Start der Referenzplattform für digitalen Behördenfunk in Nordrhein-Westfalen

Etwa 370 Basistationen und 110 Leitstellen bekommen Funksender für den BOS-Digitalfunk. Dazu kommen 10.000 Polizei-, 13.300 Feuerwehr- und Rettungs- sowie 2500 Katatstrophenschutz-Fahrzeuge. Auch sind rund 50.000 neue Handfunkgeräte notwendig.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Mit dem berühmten Druck auf den Sprechknopf hat der nordrhein-westfälische Innenminister Ingo Wolf (FDP) die Referenzstandorte für die Einführung des digitalen BOS-Funks (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) in Betrieb genommen. An drei Standorten in Münster und Duisburg werden verschiedene Geräte und Leitstellen-Systeme getestet und die europaweite Ausschreibung vorbereitet. Insgesamt rechnet Nordrhein-Westfalen mit einem Investitionsvolumen von 500 Millionen Euro.

In Nordrhein-Westfalen werden etwa 370 Basistationen und 110 Leitstellen mit Funksendern für den BOS-Digitalfunk ausgerüstet. Bei der Polizei müssen etwa 10.000 Fahrzeuge, bei Feuerwehr und Rettungsdiensten 13.300, beim Katastrophenschutz 2500 Einsatzwagen mit dem neuen Funk ausgerüstet werden. Hinzu kommen rund 50.000 Handfunkgeräte für die Einsatzkräfte vor Ort. In den vorkalkulierten Kosten von 500 Millionen Euro ist auch Schulung von ca. 210.000 Personen enthalten, die mit dem neuen Funksystem arbeiten müssen.

Der erste Abschnitt des Sendenetzes wird im Regierungsbezirk Köln in den nächsten Wochen in Betrieb genommen. Um diesen Kern herum wird das BOS-Netz Stück für Stück so erweitert, dass mit den installierten Basisstationen eine optimale Abdeckung erreicht wird. Mit dieser "heuristischen" Methode in der Feinplanung will man Probleme umgehen, die in den (topographisch einfacheren) Niederlanden beim Aufbau des C2000-Netzes den BOS-Funk behinderten. Dort wurde das Funknetz ausschließlich am Rechner geplant und wies nach der Installation etliche Funklöcher auf. Ob die ursprüngliche Zielvorgabe eingehalten wird, das Gesamtsystem bis 2010 zu errichten, sei nicht dramatisch, erklärte Innenminister Wolf zum Projektstart. Sicherheit gehe vor Schnelligkeit. "Der Aufbau des Digitalfunknetzes ist eines der größten technischen Modernisierungsprojekte für uns."

Insgesamt werden 422 Feuerwehren und 96 Werkfeuerwehren sowie 55 Polizeibehörden neu ausgestattet. Mit Referenzanlagen bei der Zentrale für Polizeiliche Dienste in Duisburg und dem Institut der Feuerwehr sowie dem Landesamt für Ausbildung der Polizei (beide in Münster) wird die Interoperabilität verschiedener Systeme getestet. Derzeit sind Geräte von EADS, Motorola und Sepura im Test, weitere Hersteller sollen folgen. Im Unterschied zu anderen Bundesländern setzt NRW bei der Alarmierung von Einsatzkräften nicht auf die Alarmfunktion nach dem TETRA-Standard des neuen Digitalfunks, sondern auf den POCSAG-Standard mit einem eigenen digitalen Funknetz. Im Unterschied zu Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz, wo die Zahl der Leitstellen stark verringert wird, behält Nordrhein-Westfalen seine Leistellendichte mit jeweils 55 Leitstellen für die Polizei und Feuerwehr/Rettungsdienste. Nur in Wuppertal und Remscheid werden die Leitstellen technisch zusammengelegt. Auch das vor allem von Niedersachsen betriebene Konzept der "bunten Leitstellen", die gemeinsam für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste zuständig sind, wird nicht verfolgt, nachdem ein entsprechendes Pilotprojekt mit der Bewertung "nicht zweckdienlich" abgeschlossen wurde. (Detlef Borchers) / (jk)