Sonnenobservatorium Sunrise III: Datenspeicher geborgen

Nach einwöchigem Forschungsflug des Sonnenobservatoriums Sunrise III wurde sein Datenspeicher geborgen. Forscher des MPS sind bisher sehr zufrieden.

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"Sunrise III" nach der Landung zwischen Bäumen

Ein erstes Foto von Sunrise III. Das Fahrzeug liegt auf dem Rücken, das Teleskop zeigt nach oben. Einige Solarpaneele wurden während der Landung beschädigt.

(Bild: MPS / D. Maase)

Lesezeit: 3 Min.

Nach fast einwöchigem Forschungsflug ist das Sonnenobservatorium "Sunrise III" im Nordwesten Kanadas gelandet. Nun wurde der Datenspeicher geborgen. Das von einem Ballon getragene Teleskop, das von Forschern des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen und des Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins Universität entwickelt wurde, habe die Mission nach ersten Erkenntnissen gut überstanden, teilte das Institut mit. Die Windbedingungen in der Stratosphäre hätten einen mehr als sechstägigen Flug ermöglicht.

Das Teleskop war am 10. Juli gestartet, flog an einem Heliumballon befestigt in einer Höhe von mehr als 35 Kilometern von Schweden aus über den Atlantik und ging am 16. Juli in Kanada nieder. Dabei beobachtete es nach Angaben des Göttinger Instituts eine Schicht der Sonne, in der es dynamische Magnetfelder und heiße Plasmaströme gibt. Dabei nutzte das Observatorium den Umstand aus, dass die Sonne zurzeit am Polarkreis nicht untergeht. In der großen Höhe war die Sicht zudem kaum durch Luftturbulenzen getrübt. Der gesamte Flug wurde von Göttingen aus überwacht.

Sonnenobservatiorium Sunrise III (4 Bilder)

Das Sonnenobservatorium Sunrise III kurz vorm Start. Der riesige Ballon (hier im Hintergrund rechts zu sehen) ist bereits zum Teil mit Helium befüllt.  
(Bild: MPS / D. Germerott)

Das Team dort zeigte sich hochzufrieden mit den ersten Daten, die bereits während des Fluges in niedriger Qualität zu Kontrollzwecken dorthin übertragen wurden. Alle wissenschaftlichen Instrumente hätten reibungslos funktioniert. "Da die Sonne derzeit besonders aktiv ist, konnte Sunrise III mehrere Sonnenflecken, dunkle Gebiete auf der Sonnenoberfläche mit besonders hoher magnetischer Feldstärke, und sogar einen Strahlungsausbruch beobachten", teilte das MPS mit.

Eine Messung habe durchgängig mehr als vier Stunden lang mit höchster Auflösung durchgeführt werden können, das sei ein Weltrekord. "Damit haben wir eines der wichtigsten technischen Ziele der Mission erreicht", erläuterte Sunrise-III-Missionsleiter Prof. Dr. Sami K. Solanki. Während Weltraumobservatorien wegen der deutlich geringeren Größe ihrer Teleskope in der Regel keine vergleichbare Auflösung erreichen würden, führten bei erdgebundenen Teleskopen Luftbewegungen in der Atmosphäre meist zu Unterbrechungen nach deutlich kürzeren Messdauern. In Sunrise III habe ein ausgeklügeltes Bildstabilisierungssystem dafür gesorgt, dass das Observatorium trotz der schwankenden Bewegungen der Gondel mit höchster Präzision Aufnahmen der Sonne einfängt.

Dabei blickt Sunrise III mit einem 1-Meter-Teleskop und drei wissenschaftlichen Instrumenten auf die Sonne: einem Ultraviolett-Spektropolarimeter, einem Spektropolarimeter im sichtbaren Bereich und einem Infrarot-Spektropolarimeter. Der Ballon besteht aus 52.000 Quadratmeter Folie, die mit 850 Kilogramm Helium gefüllt sind. Er kann 6 Tonnen Nutzlast tragen

Die Bergung der Datenspeicher gestaltete sich in der Wildnis Kanadas etwas schwierig, denn das Landegebiet war nur per Flugzeug und Hubschrauber zu erreichen. "Wir mussten uns zunächst etwa 200 Meter durch das Unterholz zum Fallschirm kämpfen", sagte Daniel Maase vom Max-Planck-Institut. "Der war wegen seiner auffälligen orangen Farbe leichter zu entdecken. Und von dort haben uns dann die Seile, die den Fallschirm am Observatorium halten, zum Ziel geführt."

In den kommenden Tagen werde das Teleskop zerlegt und abtransportiert, hieß es. Bevor die Daten ausgewertet werden können, müssen sie noch kalibriert werden. Das kann nach Angaben des Instituts mehrere Monate dauern.

Das MPS führte bereits mit Sunrise I 2009 und Sunrise II im Jahr 2013 Forschungsflüge aus. Sunrise III sollte ursprünglich vor zwei Jahren auf Observationsflug gehen, die Mission wurde aber seinerzeit abgebrochen.

(anw)