Sony startet PSP Go

Ab heute verkauft Sony das neue Handheld-Modell, das man nur noch per Download mit Spielen füttern kann. Wir haben die Hardware getestet und uns im Online-Shop unter den Mini-Spielen einmal umgesehen.

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Ab dem heutigen Donnerstag ist die mobile Spielkonsole PSP Go erhältlich, eine um vier Zentimeter verkürzte und rund 50 Gramm leichtere Version der PSP, bei der sich die Bedientasten durch einen Schiebemechanismus hinter dem Bildschirm verstecken lassen. Sony bietet das Modell, das kein UMD-Laufwerk, dafür aber einen 16 GByte großen Flash-Speicher mitbringt, für 250 Euro an. Gegenüber dem rund 80 Euro billigeren Vorgänger-Modell PSP-3000 ist das Display bei gleicher Auflösung rund einen Zentimeter schmaler geworden. Es leuchtet geringfügig heller als die alte Version, ist mit rund 130 cd/m² aber noch immer zu dunkel, um bei sonnigem Wetter mit der PSP Go draußen zu spielen. Der eingebaute und nicht wechselbare 960-mAh-Akku hielt bei einem Test nur knapp vier Stunden durch, fast eine Stunde weniger als beim Vorgänger-Modell. Zudem gibt er keine prozentgenaue Auskunft mehr über seinen Ladestatus. Die alte PSP-Kamera und GPS-Empfänger passen nicht zum Go-Modell, obwohl sie verwirrender Weise das "Go" im Namen tragen. Eine heute veröffentlichte Firmwareversion 6.10 erlaubt die Verbindung des Go-Modells zu Mobiltelefonen via Bluetooth und das Abspielen von automatisch erstellten Sense-Me-Stimmungslisten für die Musik-Bibliothek.

Weil im Vorfeld Klagen über den hohen Verkaufspreis laut wurden, lockt Sony Kunden mit kostenlosen Spielebeigaben. So können sich Käufer bis zum 10. Oktober das neue Gran Turismo im Wert von 37 Euro aus dem Playstation Store herunterladen. Besitzer einer alten PSP mit mindestens einem UMD-Spiel können darüber hinaus bis Ende März drei PSP-Spiele aus einer Auswähl älterer Sony-Titel wählen, für die sie einen Download-Gutschein per E-Mail erhalten. Zuvor müssen sie sich mit der alten PSP und einer UMD im PSN-Store anmelden. Da jede UMD und jede PSP eine interne Seriennummer haben, funktioniert dies jeweils nur mit einem Nutzerkonto. Zu dem Vorhaben, PSP-Go-Kunden pro UMD ein Download-Spiel als Ersatz anzubieten, konnte sich Sony jedoch nicht durchringen.

Zum Start bietet Sony 25 neue Download-Spiele an, darunter die Rennspiele Gran Turismo und Motorstorm Arctic Edge aus eigener Produktion, jeweils zwei ältere GTA- und Midnight-Club-Titel von Rockstar Games und den 3D-Puzzler Crush. Der Speicherplatzbedarf dieser Spiele ist immens und schwankt für gewöhnlich zwischen 0,5 und 1,5 GByte, was die Downloadzeit auf der PSP per WLAN auf über eine Stunde treiben kann. Geschickter ist es, die Titel zunächst am PC mit der Software Media Go zu laden, die in der neuen Version 1.2 mittels Sense-Me automatische Stimmungslisten für MP3-Musik erstellen kann, und dann per USB-Kabel auf die PSP Go zu übertragen. Alternativ kann man dazu auch eine PS3 einsetzen.

Während die Vollpreistitel meistens zwischen 15 und 20 Euro, in Einzelfällen sogar 40 Euro kosten, startet darüber hinaus eine neue Mini-Spiel-Reihe mit elf günstigen Titeln zwischen drei und fünf Euro. Die Titel dürfen bis zu 100 MByte groß sein und lassen sich über eine WLAN-Verbindung aus dem Store herunterladen. Der Vorgang dauert bis zu fünf Minuten und lässt sich leider nicht im Hintergrund erledigen.

Während Branchenriese Electronic Arts den Evergreen Tetris (grafisch sehr schön aufpoliert, aber mit einer nervenden, nicht einzeln abschaltbaren Musikuntermalung) voranschickt und die Subatomic Studios ihren App-Store-Hit Fieldrunners auf die PSP portierten, findet man auch zahlreiche Neuentwicklungen kleiner Independent-Studios.

Sony startet PSP Go (4 Bilder)

Brainpipe schickt den Spieler zu irren Sound-Effekten durch psychedelisch bunte Schläuche, bis ihm ganz blümerant zumute wird. (Bild: Hands-On Mobile)

So etwa das psychedelische Brainpipe von Hands-On Mobile, das stark an den PS-One-Klassiker N2O erinnert und den Spieler durch bunt pulsierende Röhren fliegen lässt. Die PC-Version von Digital Eel gewann beim diesjährigen Independent Games Festival für ihre irren Soundeffekte völlig zu Recht den Preis für "Excellence in Audio". Die Steuerung ist hingegen noch etwas unausgeglichen.

In BreakQuest variieren die Beatshapers aus der Ukraine das alte Arkanoid-Prinzip in einem bunten Remix aus Hundert Leveln, die beispielsweise Retro-Klassikern wie Space Invaders oder Asteroids huldigen. Die spanischen Entwickler von Nurium Games bieten das Spiel auch für den PC nebst einer kostenlosen Demoversion an. Ähnlich wie bei Brainpipe ist die Elektromusik recht ansprechend, die Steuerung aufgrund der zu hohen Empfindlichkeit des Analogsticks aber nur schwer unter Kontrolle zu bringen.

Kahoots von Honeyslug Limited ist ein Plattform-Puzzle-Spiel, das an ähnliche Titel wie Lemmings oder Mario vs. Donkey Kong erinnert. Um ein buntes wandelndes Gummibärchen zum Ausgang aus einem von insgesamt 50 Labyrinthen zu geleiten, muss der Spieler Sprungbretter und Fallen verschieben. Sehr liebevoll gemacht und zum Preis von drei Euro ein echtes Schnäppchen.

Die Mini-Version von Puzzle Scape greift schließlich die Klötzchenschieberei von Lumines auf und unterlegt diese mit Vector-Grafiken und Trance-Musik. Dem nur drei Euro teuren Minispiel fehlt jedoch der Feinschliff und die Finesse des Originals.

Insgesamt ist das Preis-Leistungsverhältnis der ersten Mini-Spiele ganz in Ordnung. Für Kunden ist es jedoch äußerst schwer, sich von den Spielen vor dem Kauf ein Bild zu machen. Im PSN-Store findet man nur kurze Texte der Hersteller, keinerlei Screenshots oder Videos. Anders als etwa im App Store oder auch bei Microsofts Xbox Live haben Kunden keine Möglichkeit, die Download-Spiele zu bewerten oder eine kurze Kritik zu verfassen. Auch kostenlose Demoversionen, wie sie bei Microsoft und Apple Usus sind, findet man im PSN-Store nur äußerst selten, was die Kaufentscheidung nicht gerade vereinfacht. Daher dürfte es deutlich seltener zu Spontankäufen als etwa im App Store kommen, der erst vor kurzem die Marke von zwei Milliarden Downloads durchbrochen hat – für Sony ist es bis dahin noch ein langer Weg und die PSP Go sicherlich nur der erste Hardware-Schritt zur rein digitalen Spiele-Distribution. (hag)