Sony-Mitbegründer Morita gestorben

Der legendäre Mitbegründer des japanischen Elektronikriesen Sony, Akio Morita, ist tot. Wie kaum ein anderer verkörperte er den Aufstieg Japans zu einer führenden Industriemacht.

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Von
  • Lars Nicolaysen
  • dpa

Der legendäre Mitbegründer des japanischen Elektronikriesen Sony, Akio Morita, ist tot. Er starb nach japanischen Medienberichten am Sonntag im Alter von 78 Jahren in einem Krankenhaus in Tokio. Kaum ein anderer japanischer Industriemanager verkörpert den Aufstieg des fernöstlichen Inselreiches zu einer führenden Wirtschaftsmacht so sehr wie Morita. Mit technischen Pioniertaten und Kreationen wie dem "Walkman" führte er sein Unternehmen aus dem Nichts der Nachkriegszeit an die Weltspitze der Unterhaltungselektronik.

Die Erfolgsstory des am 26. Januar 1921 geborenen Akio Morita begann im Mai 1946. Nach Abschluss seines Physikstudiums gründete der Sohn einer angesehenen Sake-Brauer-Familie aus Nagoya mit seinem Freund Masaru Ibuka eine kleine Firma für Transistor-Radios, die sie zunächst "Tokyo Tsushin Kogyo Kabushiki Kaisha" tauften. 1958 benannten sie das Unternehmen dann in "Sony Corporation" um. Der "unjapanische" Name sollte die Eroberung der Weltmärkte erleichtern.

Schon bald erwies sich Morita als technischer und kaufmännischer Motor des Unternehmens. Bereits 1953 begab sich der Jungunternehmer auf seine erste Auslandsreise, um vor allem in Europa und den USA die Marktchancen zu erkunden. Morita lernte Englisch -- wie nur wenige Japaner seiner Generation. 1960 wurde als erste ausländische Tochter die Sony Corp of America gegründet. Wie kaum einem anderen japanischen Unternehmer gelang es Morita, Brücken zum Westen zu bauen und die Verständnishürden zwischen Japan und der westlichen Kultur zu überwinden. Es gibt auch kaum einen, der ein ähnlich hohes internationales Ansehen erwarb und mit Reden, Büchern und Artikeln im Ausland Japans Wirtschaftsposition- und -philosophie vertrat. Auf dem Höhepunkt des japanischen Wirtschaftsbooms präsentierte Morita 1989 zusammen mit dem nationalistisch gesinnten Politiker und heutigen Gouverneur von Tokio, Shintaro Ishihara, das umstrittene Buch "Das Japan, das Nein sagen kann" und plädierte für einen internationalen Alleingang Japans gegen die USA und Westeuropa.

Seinen Ruf als Vorreiter der Unterhaltungselektronik begründete Sony mit einer Reihe technischer Pioniertaten. 1950 brachte das Unternehmen das erste Tonbandgerät auf den japanischen Markt. 1957 begann der Vertrieb des ersten Taschentransistorradios der Welt. Ein neues Farbfernsehsystem (Trinitron) hievte Sony 1968 in die Spitze der Fernsehhersteller. Mit dem tragbaren Kassettenrekorder ("Walkman") oder der Videokamera im Handtaschenformat ("Handycam") schuf Sony Milliardenmärkte. Mit der "Playstation" wurde Sony führend im Markt für Video-Konsolen. Im März nächsten Jahres soll die neue Generation "Playstation II" kommen, mit der Sony das Wohnzimmer erobern will und zugleich auf Konfrontationskurs zum US-Chipkonzern Intel geht.

Der Konzern musste aber auch Niederlagen einstecken. So konnte sich zum Beispiel Sonys Video-Format Betamax nicht gegen das von Matsushita entwickelte VHS-System durchsetzen. Der starke Yen-Kurs und die kostspieligen Investitionen der achtziger Jahre ließen die Gewinne schmelzen, die Rezession zwang zu neuer Bescheidenheit. Angesichts der schwersten Krise der Firmengeschichte sah der kranke Morita Ende 1994 die Zeit gekommen, sich aus der Unternehmensführung endgültig zurückziehen.

Inzwischen steht das Unternehmen vor gewaltigen Umwälzungen. Im März kündigte Sony einen umfangreichen Umbau der gesamten Konzern-und Management-Strukturen bis 2003 an. 17.000 Arbeitsplätze sollen wegfallen, zehn Prozent der Gesamtbelegschaft. Nachdem Sonys Erträge im vergangenen Geschäftsjahr bereits um ein Fünftel auf 179 Milliarden Yen geschrumpft sind, wird für das bis zum 31. März 2000 laufende Geschäftsjahr mit einem weiteren Rückgang des Nettogewinns gerechnet. Für die Zukunft wollen die Nachfolger Moritas den Kernbereich, das Elektronikgeschäft, wieder schlagkräftiger machen. (Lars Nicolaysen, dpa) (cp)