Software zur Miete soll Kosten sparen

Mit Application Service Providing (ASP) wollen IT-Unternehmen den Softwaremarkt umkrempeln.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Mit Softwareleistung vom Webserver wollen IT-Unternehmen den Markt revolutionieren: Als Application Service Providing (ASP) preisen mehr und mehr Anbieter ihre Büroanwendungen, Betriebssysteme oder Grafikprogramme über einschlägige Portale im Internet zur Benutzung gegen Miete an. "Die Zahl der ASP-Anbieter auf der CeBIT hat sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt: von 46 im Jahr 2000 auf 81 in diesem Jahr", erklärte Gabriele Dörries von der Deutschen Messe AG gegenüber dpa.

Experten sehen mit ASP einen umsatzträchtigen neuen Markt entstehen. Das Forschungsinstitut Gartner geht bis 2003 von 23 Milliarden US-Dollar (50 Milliarden Mark) Umsatzwachstum aus. In Deutschland haben sich etwa 100 involvierte Unternehmen von IT-Giganten wie Microsoft und Lotus bis zu Startup-Firmen im ASP-Konsortium zusammengefunden. Dessen Geschäftsführer, Werner Grohmann, glaubt, dass vor allem kleine und mittelständische Unternehmen von der alternativen Softwarenutzung profitieren. Neben Standardsoftware sieht er vor allem in branchenspezifischen Lösungen einen Markt, zum Beispiel zugeschnittene Anwendungen auf die Bedürfnisse des Handwerkers, des Arztes oder Friseurs.

Der ASP-Kunde muss die Software nicht bei sich installieren und auch keine Lizenzen für die örtlichen Arbeitsplätze erwerben. Wenn er die Software nutzen will, greift er stattdessen über das Internet auf einen ASP-Server zu, wo das gewünschte Programm für ihn und andere Anwender bereit liegt. Nur die Eingaben und die Programm-Ausgabe gehen dabei offen oder verschlüsselt übers Netz – die bearbeiteten Dateien liegen entweder auf dem Server oder lokal beim Anwender. Der Kunde bezahlt für die tatsächliche Nutzungsdauer und den Umfang der genutzten Software. Er verfügt stets über die neueste Version, wie die Deutsche Messe AG im Vorfeld der CeBIT herausstreicht.

Nachteile von ASP gebe es nicht, sagte Grohmann im Gespräch mit dpa, allerdings kuriere der "noch junge Markt einige Kinderkrankheiten" aus. Großen Wert müssten ASP-Anbieter nach Grohmanns Meinung auf die Sicherheit legen und die ständige Verfügbarkeit der Produkte über das Netz der Netze gewährleisten.

Dabei versprechen die meisten ASP-Anbieter ihren Kunden weitaus mehr: Sie wollen die Betriebskosten für deren EDV-Ausstattung, die so genannte Total Cost of Ownership (TOC), reduzieren. Dazu tragen weniger die Anschaffungskosten als der Arbeitsaufwand für kontinuierliche Softwarepflege und Anwenderbetreuung bei. Hier lohnt sich ein Blick aufs Detail: Auch wenn ein Serverbetreiber viele Arbeiten übernehmen kann, erledigt sich Anwenderschulung noch lange nicht von selbst – und was nützt der einfachste Zugriff auf einen Office-Server im Web, wenn dieser den Drucker beim Anwender nicht richtig erkennt? Unternehmenskunden sind gut beraten, sich das Bündel aus Server-Rechenleistung und Dienstleistungen des Service-Providers genau anzuschauen.

Für private Nutzer öffnen sich andere Möglichkeiten durch ASP: Wer seinen Terminkalender mit Vereinskameraden abgleichen will, findet hierfür zahlreiche, mitunter kostenlose Angebote von Organizer-Portalen im Web. Sie kommen auch Reisenden entgegen, die ihre Daten nicht mehr mit sich herumtragen müssen, sondern weltweit per Internet darauf zugreifen können.

Kreativen Köpfen in der neuen ASP-Landschaft winkt jetzt schon ein Preis. Erstmals hat das ASP-Konsortium zur CeBIT 2001 einen ASP-Award für Unternehmen ausgeschrieben, die herausragende ASP-Konzepte und -Lösungen anbieten. (hps)