Sonnenflecken: Stern könnte jahrhundertealtes Rätsel lösen helfen

Vor 300 Jahren produzierte die Sonne 70 Jahre lang fast keine Sonnenflecken, warum, ist unklar. Nun wurde ein Stern entdeckt, bei dem wohl das Gleiche passiert.

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Normalerweise wechselt die Sonne alle elf Jahre zwischen viel (re.) und wenig Aktivität, vor 300 Jahren sah das aber über Jahrzehnte ganz anders aus.

(Bild: 2969415)

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Ein 36 Lichtjahre entfernter Stern hat vor fast 20 Jahren aufgehört, Sternenflecken zu produzieren und könnte jetzt helfen, ein jahrhundertealtes Rätsel zu lösen. Das meinen eine Astronomin der Pennsylvania State University und mehrere Kollegen, die ihre gemeinsame Arbeit jetzt vorstellen. In zusammengetragenen Beobachtungsdaten zu mehreren Dutzend Sternen, die über 50 Jahre abdecken, haben sie HD 166620 gefunden, der seit 2003 keine Anzeichen mehr für Sternenflecken zeigt. Das erinnert sie an das sogenannte Maunder-Minimum unserer Sonne. So wird eine 70-jährige Periode im 17. Jahrhundert bezeichnet, in der die Sonne fast keine Sonnenflecken produziert hatte.

Wie die Gruppe um Anna Baum erläutert, haben sie Daten aus verschiedenen Quellen zusammengeführt, um die Sternenfleckenaktivität für 59 Sterne zu rekonstruieren. Die Daten umfassen zwischen 50 und 60 Jahre. Für 29 dieser Sterne haben sie demnach bestätigen können, dass sie einen Aktivitätszyklus haben, der dem der Sonne ähnelt. Andere wiederum schienen überhaupt keinen solchen Zyklus zu haben, möglicherweise nähern die sich ihrem Ende oder sie rotieren nicht schnell genug.

Für einen Stern – eben jenen HD 166620 – haben sie dabei herausgefunden, dass er erst einen regelmäßigen Zyklus durchlaufen zu haben scheint und dann 2003 aufhörte. Erst hätten sie gedacht, es handle sich um einen Fehler, aber auch nach mehrfacher Prüfung habe sich an der Beobachtung nichts geändert. Ihre Arbeit stellen sie im Astrophysical Journal vor.

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Damit erinnert der Stern an eine bisher nicht erklärte Phase in der Geschichte unserer Sonne: Die hatte im Jahr 1645 und damit nur kurz nach Beginn systematischer Untersuchungen weitgehend aufgehört, Sonnenflecken zu produzieren. Erst 1715 seien die wieder vermehrt aufgetaucht. Was damals angesichts der geringen Erfahrungswerte nicht direkt aufgefallen ist, wurde rückwirkend als etwas Außergewöhnliches identifiziert. Erst im 20. Jahrhundert wurde diese Periode Maunder-Minimum benannt, sie ist auf den Höhepunkt der sogenannten Kleinen Eiszeit gefallen. Darüber, was die deutlich verringerte Aktivität der Sonne ausgelöst hat, werde nach wie vor breit debattiert, erläutert Baum.

Die detaillierte Beobachtung von HD 166620 könnte nun dabei helfen, eine Antwort zu finden. Auch bei der Analyse von Exoplaneten kann die Forschung helfen. Das Team hofft darauf, ihn nicht nur während des anhaltenden Minimus beobachten zu können, sondern möglichst auch dessen Ende zu sehen. Das Beispiel unserer Sonne zeigt aber, dass das durchaus noch eine Weile dauern kann. Deren elfjähriger Aktivitätszyklus war erst vor einem Jahr "eindrucksvoll" für die vergangenen 1000 Jahre bestätigt worden.

Aktuell durchläuft die Sonne den 25. Zyklus, das nächste Maximum wird für die Zeit zwischen November 2024 und März 2026 erwartet. Es dürfte einmal mehr vergleichsweise schwach ausfallen. Angesichts der möglichen schwerwiegenden Folgen eines starken Maximus auch aufgrund der fortschreitenden Technisierung, ist das eine gute Nachricht.

(mho)