch. Dabei zählt sie die gleichen Ursachen auf wie nun die EU-Kommission. Deren Präsidentin Ursula von der Leyen hatte das nun vorgestellte Paket im September in ihrer Rede zur Lage der Union angekündigt.

(anw)