Standardisierung biometrischer Verfahren für "kompatible Pässe"

Deutschland wird nicht im Alleingang Ausweise oder Pässe mit biometrischen Merkmalen einführen, sondern die Einführung eng mit anderen EU-Staaten abstimmen.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Deutschland wird nicht im Alleingang Ausweise oder Pässe mit biometrischen Merkmalen einführen, sondern die Einführung eng mit anderen EU-Staaten abstimmen. Zunächst steht jedoch die Harmonisierung der EU-Visa an vorderster Stelle.

Ein entsprechendes Arbeitspapier legte die Europäische Kommission schon Anfang Oktober vor. Darin heißt es: "Die Lichtbildintegration wird auch den weiteren Weg ebnen für eine Speicherung in einem künftigen Visa-Informationssystem mit Suchfunktionen." In der intelligenten Auswertung der Lichtbilder sehen Experten die wahrscheinlichste Anwendung biometrischer Verfahren bei Ausweisdokumenten. Bereits im September 2000 entschloss sich die zivile Luftfahrtbehörde der Vereinten Nationen ICAO (International Civil Aviation Organization) das biometrische Verfahren der Gesichtserkennung zu favorisieren. ICAO ist zuständig für die internationale Harmonisierung des Ausweis- und Passwesens. Seit Jahren arbeitet die UN-Behörde daran, biometrische Merkmale in maschinenlesbare Ausweise zu integrieren.

Beurteilt hatte ICAO die verschiedenen biometrischen Verfahren nach Kriterien wie Einführungsaufwand, Erneuerbarkeit, den Anforderungen an eine maschinenlesbare Identifizierung, der Redundanz, Speichermöglichkeiten und Performanz. Die höchsten Werte erzielte die Gesichtserkennung mit 85 Prozent, gefolgt von Fingerabdruck mit knapp 70 Prozent. Der Vorteil der Gesichtserkennung liege darin, dass Passbilder bereits auf den Ausweisen verwandt werden und nur entsprechend ausgewertet werden müssten. ICAO einigte sich damals darauf, Pilottests durchzuführen. Ziel ist es, einen global interoperablen Biometriestandard für maschinenlesbare Ausweise zu finden.

Dennoch verlief die Arbeit von ICAO bis zu den Terroranschlägen vom 11. September sehr schleppend. Danach jedoch verlangte der Generalsekretär der ICAO, Renato Cláudio Costa Pereira, eine "neue globale Sicherheitskultur" einzuführen, die auch "neue Technologien wie Biometrie und maschinenlesbare Reisedokumente" beinhaltet, um eine "nahtlose Kommunikation zwischen der Luftfahrtindustrie, den Einwanderungsbehörden und Strafverfolgern" zu ermöglichen.

Vor allem die USA üben über die internationale Standardisierungsorganisation ISO, die der ICAO zuarbeitet, mehr Druck aus. ISO richtete im März 2002 auf Antrag der USA beim ISO-Gemeinschaftskomitee für Informationstechnik JTC1 ein neues Sub-Komitee "Biometrie" ein. Bislang kümmerten sich die Arbeitgruppen JTC1/SC 17 "Smartcards" und SC 27 "IT-Security" um biometrische Anliegen. Dabei arbeitete eine Arbeitsgruppe (WG 3) von SC 17 direkt der UN-Behörde ICAO zu.

Das US-amerikanische Normungsinstitut ANSI ist nun von ISO aufgefordert, den vorgesehenen Umfang und das Arbeitsprogramm näher zu spezifizieren. Hierfür wird ein "60-Day Letter Ballot on the establishment of a new JTC 1 Subcommittee for Biometrics" durchgeführt. In den USA koordinieren US-Behörden wie das NIST, das Verteidigungsministerium sowie die NSA die Erarbeitung eines gemeinsamen Standards. Die deutsche Position zum neuen Sub-Komitee "Biometrie" wird am heutigen Donnerstag bei einer Sitzung im deutschen Normungsinstitut DIN festgelegt. Parallel dazu diskutieren in diesen Tagen JTC 1/SC 17 wie auch SC 27, ob sie weitere Themen aus der Biometrie in ihr Portfolio aufnehmen können. (Christiane Schulzki-Haddouti) / (jk)