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Sony sperrt Linux von der PS3 aus

Hartmut Gieselmann

Aufgrund von "Sicherheitsbedenken" will Sony mit dem am 1. April erscheinenden Firmware-Update 3.21 die Linux-Unterstützung der älteren PS3-Modelle entfernen.

Sony Computer Entertainment [1] hat für den 1. April ein Firmware-Update auf Version 3.21 für die Playstation 3 angekündigt. Doch statt neuer Funktionen hinzuzufügen, soll die Unterstützung des Linux-Betriebssystems der ältereren Konsolenmodelle entfernt werden. Als Grund [2] gibt Charlotte Panther, PR-Chefin von Sony Computer Entertainment Europe, Sicherheitsbedenken an, die offensichtlich von der Überwindung des Hypervisors [3] durch George Hotz Ende Januar herrühren. Noch im August hatte Geoffrey Levand, der für die Linux-Unterstützung bei Sony zuständig ist, im Hinblick auf die bevorstehende Veröffentlichung der PS3 Slim eine Beteuerung [4] des Sony-Managements weitergeleitet, der Konzern würde das "Other OS" weiterhin unterstützen.

Der Hack von George Hotz hat die Grundfesten des Sicherheitssystems der PS3 offenbar so sehr erschüttert, dass Sony die Linux-Unterstützung kurzerhand aufgibt.

(Bild: SCE)

Sony rät allen Nutzern der alten PS3, ihre Linux-Partition und die darauf enthaltenen Daten vor dem Aufspielen des Firmware-Update 3.21 zu sichern, da auf das "Other OS" anschließend nicht mehr zugegriffen werden könne. Wer das optionale Firmware-Update 3.21 nicht auf seiner Konsole installiere, könne zwar weiterhin Linux nutzen, fortan jedoch keine Spiele und Blu-ray-Filme starten, die mindestens Firmware-Version 3.21 verlangen, sich nicht in das Playstation Network einloggen, um online zu spielen oder im Playstation Store einzukaufen, und auch keine kopiergeschützten Videos von einem Medien-Server mehr auf der PS3 abspielen. So werden sich auch einige Universitäten und andere Institutionen vor dem Firmware-Update hüten müssen, die PS3-Cluster als Supercomputer [5] einsetzen.

Schon jetzt gibt es erste Anwender, die Sonys Ausschlusspolitik nicht einfach hinnehmen wollen: "Ich fühle mich als Kunde betrogen. Ich habe extra für diesen Zweck eine PS3 als Blu-Ray-Player und Spielekonsole mit Linuxfähigkeit gekauft. Sony kann mir als Kunde doch nicht einfach beworbene und bezahlte Leistungen entziehen", schrieb ein erzürrnter Leser der heise-online-Redaktion. Sony wird sich sicherlich auf Klagen enttäuschter Kunden einstellen müssen. Offenbar hat das Management die eventuellen Verluste durch Schadenersatzklagen aber als geringer eingeschätzt als den Schaden durch ein geknacktes Kopierschutzsystem: "Die Abschaltung des Other OS wird helfen, dass PS3-Besitzer weiterhin auf eine große Bandbreite an Spielen und Unterhaltungs-Medien von Sony und seinen Partnern zugreifen können", versucht Patric Seybold, Senior-PR-Director von SCEA, Kunden die Abschaltung schmackhaft [6] zu machen.

Die Playstation 3 ist auch drei Jahre nach ihrer Veröffentlichung weiterhin die einzige Spielkonsole, deren Sicherheitssystem nicht für illegale Kopien ausgehebelt wurde. Schätzungen des Online-Dienstes VG-Chartz [7] zufolge verkaufte Sony von dem alten PS3-Modell mit Linux-Unterstützung weltweit knapp 23 Millionen Geräte, bevor es im September 2009 durch das neue Slim-Modell ohne Linux-Unterstützung abgelöst wurde.


(hag [8])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-965852

Links in diesem Artikel:
[1] http://de.playstation.com/
[2] http://blog.eu.playstation.com/
[3] https://www.heise.de/news/iPhone-Hacker-ueberwindet-Hypervisor-der-Playstation-3-914783.html
[4] http://www.haxnetwork.net/2010/03/otheros-will-not-be-removed-from-phat-ps3s/
[5] https://www.heise.de/news/Erster-Supercomputer-mit-Playstation-3-Knoten-155150.html
[6] http://blog.us.playstation.com/2010/03/28/ps3-firmware-v3-21-update/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+PSBlog+%28PlayStation.Blog%29
[7] http://vgchartz.com/hwcomps.php?cons1=Wii&reg1=All&cons2=PS3&reg2=All&cons3=X360&reg3=All&start=39019&end=40055&weekly=1
[8] mailto:hag@ct.de