Spaß mit Android Things

Android Things spielt als Bastel-Plattform unter Makern bislang kaum eine Rolle. Diverse Starter-Kits mit Board und Kamera sollen den Einstieg erleichtern. Wir haben eines von TechNexion getestet – und bei einer Test-App viel gelacht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Spaß mit Android Things
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Daniel Bachfeld

Android Things ist von Android abgeleitet, wobei der Schwerpunkt auf der Ansteuerung von Sensoren und Aktoren per I2C, SPI, GPIOs und UART liegt. Auch spielt die Benutzeroberfläche nicht mehr die zentrale Rolle. Es fehlen viele Intents und Services und es muss nicht mal mehr zwingend ein Display angeschlossen sein.

Kürzlich kam das speziell dafür gestrickte Starter-Kit Pico-Pi-IMX7 des Anbieters TechNexion ins Haus getrudelt. Es besteht aus einem Board mit einem ARM-Cortex A7 (NXP i.MX7D mit 1 GHz), 512 MByte RAM, 4 GByte eMMC, WLAN (2,4 und 5 GHz), BLE, Gigabit-Ethernet, Audio-Ausgang, USB-Ports und einer zum Raspberry Pi kompatiblen Steckerleiste mit GPIOs. Zum Kit gehören ferner ein 5-Zoll-Touchdisplay mit einer Auflösung von 800 × 480 (für den DSI-Anschluss auf dem Board), eine Antenne sowie eine 5-MP-Kamera (für den CSI-Anschluss). Google stellt für dieses Kit – neben anderen – ein dediziertes Image zum Flashen in den eMMC bereit.

Starter Kit für Android Things (13 Bilder)

Die Einzelteile des Kits: Board, Kamera, Display, Antenne und diverse Kabel

Der Zusammenbau des Kits ist in wenigen Minuten erledigt, wobei die Anleitung nicht auf den Seiten des Anbieters, sondern auf Googles Android-Seiten zu finden ist. Vorsicht ist bei den Klemmriegeln für die CSI- und DSI-Schnittstelle geboten: Anders als etwa beim Raspberry Pi muss man die Riegel zum Öffnen nicht herausziehen, sondern nach oben hebeln.

Um das Image zu installieren, gibt es ein spezielles Tool (Android Things Console für Windows, Mac und Linux), das über die USB-Schnittstelle Android Things ins eMMC schiebt. Zum Download des Tools ist allerdings ein Google-Konto erforderlich. Das Flashen dauerte im Test nur wenige Minuten. Anschließend kann man noch das WLAN konfigurieren, was aber für erste Versuche nicht notwendig war. Nach dem Reboot des Boards wartet Android Things auf die Installation von Apps. Google hält dazu 15 Beispiel-Projekte im Source-Code auf Github bereit, die man komfortabel mittels Android Studio (oder in der Konsole mittels gradlew und adb) übersetzt und per USB oder per Netzwerk auf das Board überträgt.

Exemplarisch haben wir drei Apps ausprobiert, zunächst eine App (simpleui) zum Ansteuern eines GPIO-Pins (5V-Level), sprich zum An- und Auschalten einer LED. Dazu benötigt man noch ein Breadboard, Jumperkabel sowie eine LED plus passendem Vorwiderstand (beispielsweise 200 Ohm), die dem Kit leider nicht beilagen. Nach der Übertragung und dem Start der App kann man auf dem Touchdisplay virtuelle Schalter umlegen und auf diese Weise GPIOs auf 5 V oder 0 V schalten. Die zweite App (simplepio) lässt eine LED blinken, liest die Stellung eines externen Schalters ein und gibt ein PWM-Signal an den Pins aus.

Die dritte von uns getestete App (tensorflow-imageclassifier) nutzt die Kamera, um mit der KI-Bibliothek Tensorflow Objekte zu erkennen. Sowohl das aufgenommene Bild als auch die Einschätzung dessen, was darin zu sehen ist, werden auf dem Display wiedergegeben. Die Erkennung dauert nicht viel mehr als eine Sekunde. Zusätzlich wird per Sprachausgabe das Erkannte in Englisch verlautbart: "I see a Library or maybe a Bookstore". Manchmal schiebt die Frauenstimme auch kleine Witze ein: "It looks like me. Just Kidding! I see a...". Oder in Anlehnung an den Film "The sixt Sense" hört man auch schon mal mit dämonischer Stimme "I see dead people". Mit der App rumzuprobieren und zu hören was die App zu erkennen glaubte, sorgte - neben den sonstigen Auslassungen - im Test für schallendes Gelächter.

Für einen Preis von 169 Euro bekommt man ein Kit, mit dem man sofort loslegen kann, um Android Things zu erforschen, Dinge zu steuern und zu vernetzen. Wer aber schon einen Raspberry Pi 3 und eine PiCam herumzuliegen hat, kommt erheblich günstiger an den Spaß einer Objekterkennung mit Sprachausgabe. Das Installation-Tool für Android Things unterstützt den Raspberry Pi von Hause aus und beschreibt eine SD-Karte mit dem erforderlichen Image direkt. Aus Android Studio lädt man dann auf den Pi die übersetzte App.

Die TensorFlow-App ist im Prinzip die (kostenlose) Vorhut des jüngst von Google angekündigten AIY Vision Kits für den Raspberry Pi Zero W zur Objekterkennung. Dort soll ein spezieller Chip mit einem in Hardware gegossenem Neuronalen Netz für eine schnelle Erkennung sorgen.
(dab)