Spieleentwicklung und Cloud: AWS for Games und Azure Game Development VM starten

AWS und Microsoft Azure haben fast gleichzeitig neue Angebote für Spieleentwicklung in der Cloud auf den Markt gebracht, Azure sogar eine Virtuelle Maschine.

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(Bild: Lenscap Photography/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Silke Hahn

Amazon und Microsoft haben in der jeweiligen Cloudsparte ihrer Konzerne synchron neue Angebote für die Spieleentwicklung in der Cloud bekannt gegegeben. AWS teilt in seinem Gametech-Blog mit, dass es mit AWS for Games die Public Cloud um Dienste und Fähigkeiten für die Spieleentwicklung erweitert hat. Microsoft Azure stellte am gleichen Tag in seinem Developer-Blog eine Virtuelle Maschine vor, die Azure Game Development Virtual Machine mit einem Fokus auf Game-Studios und der Spieleproduktion in der Cloud durch verteilte Teams, die remote arbeiten.

Die Zielgruppe und Stoßrichtung scheinen bei beiden Anbietern ähnlich gelagert zu sein, wobei die Angebote sich hinsichtlich der gewählten technischen Lösung und einer mehr oder weniger starken Auffächerung in Angebotsgruppen unterscheiden. An Neuem präsentiert AWS eine Vorschauversion von GameSparks zum Erstellen von Spiele-Backends und die allgemeine Verfügbarkeit von GameKit zum benutzerdefinierten Anpassen und Deployment von Backend-Features aus der Unreal Engine. Zudem gibt es einen neuen Leitfaden für Amazon Nimble Studio, womit Game-Developer visuelle Effekte, Animationen und interaktiven Content erstellen können.

Insgesamt scheint AWS auf die bestehende Cloud-Kundschaft zu setzen, die die Services und Software der Cloud bereits im Einsatz hat, und schnürt auf das Gaming ausgerichtete Pakete vor allem aus Software, die schon länger in die Plattform integriert war, samt Anbindung an passende Partnerunternehmen aus dem AWS-Spektrum. In eigenen Worten soll AWS for Games also nicht das Rad neu erfinden, sondern den Kunden die gezielte Nutzung der für die Game-Entwicklung relevanten Ressourcen innerhalb der Plattform bieten.

AWS for Games bündelt für die Spieleentwicklung relevante Funktionen in sechs Gruppen: Cloud Game Development, Game Servers, Game Security, Live Operations, Game Analytics und Game AI & ML. Die Services sollen Entwicklerinnen und Entwicklern beim Erstellen, Ausführen und Erweitern ihrer Spiele dienen. Als Referenz nennt das Gametech-Team die Zusammenarbeit mit namhaften Spieleentwicklern wie Epic Games, Sony Interactive Entertainment, Riot Games und Ubisoft und verweist auf für das Gaming passende Hardware- und Datenbank-Partner wie unter anderem AMD, Nvidia, Databricks, Perforce und Snowflake.

AWS nennt als Treiber des neu zugeschnittenen Angebots die laufende Migration von Workloads, die früher on Premises liefen, in die Cloud, wobei im Gaming beispielsweise bei Player Lifetime Value (LTV) Datenbanken nötig seien, die kontinuierlich sich ändernde Datenströme in der Größenordnung von Tera- und Petabyte bewältigen, analysieren und mit geringer Latenz greifbar machen. Neue Fähigkeiten treten hinzu und erhöhen die Komplexität der Abläufe, zudem steigen laut AWS die Anforderungen an die Hardware-Ressourcen unter anderem auch durch Machine Learning.

Mit der Azure Game Development Virtual Machine (kurz: Game Dev VM) lassen sich Spiele in der Cloud durch vorinstallierte Tools erstellen, testen und produzieren, ist der Beschreibung im Microsoft-Entwicklerblog zu entnehmen. Die Virtuelle Maschine hat das Team für die Spieleentwicklung mit der Unreal Engine und Perforce Helix Core adaptiert, sie ist auf den Einsatz mit Grafikprozessoren (GPU) abgestimmt und erlaubt Zugriff auf das Remote Desktop Protocol (RDP), aber auch auf Parsec oder Teradici für Remote-Zugriff mit laut Blogeintrag geringer Latenz. Wer die VM nutzt, kann auf die vorinstallierten Tools ohne Aufpreis zugreifen – Azure berechnet laut Unternehmensangaben die Basiskosten für die Rechenleistung.

Zurzeit lässt sich die Virtuelle Maschine zur Spieleentwicklung auf Windows Server 2019 betreiben und läuft unter Windows 10. An vorinstallierten Tools bietet Azure unter anderem Visual Studio 2019 in der Community-Ausgabe, Visual Studio Code, das Microsoft Game Development Kit, das Windows 10 SDK, den Epic Games Launcher, ein Plug-in für das PlayFab SDK für die Unreal Engine, die Treiber für Nvidia-Grafikprozessoren, eine DirectX-Runtime, Node.js, Python und die UnrealVS-Erweiterung für Visual Studio.

Beispiel einer Pipeline zur Spieleentwicklung in der Azure Game Development Virtual Machine

(Bild: Microsoft)

(sih)