Stack Overflow: Entwickler nutzen JavaScript und lieben Rust

In der Entwicklerumfrage 2018 befindet sich außerdem Python im Aufwärtstrend. Bei den Tools ist Visual Studio Code äußerst beliebt. Hinsichtlich der künstlichen Intelligenz sehen Entwickler sich in der Verantwortung für die Algorithmen.

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Stack Overflow: Entwickler nutzen JavaScript und lieben Rust
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Von
  • Rainald Menge-Sonnentag
Inhaltsverzeichnis

Die Betreiber der Internetplattform Stack Overflow haben die Ergebnisse der Entwicklerumfrage 2018 veröffentlicht. Dieses Jahr nahmen gut 100.000 Entwickler aus 183 Ländern und Regionen an der Befragung teil. Die Fragen deckten nicht nur die meist genutzten und beliebtesten beziehungsweise unbeliebtesten Programmiersprachen und Werkzeuge ab, sondern widmeten sich auch Anwendungstrends und Gehaltsfragen. Bei den meisten Antworten waren Mehrfachnennungen möglich.

Wenig verwunderlich ist, dass JavaScript die Liste der am meist genutzten Sprachen mit 69,8 Prozent anführt. In der Gesamtübersicht, die nicht nur herkömmliche Programmiersprachen, sondern unter anderem auch Auszeichnungssprachen berücksichtigt, folgen HTML (68,5 %), CSS (65,1 %), SQL (57 %) und mit schon deutlichem Abstand Java (45,3 %). Insgesamt ist die Top 5 somit vom Spektrum des Full-Stack-Entwicklers geprägt. Knapp die Hälfte der Befragten (48,2 %) bezeichnen sich als solche, wobei sich 57,9 % auch beziehungsweise eher als Back-end- und 37,8 % als Front-end Developer sehen. Lediglich 20,4 Prozent sind Entwickler mobiler Anwendungen.

Die Liste der beliebtesten Programmiersprachen sieht deutlich anders aus als die der meist genutzten. Hier führt Rust das Feld mit 78,9 Prozent an, gefolgt von Kotlin mit 75, 1 % und Python mit 68 %. Letztere befindet sich insgesamt im Aufwärtstrend und hat auch bei der Verwendung inzwischen C# und PHP hinter sich gelassen. Die Liste der meist gewünschten Sprachen, die Entwickler noch nicht nutzen, aber lernen möchten, führt Python an. Ein Grund für die wachsende Beliebtheit dürfte der Einsatz der Sprache im wachsenden Bereich des Machine Learning sein.

Python liegt an der Spitze der Wunschsprachen

(Bild: Stack Overflow)

Erneut durften die Befragten nicht nur ihre Favoriten, sondern auch die Sprachen, vor denen es ihnen am meisten graut nennen. In der Kategorie war wie in den Vorjahren Visual Basic 6 der eindeutige "Gewinner" mit 89,9 Prozent, gefolgt von Cobol (84,1 %) und CoffeScript (82,7 %). Der Punkt beschreibt Sprachen, die Entwickler nutzen, aber loswerden möchten. Am meisten Geld verdienen Entwickler offensichtlich mit F#, wobei das Feld dicht besetzt ist und Ocaml, Clojure und Groovy ebenfalls Jahreseinkommen oberhalb von 70.000 US-Dollar im globalen Schnitt bringen.

Bei den Tools geben die Entwickler offensichtlich Microsoft überaus gute Noten. Die Liste der beliebtesten Entwicklungswerkzeuge führt das quelloffene Visual Studio Code (34,9 %) knapp vor Visual Studio (34,3 %) an. An dritter Stelle folgt Notepad++ (34,2 %). Befragte aus dem Bereich Sysadmin/DevOps favorisieren deutlich Vim (40,1 %), dem die Top-3-Tools der Gesamtauswertung folgen. Bei den Mobilentwicklern ist die Android-Plattform offensichtlich stärker bei den Befragten vertreten als iOS: Hier liegt Android Studio mit 56,6 Prozent vor Visual Studio Code (36,6 %) und XCode (35,1 %).

Bei den genutzten Frameworks bestimmt das Webumfeld unangefochten die Spitzenplätze mit Node.js (49,6 %), Angular (36,9 %) und React (27,8 %). .NET Core liegt knapp dahinter (27,2 %), und das Java-Framework Spring kommt auf 17,6 Prozent. In dieser Kategorie halten die Techniken des Machine Learning Einzug. TensorFlow kommt immerhin auf 7,8 %, Torch/PyTorch jedoch nur auf 1,7 %. TensorFlow führt das Feld der meist geliebten Frameworks an (73,5 %), wobei jedoch erwähnenswert ist, dass zahlreiche Frameworks dicht beieinander liegen. In der Top 5 folgen React (69,4 %), Torch/PyTorch (68 %), Node.js (66,4 %) und mit jeweils 66 % .NET Core, Spark sowie Spring.

Die Liste der beliebtesten Frameworks ist relativ breit gefächert.

(Bild: Stack Overflow)

Der künstlichen Intelligenz (KI) widmete sich ein eigener Fragenblock. Bei knapp Dreiviertel (72, 8 %) überwiegt die Begeisterung, und lediglich 19 Prozent äußern mehr Angst vor den Gefahren der KI als Optimismus. Ganz klar sehen die Befragten sich in der Verantwortung: 47,8 Prozent finden, dass Entwickler verantwortlich für die Konsequenzen von KI seien, lediglich 27,9 Prozent verwiesen auf Regierungen und andere Regulierungsinstanzen. 16,6 Prozent sehen die Verantwortung bei führenden Industrien und immerhin noch 7,7 Prozent finden, dass keiner verantwortlich sei.

Interessant sind auch die Antworten auf die Fragen zu ethischen Aspekten. 58,5 Prozent geben an, dass sie sich weigern würden, Code zu schreiben, den sie als klar unethisch betrachten. Etwa ein Drittel (36,6 Prozent) macht das Vorgehen von der Situation abhängig, und 4,8 Prozent haben offensichtlich keinerlei Bedenken. Schwierig ist der weitere Umgang mit ethischen Problemen im Code. Knapp die Hälfte machen die Entscheidung, ob sie ihn melden würden, vom Code abhängig. 35,7 Prozent wollen ihn innerhalb des Unternehmens und 13,1 Prozent öffentlich melden. 4,6 Prozent finden eine Meldung überflüssig. Übrigens sehen lediglich 19,7 Prozent die Verantwortung für Code, der etwas unethisches erledigt, bei den Entwicklern. 57,5 Prozent finden, dass das Management zuständig ist und 22,8 Prozent machen denjenigen, der die ursprüngliche Idee dafür hatte verantwortlich.

Darüber hinaus wirft die Umfrage wieder einen Blick auf die Gehalts- und Anstellungssituation. Interessant ist zudem ein Diagramm, das versucht, Zusammenhänge zwischen Techniken, Programmiersprachen, Datenbanken und Werkzeugen aufzuzeigen, Ein Blick auf das Open-Source-Engagement von Entwicklern zeigt, dass knapp die Hälfte Beiträge zu Open-Source-Projekten liefern. Besonders aktiv sind dabei wohl Entwickler, die mit Rust, Julia und Clojure arbeiten. Dagegen sind trotz des verstärkten Engagements von Microsoft in diesem Bereich Entwickler, die mit VBA, VB.NET und C# arbeiten, bei quelloffenen Projekten unterrepräsentiert. Gut 80 Prozent der Befragten programmieren auch hobbymäßig außerhalb der Arbeit.

Das Diagramm zeigt, wie Techniken im Entwickleralltag zusammenhängen.

(Bild: Stack Overflow)

Weitere Details wie dem anhaltenden Trend von DevOps und Zahlen zu den global recht unterschiedlichen Einkommen lassen sich den öffentlich zugänglichen Umfrageergebnissen entnehmen. Sie zeigen zudem, dass der durchschnittliche Entwicklerarbeitsplatz zwei Monitore hat und Entwickler auf ihre regelmäßigen Mahlzeiten achten. Frauen sind in der Befragung mit 6,8 Prozent nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. (rme)