Sprachen lernen: Babbel jetzt mit Live-Privatunterricht

Babbel bietet seit einiger Zeit online Live-Gruppenunterricht an, nun kommen Einzelstunden hinzu. c't hat schon mal die virtuelle Schulbank gedrückt.

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Lehr-Folie mit Anmerkungen

(Bild: c't)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Jurran
Inhaltsverzeichnis

Viele dürften von Babbel nur die gleichnamige App kennen. Doch das Berliner Unternehmen bietet bereits seit einiger Zeit online auch Live-Unterricht an und ergänzt sein selbst entwickeltes Lernkonzept zum Selbststudium so durch Sprechtraining mit Lehrkräften. Bislang gab es diesen Unterricht nur in Kleingruppen mit bis zu sechs Teilnehmern, nun kommen mit "Babbel Live Private Classes" noch Einzelstunden hinzu. c’t konnte den Online-Privatunterricht bereits ausprobieren.

Verfügbar ist er aktuell für Englisch und Spanisch – in den fünf Lernstufen A1 bis C1 des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen, wobei A1 und A2 jeweils noch einmal in zwei Unterstufen aufgeteilt sind. Alles in allem umfassen die Lernpläne je knapp 200 Unterrichtsstunden.

Üblicherweise behandelt jede Unterrichtsstunde eine typische Alltagssituation – wie Begrüßung, Einkauf oder Wochenendplanung – und setzt einen Grammatikschwerpunkt. Der Unterricht findet live über die Videochat-Plattform Zoom statt, die Privatstunden dauern jeweils 45 Minuten – und sind somit zehn Minuten kürzer als der Gruppenunterricht, allerdings gewöhnlich auch deutlich fordernder.

Online-Einzelunterricht bei Sprachlehrern lässt sich zwar auch über Vermittler wie iTalki und Preply buchen. Der Clou bei Babbel Live ist jedoch, dass man ein Flatrate-Abo abschließt und somit zu einem Festbetrag beliebig viele Stunden in jeder der angebotenen Sprachen nehmen kann. Dabei gibt es weder festen Zeiten noch Klassenstrukturen, nach denen man sich richten muss. Stattdessen bietet der Dienst rund um die Uhr Unterrichtsstunden an, die man nach Belieben nimmt. Dafür beschäftigt Babbel Lehrkräfte rund um den Globus.

Da die Lehrkräfte in verschiedenen Zeitzonen beheimatet sind, kann man rpraktisch und um die Uhr Privatunterricht bei Babbel Live buchen.

Abonnements für die Privatstunden kann man für ein Jahr, ein halbes Jahr, ein Quartal oder einen Monat abschließen; der Monatspreis liegt je nach Laufzeit zwischen 74,50 und 149 Euro. Zum Vergleich: Der ebenfalls im Abo angebotene Gruppenunterricht kostet zwischen knapp 50 Euro (Jahresabo) und 99 Euro (Monatsabo).

Wer Babbel Live Private Classes abonniert, erhält Zugang zur gesamten Babbel-Plattform, einschließlich Online-Gruppenunterricht und der Babbel-App zum Selbststudium. Die Idee hinter dieser Kombination: Der Online-Unterricht soll sich auf das Sprechen konzentrieren, Grammatik und Vokabeln pauken die Schüler selbst mit der App.

Babbel Live engagiert nach eigenen Angaben nur muttersprachliche Lehrkräfte, die C2-zertifiziert sind und jahrelange Erfahrung im Unterrichten haben. Tatsächlich wirkten alle Lehrkräfte, bei denen wir Unterricht nahmen, qualifiziert und motiviert. Wer sich bezüglich seines eigenen Sprachniveaus unsicher ist, kann eine Einstufungstest buchen, bei dem man in den angesprochenen 45 Minuten eine Reihe vorgegebener Fragen beantworten muss.

Das Unterrichtsmaterial bekommt man jeweils vorab als PDF, ein zusätzliches Lehrbuch ist nicht nötig. Bei den Einzelstunden werden dabei die Texte benutzt, die auch beim Gruppenunterricht zum Einsatz kommen. Während des Tests hielten sich alle Lehrkräfte an die Vorlagen, reicherten sie aber mit eigenen Beispielen an und nutzten sie vor allem als Aufhänger für Dialoge abseits des vorgegebenen Pfads. Hausaufgaben erhält man nicht. Wer sollte die bei der ständig wechselnden Besetzung der Stunden auch korrigieren?

Babbel stellt das Unterrichtsmaterial für jede Stunde vor deren Beginn als PDF bereit; ein separates Lehrbuch gibt es nicht.

Die internationale Ausrichtung schlägt sich im Lehrmaterial und in den Unterrichtsstunden nieder: Alles ist in der Zielsprache gehalten, eine Ausgangssprache gibt es nicht – zumindest theoretisch: In einem früheren Test des Gruppenunterrichts erlebten wir, dass eine Lehrkraft zu Englisch wechselte, weil ein Schüler in der Zielsprache nichts mehr verstand. Hilfestellungen auf Deutsch darf man aber eher nicht erwarten. Als Schüler erliegt man so nicht so leicht der Versuchung, sich in eine bekannte Sprache zu retten, wenn einem die passenden Worte fehlen. Das Konzept schafft aber auch eine Einstiegshürde, die man erst überwinden muss, um überhaupt folgen zu können.

Im Test fiel etwas negativ auf, dass die Folien mit dem Unterrichtsmaterial nur recht wenig Platz für Anmerkungen bieten und daher schnell mit Anmerkungen vollgeschrieben sind. Hinzu kommt die Flüchtigkeit der Informationen: Anmerkungen zu den Folien müssen vor dem Ende der Stunde gesichert werden, sonst sind sie verloren. Im Testzeitraum stellte eine Lehrerin Kommentare und Screenshots der mit Anmerkungen ergänzten Folien über das Chat-Fenster zum Download bereit. Das ist eine Möglichkeit, Babbel wäre hier aber gut beraten, hier eine elegantere Lösung zu finden.

Feststellen lässt sich nach einigen Tagen Test bereits, dass der Einzelunterricht ideal für alle ist, die mit der ungeteilten Aufmerksamkeit einer Lehrperson am besten lernen können – ein Punkt, den auch Babbel-CEO Arne Schepker betont. Auch an der Flexibilität der 1:1-Kurse gibt es keinen Zweifel: Wo sonst kann je nach eigenem Bedarf morgens, mittags, abends und sogar mitten in der Nacht Sprachunterricht nehmen?

Wer einen komplett auf die eigenen Bedürfnisse und Herangehensweisen zugeschnittenen Unterricht sucht oder eine Bindung an eine individuelle Lehrkraft über eine längere Zeit sucht, könnte auch von Babbels Privatstunden enttäuscht sein: Die Lehrkräfte richten sich generell an das offizielle Konzept und Babbel garantiert nicht, dass man immer von derselben Person Unterricht erhält.

Dennoch sind Einzelstunden wesentlich effektiver als das Lernen in der Gruppe: So hat der Schüler beim 1:1-Unterricht die Möglichkeit, mit der Lehrkraft gezielt auf einzelne "Problemthemen" einzugehen und so Verständnisprobleme aus dem Weg zu räumen. In der Gruppe dürfte mancher auf eine zweite oder dritte Nachfrage eher verzichten, um nicht die Unterrichtsstunde zu sprengen.

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(nij)