Strategiespiel Go: Drei Menschen und eine Maschine spielen um Weltmeisterschaft

Die japanische Profi-Organisation Nihon Kiin richtet eine Weltmeisterschaft im Strategiespiel Go aus: China, Japan und Korea durften je einen Vertreter entsenden, der Vierte im Bunde ist eine Maschine.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 16 Kommentare lesen
Strategiespiel Go: Drei Menschen und eine Maschine spielen um Weltmeisterschaft

(Bild: www.worldgochampionship.net)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dr. Harald Bögeholz

Ein Jahr ist es jetzt her, dass der Google-Tochter DeepMind der große Durchbruch der künstlichen Intelligenz im asiatischen Strategiespiel Go gelang. Ihr Programm AlphaGo besiegte den Spitzenspieler Lee Sedol (9p) 4:1. Möglich wurde dies durch eine neuartige Kombination der bisher besten Suchtechnik MCTS (Monte Carlo tree Search) mit neuronalen Netzen.

Das DeepMind-Team veröffentlichte die Funktionweise von AlphaGo in Nature und in der Folge stürzten sich die Go-Programmierer aus aller Welt darauf und integrierten diese und ähnliche Ideen in ihre Programme – mit dem Erfolg, dass jetzt Smartphones auf dem Niveau der stärksten Amateure spielen.

Eines dieser Projekte ist DeepZenGo: Zen war vor AlphaGo eines der stärksten MCTS-Go-Programme und sein Entwickler Hideki Kato suchte sich Kooperationspartner aus Industrie und Forschung, um Zen mit Deep-Learning-Methoden zu kombinieren und eines Tages AlphaGo zu schlagen. AlphaGo hat sich seitdem aber rar gemacht und ist nicht öffentlich gegen andere Maschinen angetreten. Deep Zen konnte im November immerhin einen Achtungserfolg erringen und spielte 1:2 gegen die Go-Legende Cho Chikun.

Nun hat das japanische Go-Institut Nihon Kiin eine Go-Weltmeisterschaft ausgerichtet, zu der die drei Go-Nationen China, Japan und Korea jeweils einen Vertreter entsenden durften. Und der Vierte im Bunde ist Zen, das stärkste japanische Go-Programm. Das Turnier ist dotiert mit 50 Millionen Yen (etwa eine halbe Million Euro) und findet ab heue in Osaka statt. Für Japan spielt Yuta Iyama (Platz 7 auf der Weltrangliste), für Korea Park Jeong Hwan (Platz 2), für China Mi Yu Ting (Platz 3). An drei Tagen spielt jeder gegen jeden und bei Gleichstand wird es einen vierten Spieltag geben.

Zen läuft auf einem Dual-Xeon-Server mit vier Nvidia-Grafikkarten vom Typ Titan-X – eine Maschine, die man anders als das Google-Cluster von AlphaGo zum Veranstaltungsort tragen kann. Erst am vergangenen Wochenende war Zen mit dieser Hardware bei dem jährlich ausgerichteten Computer-Go-Turnier der University of Electro-Communications (UEC) in Tokio angetreten, dem UEC Cup. Dort musste es sich überraschend einem Neueinsteiger geschlagen geben und belegte nur den zweiten Platz. Sieger wurde das Programm "Fine Art" der chinesischen Internet-Firma Tencent.

Die Partien beginnen um jeweils 10.30 japanischer Ortszeit (2:30 MEZ) und werden live auf YouTube übertragen. Bei drei Stunden Kernbedenkzeit pro Spieler darf man mit einer Dauer von ca. 7 Stunden rechnen: Pünktlich zur Frühstückspause in Deutschland gibt es also jeweils Ergebnisse.

Und hier ist das erste: Mi Yu Ting (Schwarz) gewinnt gegen DeepZenGo (Weiß) durch Aufgabe – wobei das Ergebnis laut den Profi-Kommentatoren Michael Redmond (9p) und Antti Törmänen (1p) mit 1,5 Punkten durchaus knapp hätte sein können.

Update: Und hier das Ergebnis der Partie Japan gegen Korea: Nach über 7 Stunden Spielzeit (in der letzten Stunde hatten beide Spieler jeweils nur eine Minute Bedenkzeit pro Zug) gewinnt Park Jeong Hwan (Schwarz) gegen Yuta Iyama (Weiß) durch Aufgabe. Somit liegen Korea und China vor Japan und Maschine – zweimal Japan, wenn man so will. Morgen um 2:30 Uhr MEZ geht es weiter. Es spielen: Maschine gegen Korea und China gegen Japan. (bo)