Deutscher Startup Monitor 2023: Geschäftsklima kühlt deutlich ab

Die hiesige Startup-Welt leidet unter aktuellen Krisen, Konjunkturschwäche und Inflation. Die Stimmung liegt nur knapp über dem Tiefpunkt im Corona-Jahr 2020.

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(Bild: Vintage Tone/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Achim Born

Zwischen Inflation, Zinswende, Wirtschaftsflaute und starker Zurückhaltung im Investmentsektor kühlt die Stimmung in der deutschen Startup-Szene weiter ab. Das offenbart der jüngste Deutsche Startup Monitor (DSM), den wie gewohnt der Startup-Verband und PwC Deutschland in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen erstellt hat. Der Negativtrend im Hinblick auf das Geschäftsklima setzte sich demnach unter den knapp 2000 befragten Firmen in diesem Jahr fort. Mit nunmehr 38,1 Punkten hat der entsprechende Saldo in den letzten beiden Jahren 14,1 Punkte verloren und nähert sich immer stärker dem bisherigen Tiefpunkt von 31,8 im Corona-Jahr 2020 an. Zum Vergleich: 2018, 2019 und 2021 lag der Indikator für das Startup-Geschäftsklima bei über 50 Punkten.

Neben der Geschäftslage hat sich zudem die allgemeine Einschätzung zum hiesigen Ökosystem für Jungunternehmen eingetrübt. Mit 58 Prozent positiven Bewertungen liegt sie zehn Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Dabei schnitten vornehmlich die Bewertungen der Kooperationsmöglichkeiten mit etablierten Firmen als auch der Zugang zu Kapital schlechter ab. Überhaupt bleibt die Kapitalbeschaffung ein komplizierte und komplexe Angelegenheit. Unter den Finanzierungsquellen stellen staatliche Fördermittel insbesondere in der Frühphase weiterhin eine zentrale Säule dar, die nahezu jedes zweite Start-up als Finanzierungsweg nutzt.

Bei den Finanzierungsquellen klafft weiterhin eine große Lücke zwischen Wunsch (bevorzugt) und Wirklichkeit (genutzt).

(Bild: Deutscher Startup Monitor 2023)

Strategische Investoren und Wagniskapitalgeber haben als bevorzugte Finanzierungsquelle an Attraktivität verloren. Während im vergangenen Jahr noch 44 Prozent der Start-ups in ihrer Planung eine Finanzierung durch Venture-Capital (VC) bevorzugt haben, sinkt dieser Wert in der diesjährigen Umfrage deutlich auf knapp über ein Drittel. Ähnlich fallen die Ergebnisse (42,6 auf 32,5 Prozent) in der Wertschätzung strategischer Investoren wie Unternehmen oder Family-Offices aus. Das tatsächliche Engagement fällt mit 18,6 Prozent beziehungsweise 13,9 Prozent deutlich zurückhaltender aus. Überhaupt schätzen lediglich fünfzehn Prozent der Gründerinnen und Gründer die Investmentbereitschaft der VCs und Business Angels als positiv ein.

Die Zahlen deuten an, dass Start-ups im Kontext des schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds allem Anschein nach in puncto Finanzierungserwartung und Wachstumsstrategie nachjustiert haben. Als Reaktion legen viele Start-ups (36 Prozent) beispielsweise aktuell mehr Wert auf Profitabilität statt Wachstum. Dabei greifen sie zum einen auf die üblichen Instrumente wie Zurückfahren von Neueinstellungen (33,5 Prozent) und Kostensenkungsprogramme (25,8 Prozent) zurück. Zum anderen hat jedes fünfte Unternehmen eine Finanzierungsrunde verschoben. Dazu passt, dass bei den Nennungen auf die Frage nach den Top-Herausforderungen (Grafik 2) die Punkte Kapitalbeschaffung und Cashflow/Liquidität an Gewicht gewinnen, während die Unternehmen Personalplanung und -rekrutierung im Vergleich zu 2022 inzwischen entspannter betrachten.

Kapitalbeschaffung und Cashflow rücken gegenüber Personal in den Fokus.

(Bild: Deutscher Startup Monitor 2023)

Trotz des angespannten wirtschaftlichen Umfelds und der gesunkenen Investitionsdynamik liegt die durchschnittliche Angestelltenzahl der befragten Start-ups mit 18,9 im Schnitt sogar leicht über dem Vorjahreswert. Fünfzehn Prozent mussten zwar im vergangenen Jahr Entlassungen vornehmen, im gleichen Zeitraum stellten allerdings 56 Prozent weiter ein, sodass im Schnitt acht neue Stellen geschaffen wurden. Geplant waren laut dem vorjährigen Monitor ursprünglich neun neue Angestellte. Für die kommenden zwölf Monate fällt die Personalplanung nun mit acht zusätzlichen Stellen aus. Der vollständige Deutsche Startup Monitor findet sich über den Link.

(pst)