"Starshot": Nano-Raumschiffe sollen in 20 Jahren zu Alpha Centauri rasen

Erst vor kurzem hatte ein Physiker ein Konzept vorgestellt, um winzige Raumschiffe in vergleichsweise kurzer Zeit zu anderen Sternen zu schicken. Nun investiert ein russischer Milliardär 100 Millionen US-Dollar, um daraus Realität werden zu lassen.

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"Breakthrough Starshot": Tausende Nanoraumschiffe in 20 Jahren zu Alpha Centauri

Konzept für das Raumschiff am Sonnensegel

(Bild: Breakthrough Starshot)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der russische Milliardär Yuri Milner will 100 Millionen US-Dollar investieren, um zu zeigen, dass die Technik existiert, Raumschiffe in großer Zahl und vergleichsweise kurzer Zeit zu unserem Nachbarstern Alpha Centauri zu schicken. Gemeinsam mit dem Physiker Stephen Hawking kündigte er dazu in New York das Projekt "Breakthrough Starshot" an. Dabei sollen Nano-Raumschiffe entwickelt werden, die an Sonnensegeln hängend und von gewaltigen Laserstrahlen angetrieben mit 20 Prozent der Lichtgeschwindigkeit zu ihren Zielen rasen. Die sollen sie dann während ihres raschen Vorbeiflugs erforschen und die Daten zur Erde senden.

Grundlage der Idee ist ein Konzept des Physikers Philip Lubin. Das sieht äußerst leichte Raumschiffe vor, bei denen alle Komponenten – also Kameras, Energieversorgung sowie Navigations- und Kommunikationsinstrumente – auf einem Wafer versammelt sind. Den will "Starshot" an einem deutlich größeren Sonnensegel befestigen, auf das von der Erde aus mehrere Laserstrahlen gerichtet werden. Die sollen das Mini-Raumschiff innerhalb weniger Minuten auf Reisegeschwindigkeit beschleunigen – 20 Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Solche Raumschiffe könnten massenhaft produziert und losgeschickt werden, um eventuelle einzelne Ausfälle zu kompensieren.

Leiten soll das Projekt Pete Worden, ehemaliger Chef des AMES Research Centers der NASA, die Aufsicht sollen Milner, Hawking und Facebook-Chef Mark Zuckerberg ausüben. Die Verantwortlichen versichern, dass all die benötigte Technik bereits heute existiert oder in naher Zukunft existieren dürfte. Die Raumschiffe sollen in einigen Jahrzehnten zu ihrer interstellaren Reise starten. Bis dahin planen sie zuerst, Nano-Raumschiffe zur Erkundung des Sonnensystems auszusenden, um das Konzept zu testen. Sie könnten etwa statt in neun Monaten in einer Stunde den Mars erreichen oder in einem Tag den Pluto (wofür New Horizons neun Jahre brauchte). Was sie von dort – oder später von Alpha Centauri – zur Erde senden, könnte mit eben jenen Teleskopen empfangen werden, die zum Reisebeginn die Laserstrahlen aussenden.

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Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass Astronomen in den nächsten zwei Jahrzehnten herausfinden werden, ob es bei Alpha Centauri tatsächlich Exoplaneten gibt. Die Nano-Raumschiffe könnten dann in einer Entfernung von einer Astronomischen Einheit (rund 150 Millionen Kilometer) an solch einem Himmelskörper vorbeifliegen und Bilder machen, die dessen Oberfläche scharf zeigen. Für eine vergleichbare Auflösung müsste ein erdgebundenes Teleskop einen Durchmesser von 300 Kilometern haben, schreiben sie.

Auf dem Weg zu diesem ambitionierten Ziel gebe es aber noch einige Hürden zu überwinden, räumen die Verantwortlichen ein. Keine spreche aber prinzipiell dagegen. Alle wurden auf einer eigenen Seite aufgelistet, damit Interessierte sich ein eigenes Bild und eventuell auch Vorschläge machen können. Im Gegenzug verpflichtet Milner das Projekt auf Transparenz und den Grundsatz des Open Access. "Die Geschichte der Menschheit sei eine der großen Schritte," erklärt Milner: "Auf den Tag vor 55 Jahren erreichte Juri Gagarin als erster den Weltraum. Heute bereiten wir den nächsten großen Schritt vor – den zu den Sternen."

Yuri Milner hatte gemeinsam mit Stephen Hawking vergangenen Sommer das Projekt "Breakthrough Initiatives" vorgestellt, das sich der Suche nach außerirdischem Leben widmen soll. Dafür gesammelte Daten haben die Verantwortlichen nun ebenfalls ins Netz gestellt. Interessierte können die herunterladen, sollten sich aber vorher mit dem Datenformat auseinandersetzen, empfehlen die Verantwortlichen. (mho)