Spuren einer weiteren von der Milchstraße verschluckten Galaxie gefunden

Die Milchstraße hat im Lauf ihrer Geschichte mindestens sechs kleinere Galaxien verschluckt. Das geht aus Daten des ESA-Weltraumteleskops Gaia hervor.

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Die Milchstraße und die verräterischen Sternströme (farbige Punkte), Kugelsternhaufen (Sternsymbole) und Zwerggalaxien (kleine Würfel).

(Bild: S. Payne-Wardenaar/K. Malhan, MPIA)

Lesezeit: 3 Min.

Eine Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Astronomie hat Spuren einer weiteren Galaxie gefunden, die von der Milchstraße verschluckt worden ist. Damit erhöht sich die Zahl der uns bekannten Verschmelzungen in der Geschichte unserer Heimatgalaxie auf sechs, teilten sie jetzt mit. Das Pontus getaufte Ereignis ist bei der Analyse von Dutzenden Kugelsternhaufen, Sternströmen und Satellitengalaxien in den jüngsten Daten des revolutionären ESA-Weltraumteleskops Gaia entdeckt worden. Anhand der Bewegungen der Objekte hat das Team einen Atlas der Verschmelzungen kleinerer Galaxien mit der Milchstraße erstellt und kommt einer Rekonstruktion ihrer Geschichte damit entscheiden näher, schreibt das Institut.

Für die Analyse hat die Gruppe um Khyati Malhan Strukturen im sogenannten stellaren Halo unserer Galaxie analysiert, eine riesige kugelförmige Region aus Sternen, die die galaktische Scheibe umgibt. Dort finden sich die ältesten Sterne, das Max-Planck-Institut für Astronomie spricht von einem "Archiv der Wechselwirkungen unserer Heimatgalaxie mit ihrer Umgebung". Eingefangene beziehungsweise verschluckte kleinere Galaxien werden von der Schwerkraft der viel größeren Milchstraße zu einem länglichen sogenannten Sternstrom auseinandergezogen. Auch Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien kleinerer Galaxien landen nach solch einer Verschmelzung im Halo. Rechnet man deren Bewegungen zurück, kann man auf deren Geschichte schließen, genau das hat das Team getan.

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Ausgewertet hat das Team die aktuellsten Daten des ESA-Weltraumteleskops Gaia, das den präzisesten Atlas der Milchstraße und darüber hinaus erstellt. Gaia lichtet mit einer Gigapixelkamera kontinuierlich den Sternenhimmel ab. Mittels der Parallaxenmessung kann es auf seinem Weg um die Sonne die Position unzähliger Sterne und im Lauf der Zeit auch deren relative Bewegung genau bestimmen. Bei Auswertung der Messdaten für 170 Kugelsternhaufen, 41 Sternströme und 46 Satellitengalaxien konnte das Team um Khyati Malhan 62 davon insgesamt sechs Verschmelzungen zuordnen. Die fünf bereits bekannten tragen die Namen Sagittarius, Cetus, Gaia-Sausage/Enceladus, LMS-1/Wukong und Arjuna/Sequoia/I'itoi, Pontus ist nun Nummer 6.

Auch, wenn die jetzt im Fachmagazin Astrophysical Journal veröffentlichte Studie viele neue Informationen über die Geschichte unserer Heimatgalaxie liefert, handelt es sich nicht um eine Rekonstruktion dieser Ereignisse. So soll beispielsweise die Reihenfolge der Verschmelzungen in einem nächsten Schritt ermittelt werden. Durch Simulationen soll ermittelt werden, wie die aufeinander gefolgt sein könnten. Am Ende will das Team zeigen, wie sich das stellare Halo im Laufe der Jahrmilliarden gefüllt hat und seinen aktuellen Zustand erreicht hat.

(mho)