Sony ZV-1F: Kompakte Vlogging-Kamera mit Superweitwinkel

Kein optischer Zoom, kein RAW, aber filmen bis der Akku schlapp macht – Sonys neue Kompaktkamera ist voll auf angehende Influencer und Streamer ausgerichtet.

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Die Sony ZV-1F mit Windschutz und Handgriff

(Bild: Sony)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Ernst

Nach anderthalb Jahren hat Sony den Nachfolger der ZV-1 vorgestellt, er heißt ZV-1F. Was namentlich nur nach Modellpflege aussieht, ist dennoch ein anderes Konzept: Das lange bei Kompaktkameras übliche Zoomobjektiv ist weg, stattdessen gibt es eine auf Kleinbild umgerechnet 20 Millimeter lange Festbrennweite mit einer Anfangsblendenöffnung von F2.0 und vierfachem Digitalzoom. Die optisch 7,6 Millimeter kurze Linse mit Zeiss-Branding eignet sich somit vor allem für Selfies aus der Hand, auch bei schwachen Lichtverhältnissen. Beim Video-Blogging (Vlog) und für Filmreportagen ohne großes Gepäck kann das nützlich sein.

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Dafür ist die Kamera nur in etwa handflächengroß: 10,5 x 6 x 4,7 Zentimeter ist sie klein und mit wechselbarem Akku und SD-Karte 256 Gramm schwer. Darin ist auch ein klapp- und schwenkbarer Touchscreen mit 3 Zoll (10,5 Zentimeter Diagonale) untergebracht, sodass sich die Kamera wie ein klassischer Camcorder nutzen lässt: Display nach vorne ausrichten und in die Kamera sprechen ist die bevorzugte Funktion für die angepeilte Zielgruppe, die Inhalte für Plattformen wie Youtube und TikTok produziert.

Sony ZV-1F (4 Bilder)

Sonys Vlogging-Kamera ZV-1F (Bild: Sony)

Der Sensor misst wie beim Vorgänger 1 Zoll (13,2 x 8,8 Millimeter), auch die Auflösung ist mit 20 Megapixeln unverändert. Fotos speichert die Kamera nur im JPEG-Format mit immerhin verschiedenen Kompressionsstufen. Ohne RAW-Bilder ist die ZV-1F für ambitionierte Fotografen kaum brauchbar. Weitere Einschränkung: Es gibt zwar einen Zubehörschuh, der ist aber rein mechanisch. Ein externer Blitz lässt sich damit nicht ansteuern, ebenso fehlt ein eingebauter. Etwas Available Light braucht die Sony also sowohl zum Filmen wie zum Fotografieren.

Der Schwerpunkt der Kamera sind also Videos, und da steckt auch die größte Neuerung: Es gibt keine feste Beschränkung der Aufnahmezeit mehr. Mit aktiviertem Display sind laut CIPA-Messungen 60 Minuten mit einer Akkuladung drin, ohne 90 Minuten. Extern kann die Kamera per USB-C mit Strom versorgt oder geladen werden, was vor allem fürs Livestreaming wichtig ist. Einzig die maximale Betriebstemperatur von 40 Grad kann dann noch eine weitere Grenze setzen.

Gefilmt wird maximal in 4K mit 30 Bildern pro Sekunde und mit 100 MBit/s im XAVC-Format, dafür empfiehlt Sony mindestens UHS-1-Karten. In Full-HD sind auch 60 oder 120 FPS möglich, Letzteres empfiehlt sich für Zeitlupen. Scharf gestellt wird über einen Kontrast-Autofokus, eine Bildstabilisierung gibt es nur elektronisch durch Beschneiden des Bildes. Beim Einsatz als Webcam, zum Beispiel für die Darstellung des Spielenden beim Streaming, ist nur 720p-Auflösung per USB-C geboten. Alternativ gibt die Sony Bilder auch per Micro-HDMI aus.

Bei der Videoaufnahme gibt es zahlreiche Funktionen für digitale Bildverbesserung direkt in der Kamera. Beispielsweise können Hautflächen in drei Stufen geglättet werden, und der Hintergrund lässt sich durch Auswahl auf dem Display unscharf stellen. Zudem kann der Autofokus angewiesen werden stets das dem Objektiv nähere Auge einer Person als Schärfepunkt beizubehalten. Bei wechselnden Lichtverhältnissen, etwa den Follow-Me-Around-Formaten, kann stets das Gesicht der Person im Fokus mit gleichbleibender Helligkeit dargestellt werden.

An Konnektivität bietet die ZV-1F Bluetooth 4.1 und WLAN nach maximal 802.11n im 2,4-GHz-Band. Darüber lassen sich über die eigene App "Playmemories" bis zu 60 Sekunden lange Sequenzen nach Auswahl auf der Kamera über ein verbundenes Smartphone direkt in soziale Netzwerke laden. Stories für Instagram sollten so recht einfach werden. Für den Ton ist eingebautes 3-Kapsel-Mikrofon in Richtcharakteristik nach vorne mit mitgeliefertem Windschutz zuständig. Alternativ gibt es einen 3,5-Millimeter-Stereoeingang, einen Kopfhörerausgang zum Monitoring aber nicht. Über den sonst funktionslosen Zubehörschuh, lassen sich etwa Shotgun-Mikros anbringen.

Da vorwiegend als Selfie-Gerät gedacht, bietet Sony auch den passenden Handgriff GP-VPT2BT als Zubehör an. Er ist kein Gimbal, sondern nur Griff mit Fernsteuerung für Digitalzoom und Aufnahme per Bluetooth. Mit zwei ausklappbaren Beinen dient er auch als kleines Stativ. Der UVP dafür liegt bei 200 Euro, erste Listungen liegen bei rund 130 Euro. Die Kamera selbst kann bei diversen Versendern für rund 650 Euro vorbestellt werden, die Lieferung soll noch im Oktober 2022 erfolgen.

Mit diesem Preis liegt Sony rund 150 Euro unter dem UVP des Vorgängermodells mit Zoomobjekt, das aktuell aber schon zum fast gleichen Preis verfügbar ist. Zum Vergleich: Eine flexiblere Vlogging-Kamera wie Nikons Systemkamera Z 30 (Test) kostet mit 16-50mm-Objektiv derzeit um 950 Euro. (nie)