Stadtbahnen in San Francisco: Abschied von Disketten für 212 Millionen US-Dollar
In San Francisco bilden 5,25-Zoll-Disketten eine Grundlage der Stadtbahn-Steuerung. Um das zu ändern, werden nun hunderte Millionen US-Dollar ausgegeben.
Der Betreiber der Stadtbahnen in San Francisco wird 212 Millionen US-Dollar (etwa 196 Millionen Euro) bezahlen, um deren Steuerung auf ein System zu aktualisieren, das nicht mehr auf 5,25″-Disketten beruht. Das berichtet jetzt jener Lokalsender ABC7 Bay Area News, der im Frühjahr auch auf die anachronistische Technik aufmerksam gemacht hat. Der Meldung zufolge hat das Leitungsgremium der San Francisco Municipal Transportation Agency einen Vertrag mit dem japanischen Unternehmen Hitachi Rail abgeschlossen, der die Modernisierung zum Ziel hat. Diese soll bis 2028 abgeschlossen sein.
Disketten und kritische Infrastruktur
Installiert wurde das automatische Zugkontrollsystem der sogenannten Muni Metro bereits 1998, ausgelegt war es für den Einsatz von 20 bis 25 Jahren. Die sind inzwischen abgelaufen, ein Upgrade hat auf sich warten lassen. Als das System installiert wurde, sei es das modernste seiner Zeit gewesen, hieß es damals noch. Es ist für die automatische Steuerung der Stadtbahnen im Tunnel unter der beliebten Market Street verantwortlich. Die nötigen Daten werden jeweils übertragen, wenn die Züge in den Tunnel einfahren. Das System selbst wird jeden Morgen über drei 5,25″-Disketten programmiert.
In die Jahre gekommene Technik, die an teils kritischen Stellen der Infrastruktur zum Einsatz kommt, sorgte zuletzt immer wieder für Aufsehen. So hat im Sommer das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr die Entwicklung eines "emulierenden Speichersystems zum Ersatz der Floppy Disk Einheit" für den Einsatz auf Kriegsschiffen ausgeschrieben. Erst wenige Jahre vorher wurde ein Steuerungssystem für US-Atomwaffen von 8″-Disketten auf SSDs umgestellt.
(mho)