Sony PlayStation: Milliarden-Sammelklage in Großbritannien

Das Unternehmen soll Millionen von Kunden zu viel berechnet haben. Kartellklagen gegen große Konzerne liegen im Trend.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 47 Kommentare lesen

(Bild: Kostas Restas/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Sony PlayStation wird auf bis zu fünf Milliarden Pfund (5,9 Milliarden Euro) verklagt, weil das Unternehmen Millionen von PlayStation-Kunden überhöhte Preise berechnet und damit mutmaßlich gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen hat. Das berichtet die britische Wirtschaftszeitung Financial Times am Montag. Eingereicht wurde die Klage von dem Verbraucherrechtsexperten Alex Neill beim britischen Competition Appeal Tribunal (CAT), das für kartellrechtliche Verfahren zuständig ist.

Der Vorwurf: Sony PlayStation soll seine marktbeherrschende Stellung missbraucht haben, um den Entwicklern und Verlegern von PlayStation-Spielen unfaire Bedingungen aufzuerlegen. Das wiederum führte angeblich zu unfairen Preisen für die Verbraucher im PlayStation Store. Nach einer vorläufigen Schätzung könnten sich die Gesamtverluste der 8,9 Millionen angeblich Geschädigten auf 0,6 bis 5 Milliarden Pfund ohne Zinsen belaufen, schreibt die Financial Times.

"Sammelklagen wie diese sind wichtig, weil sie uns die Möglichkeit geben, große Unternehmen im Namen der Verbraucher zur Rechenschaft zu ziehen", zitiert die Zeitung Neill, Vorstandsvorsitzender der Resolver Group, einer Organisation für Verbrauchertechnologie.

Betroffen ist der Klage zufolge jeder in Großbritannien, der seit August 2016 digitale Spiele oder Zusatzinhalte auf seiner Konsole oder über den PlayStation Store gekauft hat. Bei Erfolg der Klage, könnten 8,9 Millionen Spieler auf Entschädigungen hoffen. Der Entschädigungsanspruch soll zwischen 67 und 562 Pfund (79 und 665 Euro) ohne Zinsen pro Person liegen.

Die Klage gegen Sony PlayStation ist die jüngste Sammelklage in einer ganzen Reihe ähnlicher verfahren. Laut Financial Times erlebt das CAT derzeit eine Welle von Sammelklagen gegen große Unternehmen wie BT, Apple und Qualcomm. So fordert eine im vergangenen Jahr eingereichte Sammelklage eine Milliarden-Entschädigung wegen Apples umstrittener App-Store-Regeln.

Ermöglicht werden solche Kartellklagen im Namen von Millionen von Verbrauchern wegen angeblicher Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht durch den Consumer Rights Act von 2015. Allerdings muss jede einzelne Klage zunächst vom CAT als verhandlungsfähig bestätigt werden. Diese Bestätigung steht für die Klage gegen Sony PlayStation noch aus.

In den letzten Monaten hat die Zahl der beim CAT eingereichten Klagen zugenommen, nachdem der Oberste Gerichtshof Ende 2020 ein wegweisendes Urteil gefällt hat. Dadurch wurde eine Klage des ehemaligen Finanzombudsmanns Walter Merricks im Namen von 46,2 Millionen Menschen gegen den Finanzdienstleister Mastercard in Höhe von 10 Milliarden Pfund (11,8 Milliarden Euro) zugelassen. Hinzu kommt, dass kapitalkräftige Prozessfinanzierer ihr Kapital einsetzen und Sammelklagen unterstützen, um im Gegenzug einen Teil der Entschädigung zu erhalten. Die meisten Sammelklagen werden laut Financial Times nach dem Opt-out-Prinzip eingereicht, d. h. Millionen von potenziell betroffenen Verbrauchern werden automatisch in die Klage einbezogen, es sei denn, sie entscheiden sich gegen eine Teilnahme.

(akn)