Sprechenden humanoiden Robotern vertrauen Menschen eher

Sprechende Roboter suggerieren Intelligenz. Menschen vertrauen ihnen deshalb stärker als stummen Robotern, sagt eine schwedische Studie.

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Würden Sie diesem Roboter vertrauen?

(Bild: Lund University)

Lesezeit: 4 Min.

Humanoide soziale Roboter wirken oft etwas spooky. Um sie zu akzeptieren und sie einzusetzen, müssen Menschen ihnen vertrauen. Ein Wissenschaftsteam der schwedischen Lund University hat herausgefunden, dass Menschen sprechenden humanoiden Robotern mehr Vertrauen entgegenbringt als solchen, die nicht sprechen.

Den Anstoß zu der auf Arxiv veröffentlichten Studie "Using Speech to Reduce Loss of Trust in Humanoid Social Robots" habe ein früheres Experiment gegeben, nach dem "unerwartete Ergebnisse" herauskamen, erläutert Amandus Krantz, einer der beteiligten Wissenschaftler. Die Forscher wollten herausfinden, welchen Einfluss das Blickverhalten humanoider sozialer Roboter auf das Vertrauen bei Menschen hat.

Die Forscher nutzten dazu den Roboter "Epi". Dabei stellten sie fest, dass es in ihrem Experiment keinen signifikanten Unterschied beim Vertrauen gab, wenn der Roboter ein "richtiges" oder "falsches" Blickverhalten an den Tag legte. Als Ursache ermittelten die Forscher, dass es bei den Bedingungen einen Unterschied gab. So hielt der Roboter bei dem Experiment zum fehlerhaften Blickverhalten vorher eine kurze Ansprache. Die Wissenschaftler folgerten daraus, dass das Sprechen einen Einfluss auf das Ergebnis genommen haben könnte.

Um das zu verifizieren, änderten sie das Experiment ab. Als Grundlage ihrer Untersuchungen nutzten sie die in der Robotik herrschende Lehrmeinung, dass Menschen humanoiden Robotern mehr vertrauen, wenn sie als intelligent wahrgenommen werden. Das Forscherteam nahm an, dass das Sprechen möglicherweise als Intelligenz wahrgenommen werden könnte und daher das Vertrauen fördert – selbst dann, wenn ein Roboter zugleich ein fehlerhaftes Verhalten zeigt.

Die Wissenschaftler wiederholten das Experiment. "Jedem unserer Studienteilnehmer wurde ein Video eines humanoiden Roboters gezeigt, der entweder fehlerhaftes oder nicht fehlerhaftes Verhalten zeigte und entweder sprach oder stumm war", erläutert Krantz. Der Roboter nannte dabei Informationen zu verschieden Objekten, die ihm vorgelegt wurden. Die Teilnehmer sollten nach dem Anschauen der Videos ihr Vertrauen einschätzen, das sie dem Roboter entgegenbringen. Zudem sollten sie nennen, wie intelligent, sympathisch und lebendig der Roboter auf sie wirkte.

Nach Auswertung der Antworten von 227 Probanden fiel das Ergebnis eindeutig aus: Der nicht fehlerhafte Roboter genoss das größte Vertrauen. Allerdings verziehen die Studienteilnehmer ihm fehlerhaftes Verhalten, wenn dieser sprechen konnte. Im Ergebnis schenkten sie ihm dann fast genauso viel Vertrauen, wie dem ohne fehlerhaftes Verhalten.

Diese Studie sei die erste, die sich allgemein mit der Auswirkung auf Vertrauen in Robotern durch Sprache beschäftigt. Bisher gäbe es lediglich Studien, die untersucht haben, wie der Sprachinhalt von sprechenden Robotern wahrgenommen wird, etwa wenn er sich für einen Fehler entschuldigt.

Die von Krantz und seinen Kollegen vorgenommene Studie zeige, dass Roboter, die sprechen können, vom Menschen so wahrgenommen werden, dass das ihre Beziehung beeinflusst. Bei der Entwicklung von Robotern müsse der Sprachinteraktion deshalb mehr Bedeutung zugemessen werden, um das Vertrauen der Nutzer in sie zu stärken. Dabei muss das nicht auf humanoide Roboter beschränkt bleiben. Schon jetzt sei es sinnvoll, dass Hersteller beispielsweise von Staubsaugerrobotern eine menschenähnliche Sprachkomponente einbauen. So könne verhindert werden, dass er nach Fehlfunktionen nicht mehr genutzt wird.

Die Wissenschaftler wollen nun eine Folgestudie durchführen, in ihr sollen die Probanden direkt selbst mit dem Roboter interagieren und nicht nur Videos über eine Interaktion ansehen. Zudem plane das Team um Krantz weitere Untersuchungen, welche anderen Faktoren das Vertrauen in Robotern beeinflussen, wie etwa Blicke oder die Erweiterung und Verengung von Pupillen.

(olb)